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Jeden Tag depressiv

Medizin (Staatsexamen)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    1.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Gesamtbewertung
    1.8
Ich bin seit ich das Studium begonnen habe depressiv.
Meine Eltern sagen mir, ich soll aufhören, weil ich kaputtgehe daran.
Aber ich will doch Medizinerin werden, und an eine andere Uni wechseln kann ich nicht mehr.

In Biochemie wird man an die Wand gestellt und vor allen anderen Studierenden mündlich abgeprüft. Je nach Prüfer herrschen sehr unterschiedliche Bedingungen. Bei manchen Prüfern weiß man vorher, wann man zu welchem Thema drankommt, bei anderen weiß man es nie.
Man steht dann dort, kann sich nirgends festhalten, darf sich nicht hinsetzen, fühlt sich schon allein aufgrund dieses Settings fix und fertig. Dann bekommt man sehr leicht einen totalen Black-Out.
Alle anderen gucken und hören zu, wie man sich blamiert.
Es heißt dann, das sei gut für uns Studierenden, weil wir dadurch lernen, aus den Prüfungen der anderen lernen.
Aber es ist nur Schikane.
Die Zeit reicht auch nie.
Man weiß gar nicht, was man überhaupt genau lernen muss, und dann ist die Zeit schon rum.

Außerdem schert sich die Uni nicht um die Einhaltung des Datenschutzes.
Die Matrikelnummern der Studierenden werden nicht geschützt, man kann ohne Probleme herausfinden, wer welche Nummer hat. Die Prüfungsergebnisse werden aber ebenfalls immer anhand der Matrikelnummern veröffentlicht -> Keinerlei Anonymität mehr.
Der Uni ist sowas total egal.
Wir haben keine Recht. Das denkt man immer wieder.
Friss oder stirb.
Wer aufmuckt, hat bereits verloren.
Man muss gucken, dass man selbst irgendwie überlebt, das ist es, was alle versuchen.

Wir werden auch in der Vorklinik noch immer gezwungen, in Formalin-Dämpfen zu arbeiten, von denen inzwischen bekannt ist, dass sie krebserregend sind.
Wir müssen dann in großem Stil Unterschriften abgeben, dass wir aufgeklärt wurden, aber wirklich viel dazu gesagt wird nie. Außer, dass es ja nicht wirklich schlimm sei, schließlich alle Dozenten der Anatomie noch immer gesund seien, haha.
Und wer eben nicht unterschreibt, tja, für den endet hier dann bereits der Traum vom Medizinstudium. Also unterschreiben alle.
Mir geht es jedes Mal schlecht während und nach den Anatomie-Kursen. Und ich habe das Gefühl, es wird danach auch nicht wieder besser. Man ist richtig vergiftet und fühlt sich elend.
Ich halte das Arbeiten an den echten und Formalin-getränkten Präparaten ("Leichen") für total überflüssig. Da wir auch dort ständig nur geprüft werden und unter massivem Druck stehen, ist es ohnehin kein Ort, an dem man was lernen kann.
Künstliche Präparate würden vollkommen ausreichen, und die müsste man dann auch nicht so "bewachen", so daß wir freieren Zugang dazu bekommen könnten.
Wenn man irgendwann mal alles gelernt hat, dann könnte man ja immer noch (auf freiwilliger Basis) den Zugang zu echten Präparaten ermöglichen. Aber vorher ist es meines Erachtens einfach nur Quatsch, weil wir doch eh erstmal alles lernen müssen, da reichen auch standardisierte Modelle.
Aber die Dozenten "hängen" sehr an diesem Präparieren. Das merkt man sofort. Als der Präparierkurs vorübergehend ausgefallen war wegen zu hoher Formalinwerte (die es seit Jahrzehnten gegeben hatte, ohne dass es seitens des Fachbereichs je jemanden gestört hätte - aber nun gab es eben ein entsprechendes Gesetz, das das Arbeiten unter diesen Umständen für die Studierenden verbot), wurden die Studierenden in der Vorlesung von einem der Direktoren mehr oder weniger sanft aber klar dazu "ermuntert", doch gegen diese Streichungen zu protestieren. Und wie es so ist, es findet sich immer ein braver Student, der dem dann auch Folge leistet und brav "protestiert".
Es mag auch Leute geben, die das Präparieren toll finden und da gut lernen. Ich kenne sie persönlich nicht.
Ich frage mich manchmal, ob vielleicht sogar ganz andere, nämlich finanzielle, Gründe vorliegen, weshalb der Fachbereich so an diesen Präparierkursen festhält und uns einredet, ohne sie könnten wir nicht gut ausgebildet werden.
Soweit ich weiß, werden noch Schulungen an diesen Leichen durchgeführt, wahrscheinlich mit der Industrie oder privaten Firmen oder so. Ich nehme an, dass das recht lukrativ für die Uni ist. Und vielleicht gibt es da irgendeinen Zusammenhang? Vielleicht wird die "Lehre" an den Leichen als Alibi benötigt?
Das sind jetzt Spekulationen, ich kann es nicht genau wissen, aber man macht sich seine Gedanken, denn der Leidensdruck ist auch hier recht hoch, da einem nach den Kursen oft so übel ist, dass man gar nicht mehr klar denken kann.
Es ist aber seitens des Fachbereichs nicht vorgesehen oder möglich, das Studium zu absolvieren, ohne an all diesen Präparierkursen teilgenommen zu haben. In gewisserweise ist das hier ein Handel mit unserer Gesundheit, finde ich.

Genug Geld muss der Fachbereich schon haben. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass es für die richtigen Dinge eingesetzt wird.
Kürzlich wurde eine weitere Internet-Platform für die Prüfungsverwaltung eingerichtet. Mehr als 2 Millionen Euro soll das gekostet haben laut Aussage des früheren Dekans (der einer von den netteren und menschlicheren Professoren bei uns ist, der aber halt auch nie wirklich was an den Prüfungs- und Studien- Situationen für uns geändert hat).
Die neue Platform ist nicht nur in meinen Augen total überflüssig gewesen (es gab bereits eine ähnliche Platform, und wir müssen nun nur noch ein Passwort mehr im Kopf behalten und regelmäßig auch dort nach Neuigkeiten schauen, um nichts Wichtiges zu verpassen). Noch dazu funktioniert sie nicht mal richtig, es gibt nur Probleme mit der Technik, in einer Tour.

Trotzdem werden immer viel mehr Studenten im ersten Semester aufgenommen als es Plätze in der Klinik gibt.
Die anderen werden dann "rausgesiebt", rausgeprüft.
Auch was die Gründe hierfür angeht, kann ich wieder nur spekulieren.
Es geht aber das Gerücht, dass die Uni hohe Geldbeträge für jeden Studierenden erhält, der neu in Frankfurt anfängt, Medizin zu studieren. Angeblich dies unabhängig davon, wie lange er auch dabeibleibt.
Das wäre zumindest eine mögliche Theorie für die hohe Anzahl Erstsemesterstudienplätze und das dann folgende intensive Rausprüfen.
Eine andere ist die, dass Frankfurt sich mit einem (seit einigen Jahren) plötzlich sehr guten Rang im bundesweiten Physikumsranking brüstet. Es wird gerne behauptet, das habe mit einer Novellierung und Verbesserung des Studienplans zu tun - ich glaube das nicht, denn die Organisation und die Abfolge der Kurse aufeinander sind schlecht und nicht gerade studentenfreundlich.

Alles nur meine Erfahrungen, aber ich habe auch viele Freunde, denen es ähnlich geht wie mir.
Eine Freundin hat inzwischen "freiwillig" abgebrochen. Sie war einfach total am Ende. Ich habe noch versucht, sie davon abzuhalten, aber inzwischen geht es mir einfach nur noch genauso.
Sie sagte mir, sie habe schon ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie was zu Mittag gegessen habe, von wegen Zeitverschwendung.
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  • siehe mein Bericht

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.3
Valentin , 02.05.2024 - Medizin (Staatsexamen)
2.9
Mara , 01.05.2024 - Medizin (Staatsexamen)
4.0
Dilara , 19.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
E. , 17.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
4.9
Nina , 11.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
Juli , 10.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
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Elias , 08.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
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Louis , 27.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
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Fiona , 15.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
Lennart , 13.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)

Über Anna

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Weiblich
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Bockenheim
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 21.03.2017
  • Veröffentlicht am: 02.06.2017