Die Farce eines Masterstudiengangs!

Dieser Masterstudiengang ist von mir nicht zu empfehlen - hier einige Kritikpunkte, weshalb dies so ist, alternative Empfehlungen für Interessierte, und trotz allem, ein wenig Lob.

Kritikpunkte:
1. Der größte und entscheidende Kritikpunkt betrifft seinen philosophischen Bereich: In diesem gibt es fast keine eigenständigen Master-Seminare (höchstens 1 pro Semester), d.h. man „muss“ fast ausschließlich BA-Seminare belegen, die klarerweise nicht auf Masterniveau sind. Dies gilt ebenso für die Beurteilung von Seminararbeiten und Essays, da dieselben Kriterien für Bachelor- & Masterstudierende gelten. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Seminarthemen sowie ein qualitativer Ausbau der philosophischen Fähigkeiten kann so nicht entstehen, und dies ist eines Masterstudiengangs unwürdig. Dieses fehlende Masterniveau fällt einem besonders auf, wenn man die (Wahl)Pflichtveranstaltungen innerhalb des Psychologie- und Neurobereichs besucht - dort herrscht Masterniveau vor, so wie es sich für einen richtigen Master gehört.

2. Weiters ist die „hoch angepriesene“ Interdisziplinarität sehr asymmetrisch, da die drei zentralen Institute (Philosophie, Psychologie, Neurowissenschaften) mehr in Konkurrenz zueinander stehen, als dass sie als Kooperationspartner fungieren. Während die Ergebnisse und Methoden der empirischen Wissenschaften im philosophischen Bereich durchaus miteinbezogen und analysiert werden (können), wird die philosophische Perspektive von Seiten des empirischen Bereichs weder in die Veranstaltungen eingebaut noch geschätzt oder gewünscht (besonders auf seiten der Psychologie-Dozenten werden PNK-Studierende nicht gerne gesehen, was bereits zu „großen Reibereien“ und auch zu Veränderungen des Master-Curriculums führte. Oftmalige Curriculum-Änderungen scheinen bei diesem Studiengang ohnehin eine Normalität zu sein, was nicht gerade für seine Stabilität und Qualität spricht).

3. Die philosophische Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Themengebieten ist nicht das Gleiche, wie eine naturwissenschaftliche Ausbildung. Die Bezeichnung Master of Science suggeriert jedoch eine naturwissenschaftliche Ausbildung, welche aber fadenscheinig ist, denn es fehlen grundlegende Vertiefungen in Statistik, Methodik sowie in praktischen Erfahrungen naturwissenschaftlichen Forschens. Deshalb ist die Verwendung des „M.Sc.“ als Abschluss irreführend. Dies sollte allen, die eine Promotion in der Neurowissenschaft oder Psychologie anstreben, zu denken geben.

4. Kleinere Kritikpunkte, welche bereits auf den BA-PNK zutreffen (wie z.B. seine teils unstrukturierte Organisation), treffen ebenso auf den Master zu, was auch seine Eigenständigkeit weiter untergräbt.

Lob: Wenn ich, neben den sehr interessanten Themengebieten, etwas substantiell Positives für diesen Master finden kann, dann auf seiten der Praktischen Philosophie. Deren Dozenten lehren nicht nur sehr zeitgenössische Themen der Bio-, Medizin-, Tier- und Umweltethik, sondern weisen auch ein sichtbares Interesse an hochwertiger Lehre, im Rahmen der strukturellen Möglichkeiten, auf. Dies ist meines Erachtens zu honorieren.

Meine Empfehlungen für Interessenten:
- Wer Interesse an der Philosophie des Geistes oder einer Wissenschaftstheorie, welche sich mit der Erforschung des Mentalen beschäftigt, hat, wählt für den Master besser die RU Bochum oder die HU Berlin (besonders für diejenigen empfehlenswert, welche „Neurophilosophie“ interessiert).

- Für Interessenten mit Fokus auf die Kognitionswissenschaften ist besonders Osnabrück (aber auch Bochum) anzuraten.

- Wer in modernen Themen der Ethik, wie z.B. „Ethik der KI“ oder „Neuroethik,“ sein Interesse wiegt, sollte besser einen klassischen Master in Philosophie absolvieren und seine Schwerpunkte darauf ausrichten, da in der Praktischen Philosophie nicht nur ein MA-Abschluss präferiert wird, sondern eine richtige philosophische Ausbildung für ethische Analysen ohnehin anzuraten ist.

- Wer in die Psychologie oder Neurowissenschaften gehen möchte bzw. seinen Bachelor in diesen absolvierte, oder wer bereits Absolvent des BA-PNK ist (durch den Master lernt man nicht mehr allzu viel hinzu), sollte diesen Master ebenso nicht wählen!

Fazit: So interessant dieser Master thematisch auch ist, so macht dies die ehrheblichen Defizite in Tiefgang, Organisation und qualitativer Ausbildung nicht wett, weshalb er nichts weiter als ein etwas „gehobener“ Bachelor ist. Er ist ein halbherziger Versuch viele unterschiedliche Disziplinen und Themengebiete auf Masterniveau unter einen Hut zu bringen, doch scheitert er hierbei kläglich - ein besseres Urteil kann ich ihm nicht geben! Hochschulpolitisch scheint er ohnehin nur zu existieren, um eine bestimmte Dozentenstelle zu rechtfertigen - dies schlägt sich leider in der Qualität dieses Studiengangs nieder. Da für ein Masterstudium mit diesen Themengebieten auch im deutschsprachigen Raum bessere Alternativen vorhanden sind, sind diese meines Erachtens vorzuziehen.