Spannend und anspruchsvoll

Ich schätze mein Studium in Regensburg sehr und kann es jedem weiterempfehlen, der sich für die Sprache Latein begeistert. Einige Bemerkungen zum Studiengang:
1. Studienaufbau:
- jep, es gibt eine Modulprüfung (wie das in Modulen so üblich ist), die berüchtigte „Zwischenprüfung“ bekannt ist. Und ja, sie ist einigermaßen anspruchsvoll und man hat nur zwei Versuche, sie zu bestehen
- allerdings gilt für diese sowie für die anderen Übersetzungsklausuren, dass man die Möglichkeit hat, unbenotete Probeklausuren (vor Corona waren das immer zwei im Semester) zu schreiben
-> sprich, der gesunde Menschenverstand sollte dem Studenten raten, erst dann bei den Klausuren anzutreten, wenn man in den Übungsklausuren nicht mehr reihenweise 5er kassiert
2. ECTS:
- jep, es gibt nur 2/3 pro Klausur, aber auch hier gilt: es gibt keine Anwesenheitspflicht, sprich: hat man ein ausreichendes Übersetzungsniveau erreicht, besteht der einzige Aufwand für solche Kurse darin, am Ende des Semester einmal zur Klausur zu erscheinen
-und: Zeitmanagement hat noch niemandem geschadet: es lohnt sich, den Fokus auf selbstständige Lektüre zu legen, statt Woche für Woche in akribischer Wortklauberei stundenlange Vorbereitung für Routinekurse zu betreiben
3. Dozenten:
- es gibt unsere Dozenten und unseren Prof: es ist wichtig, das voneinander zu trennen
- die Klausuren, die ich bis jetzt mitgeschrieben habe, habe ich immer als fair empfunden. Klar werden einem die 1er nicht nachgeworfen – aber umgekehrt war auch noch nie etwas dabei, was nicht dem Niveau der zuvor in den Kursen besprochenen Texte entsprochen hätte.
- als kleiner Denkanstoß, was die Benotung angeht: eine falsche Übersetzung ist falsch, eine richtige richtig. Es ist in den Geisteswissenschaften selten, dass die Auswertung so transparent ist wie in den Übersetzungsklausuren in Latein
- zur Kommunikation.. gehören immer zwei Seiten! Auf Emails mit direkten Fragen/Anliegen habe ich stets innerhalb von 2-3 Tagen, in einigen wenigen Fällen erst nach einer Woche Antwort erhalten – ich kenne Fälle aus anderen Fachbereichen, wo man noch Wochen später wartet
- unsere Dozenten haben vielleicht einen schrägen Humor - aber vor allem ein echtes Interesse daran, den Studierenden etwas beizubringen. Klar, wer nicht wahrhaben kann, das er nicht als Ciceros Reinkarnation sein Studium angetreten hat, kann damit evt nicht besonders viel anfangen...
-zu unserem Prof sage ich nichts, nur: man kommt mit ihm klar und er benotet fair, selbst wenn man mit ihm einmal aneinandergerät
4. Coronalage:
- das Sommersemester 2020 war chaotisch und unorganisiert: das trifft wohl auf jeden Studiengang zu und auf Latein ganz besonders
- allerdings haben wir alle daraus gelernt: ich wüsste gerade nichts, was ich an den Kursen momentan auszusetzen hätte: Sie finden als Zoomsitzungen statt, Texte und Materialien werden online bereitgestellt
Alles in allem ging es mir mit dieser Bewertung auch darum, einiges klarzustellen, was anderswo nur eindimensional und (interessant übrigens, wenn man sich das jeweilige Datum ansieht!) wohl in seiner Tendenz wesentlich von kurz zuvor erhaltenen Klausurergebnissen beeinflusst ist.
Hätte ich die Wahl, ich würde mich wieder für Regensburg entscheiden.