Echtes Selbststudium mit allen Höhen und Tiefen

Das Jurastudium an der Uni Freiburg läuft nach dem "altbewährten" Prinzip ab, das mit Bachelor- und Masterstudiengängen andernorts zu großen Teilen abgeschafft wurde. Keine Anwesenheitspflicht, keine ECTS-Punkte sondern Scheine, die sich aus Klausuren und Hausarbeiten zusammensetzen. Die Noten fließen mit Ausnahme des Schwerpunktstudiums nicht in die Examensnote ein.
Das heißt auf der einen Seite viel Freiheit, um anzukommen, sich zu orientieren und das Studium um Nebenjobs, Engagements und andere Interessen herum zu planen. Auf der anderen Seite verlangt dieses Studium einem auch mehr Disziplin und Weitsicht ab und es besteht wenig Kontakt zu den Dozenten. Ein Betreuungsverhältnis mit regelmäßigen Sprechstunden und Evaluationen des eigenen Lernfortschritts wie an privaten Hochschulen oder im angelsächsischen Raum wird man hier nicht finden. Die Notenskala reicht formal bis zu 18 Punkten, jedoch gelten Leistungen schon ab neun Punkten als Prädikate, da die obersten Notenstufen so gut wie nie und auch der niedrigen zweistellige Bereich höchst selten erreicht werden. Wer glaubt, wie zu Schulzeiten durch akribisches Lernen durchgängig Bestnoten erreichen zu können, wird erst einmal enttäuscht.
Auch eine Betreuung der Hausarbeitenbearbeitung durch Mitarbeiter der jeweiligen Lehrstühle mit Besprechung des inhaltlichen Aufbaus ist undenkbar und wird grundsätzlich abgelehnt. Wer nicht mitkommt muss sich selbst aufrappeln, fachliche Selbstverwirklichung und Schwerpunktsetzung stehen im Grundstudium nicht auf dem Programm; es geht um den Wissenserwerb nach einem vom Landesjustizministerium klar vorgeschriebenen Fächerkanon.
Wer allerdings über die Zeit ein wirkliches Interesse für das Fach entwickelt, kann gerade im Schwerpunktstudium die Qualität der Lehre und Forschung einer altehrwürdigen Universität mit renommierten Professorinnen und Professoren voll ausnutzen - mit anspruchslosen Gruppenpräsentationen und sinnlosen Essays, deren Inhalt nur von Folien abgeschrieben und neu zusammengefasst werden muss, wird man hier nicht behelligt.
Zudem bietet die Uni ein reges Angebot an Vortragsgesellschaften, berufsorientierten Vereinen und insbesondere eine starke Betreuung internationaler Moot Courts durch die Lehrstühle.
Das Umgang miteinander ist im Vergleich zu anderen juristischen Fakultäten sehr kollegial, allerdings ist der Leistungsanspruch hoch - der Zeitraum der Examensvorbereitung, in dem das gesamte Pflichtstoffwissen über drei Semester noch einmal wiederholt und erprobt wird, gilt vielen als Charakterprüfung. Zwar leistet die Uni bei der Organisation dieses Zeitraums Hilfestellung und bietet Wiederholungs- und Vertiefungskurse sowie wöchentliche Übungsklausuren an, jedoch muss man sich den Abschluss trotzdem komplett selbstständig erarbeiten.