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Geht nicht nach Frankfurt - mein ehrlicher Rat

Medizin (Staatsexamen)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    1.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Gesamtbewertung
    1.7
In meinem Semester damals haben ca 550 angefangen, 2013 sind es sogar rund 700 Erstsemester gewesen.
In der Klinik ist in jedem Jahrgang Platz für ungefähr 300 bis 350 (die exakte Zahl ist mir hier nicht mehr im Gedächtnis, ich glaube, es waren 330, aber ich weiß sicher, dass es zwischen 300 und 350 waren.
Das sind Zahlen, die man sicher irgendwo seriös nachrecherchieren kann.

Nun braucht man nicht mehr viel Rechenkünste an den Tag zu legen, um die Hintergründe für das abzuleiten, was wir jeden einzelnen Tag am eigenen Leibe bitter erleben müssen - Sieben, Sieben, Sieben.

Das Schlimmste aber ist die Willkür. Es wurde hier bereits in vorangegangenen Erfahrungsberichten genannt, aber ich will es noch einmal hervorheben, denn das ist wirklich das allerschlimmste.
Das Dekanat verhält sich nicht allen Studenten gegenüber gleich, das ist die erste große Willkür.
Und dann kann man noch großes Glück haben mit Prüfern, man kann aber auch sehr großes Pech haben. Und ich weiß nicht, ob die Zuteilungen zu den Prüfern überhaupt wirklich (wenigstens) immer zufällig laufen, oder ob da nicht noch andere Aspekte (am Fachbereich beliebter oder unbeliebter Student?) eine Rolle spielen. Manche Leute will man einfach nur loswerden. Die Wahrscheinlichkeit, zu diesem Personenkreis zu zählen, steigt enorm, sobald man die erste Prüfung wiederholen muss oder gar Semester dranhängen muss.

In den Anatomie-Kursen herrscht häufig eine katastrophale Stimmung. Alle haben Angst, verhalten sich extrem konkurrent bis hinterhältig, vor dem Prof wird wie verrückt geschleimt und hinter seinem Rücken werden Kriege gegen die anderen Kommilitonen geführt.
In den mündlichen Prüfungen werden bei jedem Prüfer andere Sachen abgefragt. Wenn man Glück hat, ist man bei dem Prof, der auch einen Teil der Vorlesung gehalten hat. Wenn man Pech hat, kommt man zu jemandem, der nicht an der Vorlesung beteiligt war und seinen ganz eigenen Kram fragt.
An den Leichen ist nie genug Platz, damit man überhaupt sehen kann, was gemacht und gezeigt wird.
Man hat keine Möglichkeit, sich die Präparate noch einmal in Ruhe alleine anzugucken.
Der Stress und Druck ist bei allen extrem. Man hat so gut wie keine Möglichkeit, vor den mündlichen Prüfungen noch einmal selber seine Sachen durchzugehen, weil immer 20 andere (oder mehr) drumrumstehen und ihre eigenen Sachen angucken wollen, es ist dann auch immer sehr laut.

Manche Professoren in Anatomie halten alle 2 Wochen eigene zusätzliche mündliche Prüfungen ab. Das bedeutet, dass in der Vorlesung gerade die Rückenmuskulatur durchgenommen wird, man selbst aber zum Arm und zur Brust geprüft wird (oder eben andersrum). So verliert man schon vom ersten Tag an jede Systematik und Orientierung im Lernen.

Wenn man länger als z.B. 4 Jahre in der Vorklinik ist, wird man exmatrikuliert.
Interessanterweise schlägt der Fachbereich aber seinen Studenten selbst bei der Immatrikulation zum Teil ein Studium der Vorklinik in 3 statt 2 Jahren vor. Wenn man sich dann nichts-ahnend darauf einlässt, sitzt man sehr schnell in der Exmatrikulationsfalle, denn dann braucht man nur in Chemie einmal wiederholen zu müssen (was schnell passiert und laut Studienordnung auch erlaubt ist) und schon kann man Biochemie nicht mehr wiederholen (obwohl man es laut Studienordnung dürfte), weil sonst die 4 Jahres Frist überschritten wäre. Ein ganz mieser Trick. Wer also in Chemie und in Biochemie jeweils nicht auf Anhieb besteht, für den sieht es düster aus.

Es gibt in den Veranstaltungen Evaluationen am "Ende" der Kurse. Aber keiner traut sich, beispielsweise in Anatomie eine schlechte Bewertung abzugeben, weil jeder weiß, dass das sicher zugeordnet werden kann (die Gruppen sind dazu zu klein), und die Evaluationen liegen typischerweise vor den mündlichen Prüfungen.

Beim Studieren selbst ist man ständig unter Druck.
Man hat genauer gesagt eigentlich gar keine Zeit zum Lernen, das ist das größte Problem.
Im letzten Semester hatten viele Veranstaltungen von morgens 8 Uhr bis abends 22 Uhr. Immer mit kurzen Pausen von 1 bis 2 Stunden zwischendrin.
Das nimmt einen auch körperlich total mit, es gibt nicht mal einen Rückzugsort auf dem Campus oder eine gute Mensa.
Und wer kann schon in einer oder in zwei Stunden zwischendrin sich wirklich auf komplexe Themen einlassen. Da muss man sich richtig hinein vertiefen, das geht nicht mal so eben zwischen Tür und Angel.

Zudem wird uns fast nie gesagt, was wir überhaupt lernen müssen.
Die Leute lernen dann alle möglichen Detail-Fakten, Dinge wie "kugeliger Zellkern", "pyramienförmiges Irgendwas", bis einem der Kopf raucht und man alles durcheinanderwirft. Und das Absurde dabei ist, dass man auf den Bildern oder im Mikroskop all diese Dinge, die man da auswendig lernt, eh nicht erkennen kann. Aber das interessiert keinen!

Man muss ganze Bücher auswendig lernen, am besten wörtlich, ohne Vor-Filter.
Und das dann selbstbewusst wiedergeben in den mündlichen Prüfungen - so als würde es irgendeinen Sinn machen oder besäße eine Systematik, und so als hätte man irgendwas davon "verstanden".

In Physik, das bei Weitem nicht das schlimmste Fach ist, aber das hier schon öfter genannt wurde, läuft es so, dass man im Vorfeld sogenannte Bonuspunkte sammeln kann. Das läuft dann aufgrund der Flut an parallel laufender Kurse darauf hinaus, dass man sich jemanden "kaufen" kann, den man dafür bezahlt, dass er diese Aufgaben für einen am Computer löst.

Die Nachhilfe wird gleich in Form eines Mitarbeiters des Physik-Fachbereichs (inoffiziell aber sehr effektiv) mitgeliefert. Der "hilft" einem dann gegen Bezahlung bei den Prüfungsvorbereitungen.

Ich könnte noch viel schreiben.
Um es zusammenzufassen, kann ich sagen, dass man hier einfach nicht will, dass Du was lernst.
Darum geht es nicht.

Wenn man sich dennoch für Frankfurt entscheidet, kann man das eigentlich nur mit viel Glück oder mit einem Anwalt in der Familie und einem Arzt, der einem immer gute Atteste verschafft, durchstehen.

Manche sollen sich auch Atteste kaufen, ich habe von entsprechenden Adressen gehört. Ich hoffe, dass ich nie in die Situation kommen werde, dies ebenfalls tun zu müssen.
Wobei in Frankfurt einem auch ein Attest im Zweifel nicht wirklich weiterhilft, weil dann einfach eins vom Amtsarzt verlangt wird (auch wieder nicht bei jedem, Stichwort Willkür).
Es soll schon Fälle gegeben haben, wo die Eltern von Studenten gestorben sind, und sogar dort wurde es nicht ermöglicht, von Prüfungen zurückzutreten.
  • der menschliche Körper ist spannend
  • es herrscht in Frankfurt Psycho-Terror und geht nicht ums Lernen

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.4
Zoé , 05.05.2024 - Medizin (Staatsexamen)
4.3
Valentin , 02.05.2024 - Medizin (Staatsexamen)
2.9
Mara , 01.05.2024 - Medizin (Staatsexamen)
4.0
Dilara , 19.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
E. , 17.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
4.9
Nina , 11.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
Juli , 10.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
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Elias , 08.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.7
Louis , 27.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.7
Fiona , 15.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)

Über Ando

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Bockenheim
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 21.03.2017
  • Veröffentlicht am: 02.06.2017