Quantität vor Qualität!

Zu Beginn: Den Modellstudiengang in Bielefeld gibt es erst seit dem Wintersemester 2021/22, also sind wir die erste Kohorte, die hier überhaupt Medizin studiert und das auch erst seit ein paar Monaten.

Bisher würde ich trotzdem absolut niemandem raten, in Bielefeld zu studieren.
Zunächst einmal ergibt die Planung einfach keinen Sinn. Wir haben circa 30 verschiedene Fächer; alle vorklinischen Fächer (also die Naturwissenschaften plus Biochemie, Physiologie, Histo, Anatomie (ohne Präparierkurs) sowie diverse klinische Fächer, die teils offenbar extrem willkürlich ausgesucht worden sind (Viszeralchirurgie im 1. Semester??). Dazu kommen dann noch zahlreiche verpflichtende Laber-Veranstaltungen wie die POL-Gruppen oder die s.g. Kompetenzkonferenzen. Und natürlich Unterricht am Krankenbett, Untersuchungskurse, Skills Lab, ....
Alles im 1. Semester, mitunter alles in einer einzigen Woche.

Da ist es dann auch kein Wunder, dass wir terminierte 55-Stunden-Wochen haben (also nur die Veranstaltungen im Stundenplan), PLUS Selbstlernzeit, PLUS Anfahrtswege etc. Die Dozenten sehen das Arbeitspensum der Studierenden vielfach nicht, es wird auf Nachbereitung zu Hause gesetzt, was ja eigentlich auch selbstverständlich ist, wäre da nicht schon der 10-Stunden-Tag an der Uni, nachdem man sich dann müde, hungrig und ausgelaugt nochmal hinsetzen und nachlernen darf.


Es ist klar, dass ein Medizinstudium kein Zuckerschlecken ist und auch keinen großen Spaß macht, aber in Bielefeld wird einfach übertrieben. All die scheinbar innovativen und hochkarätigen Vorhaben der Fakultät werden bisher einfach gänzlich auf den Rücken der Studierenden ausgetragen. Möglicherweise wird in den kommenden Semestern mehr auf die Kritik der Studierenden eingegangen, das wäre zumindest wichtig. Auf die Dauer kann es jedenfalls nicht gesund sein, hier zu studieren und das sollte sich wirklich keiner freiwillig antun.