Dieses Studium an dieser HS macht depressiv

Zunächst zum Studiengang:
Abschluss an sich (ohne Bezug zur Hochschule zu nehmen) scheint wohl auf dem Arbeitsmarkt ganz ok zu sein. In großen Unternehmen wie den Big 4 Wirtschaftsprüfungen oder auch großen Banken kennt man den Studiengang. Wer kein vollwertiges Abitur hat aber trotzdem gerne was mit Recht studieren möchte, ist hier gut aufgehoben. Vor allem wer noch keine Vorerfahrung mit dem Studieren hat, wird hier wie im Kindergarten an die Hand genommen und Schritt für Schritt in quälend vielen verpflichtenden Seminaren, Workshops, Gastvorträgen usw. (bestimmt fällt der Hochschule bald wieder etwas zusätzliches Neues ein) durch sein Studium geführt. Darüber hinaus werden in dieser Unmenge an zusätzlichen Seminaren wirklich fast jedes Semester erklärt, wie man denn eine Praktikumsstelle (im Ausland) bekommt.

D.h.:

- Es kommen ehemalige Absolventen die aus ihrem Job erzählen.
Und (das sind fast jedes Semester dieselben) erzählen immer wieder in jedem Semester den gleichen Vortrag den man sich dann anhören muss (mind. 3x während des Studiums in verschiedenen Semestern.

- Es kommen Leute von der Arbeitsagentur.
Die wollen einem in Workshops erklären, wie man eine Bewerbung schreibt, haben aber von dem Studiengang wenig Ahnung und vom Bewerbung Schreiben m.E. nach auch. Die Bewerbungsvorschläge sahen scheußlich aus.

- Es gibt unzählige Veranstaltungen zum verpflichtenden Auslandssemester.
Diese müssen ALLE in Präsenzpflicht besucht werden und beinhalten neben locker 10 5-stündigen Veranstaltungen eine Hausarbeit von 10 Seiten, eine Präsentation, ein Handout, mehrere Schaubilder (ich weiß, es klingt wie im Kindergarten), irgendwelche Selbstreflektionen, ein Kolloquium und dann
- jetzt kommt der Spaß dann nämlich in die zweite Runde -
muss man nachdem man im verpflichtenden Auslandssemester war (und dort während der 4 Monate einen ausführlichen, wöchentlichen Praktikumsbericht geschrieben hat), das ganze nochmal wiederholen! Dann muss man nämlich kurz vor seinem Abschluss (in diesen/-m Semester hat man wahrlich besseres zu tun) die Leute aus dem 2. Semester, die den Quatsch aus der ersten Runde (s.o.) machen müssen, betreuen. D.h.: man muss deren Hausarbeiten lesen, die Präsentation mit seinen "Mentees" besprechen, 3 x a 90 Minuten Gespräche über diesen Kram führen, ein Mentoring-Protokoll einreichen, eine Präsentation erstellen und die dann auf einer Hochschulinternen "Messe" präsentieren, dazu ein Poster erstellen, eine eigene Hausarbeit schreiben und zu guter letzt die Präsentation und Hausarbeit der Mentees mit einer Note bewerten und über die Bewertung dann ein Kurzgutachten verfassen.

Wem das noch nicht spaßig genug ist, die Hochschule Mainz hat natürlich noch mehr zu bieten: Es geht direkt weiter mit genau dem gleichen Mist, aber nicht über das Ausland, sondern über den Berufseinstieg!

- Es gibt unzählige Veranstaltungen zum sog. Modul "Berufsfeldanalyse"
Im Prinzip ist es genau das gleiche wie mit dem Auslandsmodul (s.o.), nur dass der Fokus der Veranstaltung eben auf möglichen Berufsfeldern liegt. Es beinhaltet genauso die Hausarbeiten, Präsentationen, Mentorin, Gutachten, Schaubilder usw. Also wirklich dasselbe in Grün. Den Studis sollte ja auch kein Semester langweilig werden.

JETZT möchte ich zum eigentlichen Inhalt des Studiums kommen. Wer sich dachte, mit dem Kram den ich beschrieben habe kann man schon halbe Semester füllen, der sollte spätetstens jetzt genau über eine Einschreibung nachdenken.

Der eigentliche Stoff an der vermittelt wird ist online auf der Homepage einsehbar. Es sind jedes Semester planmäßig 6 zu absolvierende Module. Man kann wirklich nur raten, diese Masse auch irgendwie zu bewältigen, denn ist man einmal aus der Struktur gefallen weil man geschoben hat oder einmal durchgefallen ist, ist das Studium nur noch mit viel viel zusätzlicher Anstrengung zu meistern. Die Module sind sehr umfangreich, man muss extrem viel im Selbststudium lernen da die Professoren es zeitlich nicht schaffen den Lehrplan umzusetzen. D.h.: ohne Studienerfahrung - viel Spaß! Viele Studierende kommen ohne die Hilfe von Leuten die zuvor Jura studiert haben, kaum zurecht und finden nur schwer den Einstieg in die Materie.

Was mich zu meinem nächsten Thema überleitet: Dieses Studium ist und bleibt ein Auffangbecken für gescheiterte Jurastudenten. Wer durch die Zwischenprüfung oder das Staatsexamen gefallen ist, hat nur noch diese Möglichkeit um noch was mit Jura zu studieren und als Abschluss zu haben. Dementsprechend viele tummeln sich dort. Außerdem wechseln jedes Semester sehr viele Studis an die JGU in Jura, weil sie merken, wie schlecht dieses Studium im Vergleich zu einem Jurastudium ist. Ohne Abitur ist das sicherlich ein klasse Studium, mit würde ich mir etwas besseres suchen.

Es gibt noch so viel mehr zu sagen, aber das würde den Rahmen endgültig sprengen.


Aber noch zur Hochschule selbst:

Die Planung und Organisation ist in großen Teilen mangelhaft, der Studiengangsleiter ist bei Abendveranstaltungen häufig angetrunken und die Studiengangsassistentinnen sind meistens überfordert weil sie keine Ausbildung im Sekretariat haben, sondern einfach Wirtschaftsrecht Masterstudenten an der HS sind. Vorlesungsergänzende Turorien werden von Studenten die eine gute Note in der Klausur hatten abgehalten, das garantiert allerdings nicht, dass sie Ahnung vom Thema haben. Die Online-Lehre läuft ganz flüssig, die Klausuren sind aber durch das OpenBook System nicht mehr schaffbar.