Man muss viel Arbeit lieben für diesen Studiengang

Wer gerne viel und lange bis in die Nacht arbeitet, der sollte sich bewerben. Wer jedoch lieber einen Studiengang wünscht, der weniger Umfang hat, der sollte wohl lieber woanders hingehen.

Was in anderen Bewertungen häufig angesprochen wurde, ist der hohe Workload. Und dieser ist wirklich nicht zu unterschätzen. Teilweise werden für 2,5 ECTS Punkte mehrere Referate, Summarys und Klausuren verlangt. Nur um einmal einen Eindruck zu vermitteln, wie viel Arbeit in diesem Studiengang auf einen zukommen: In 3 Semestern waren es um die 50 Referate, ca. 15 Klausuren, eine umfangreiche Hausarbeit und ich kann gar nicht zählen, wie viele Summarys, Papers und was sonst noch alles. Es gab nicht ein einziges Fach, in dem wir nur eine einzige Prüfungsleistung hatten.
Die Masse an Abgaben ist jedoch nicht einmal das Hauptproblem. Inhaltlich wird teilweise für ein Praxisprojekt eine so umfangreiche Ausarbeitung gefordert, dass dieses Projekt alleine die Hälfte der Zeit innerhalb einer Woche einnimmt. Man lebt quasi in Gruppentreffen und Zoommeetings. Daneben laufen verständlicherweise auch noch die 5 weiteren Module pro Semester.
Wenn man es wagt, zu sagen, dass es zu viel ist, heißt es nur "in der Arbeitswelt wird es schlimmer!" (Wertschätzung für die Arbeit also Fehlanzeige). Also wenn ich später bis 3 Uhr nachts an meinem Schreibtisch sitze, weil ich arbeiten muss, dann habe ich gehörig was falsch gemacht und sollte dringend den Job wechseln, denn das erwartet dich bei M3ve!

Dazu verbringt man wirklich viel Zeit mit seinen Kommilitonen. M3ve (so wird der Studiengang intern auch gerne genannt) ist ein eigener Kosmos. Man lebt in seiner Bubble mit den anderen Studierenden und redet gefühlt die meiste Zeit auch nur über das Studium. Freunde und Familie betiteln es im Spaß auch gerne mal als Sekte. Man muss lieben, was man hier macht und mit wem man das macht, sonst wird es eine reine Quälerei. Das Kennenlernen von allen Kommilitonen fällt jedoch dank umfangreichem Teamtraining direkt zu Beginn nicht schwer. Da alle im selben Boot sitzen, entwickeln sich hier schnell Freundschaften!

Es gibt jedoch auch positives anzumerken: Ich hatte an vielen Projekten trotz der vielen Arbeit auch viel Spaß! Ich habe viel über mich selbst gelernt, viel über Zeitmanagement und Projektmanagement generell. Das Studium bereitet einen auf stressige Phasen des Lebens gut vor. Dazu stärkt einen die enge Bindung zu den Kommilitonen, die sich zwangsläufig aufbaut, weil man quasi 24/7 in Vorlesungen oder Gruppenmeetings zusammenhockt. Gute Noten sind eigentlich auch vorprogrammiert, weil sich jeder reinhängt. Zudem gibt es viel Abwechselung: wir haben viele "Ausflüge" gemacht und das bezahlt durch unsere Arbeit in den Praxisprojekten. Wir waren bspw. auf der OMR in Hamburg. Da kann man sich neben den ganzen Prüfungen auch wenigstens auf etwas freuen.

Die Dozent*innen sind größtenteils wirklich sehr nett und Vorlesungen sind selten stupide Frontalvorlesungen. Meistens handelt es sich um Lehrbeauftragte direkt aus der Praxis. Es gibt jedoch auch ein paar schwarze Schafe mit deutlicher Selbstüberschätzung.

Wer also in Kauf nimmt für 2 Jahre (und ja das sage ich bewusst so, weil obwohl es nur 3 Semester sind, wird von Anfang an kommuniziert, dass es niemand in 3 Semestern schafft, weil es zu viel Aufwand ist) sein Leben ein wenig hinten an zu stellen und dafür tolle Leute zu treffen und 10 % der Zeit auch was cooles zu unternehmen, der sollte sich bewerben! Wer jedoch nicht so viel Aufwand will, der sollte wirklich seine Beine in die Hand nehmen und rennen!

Mir hat es trotz der vielen Arbeit dennoch gefallen!