Psychoanalyse wird völlig untergraben

Ich befinde mich gerade in der Prüfungsphase im 4. Semester.
Wenn man Psychologie studiert, weil einen alle Facetten der klinischen Psychologie interessieren, dann ist man hier falsch. Klinische Psychologie kommt erst im 4. Semester und dann handelt es sich nicht um Persönlichkeitsstörungen im klassischen Sinn, sondern um Neurologische Erkrankungen. Der Lehrstuhl dafür ist sehr schlecht, da der Professor oft nicht zu seinen Veranstaltungen kommt und man mit dem Stoff der Klausur alleine gelassen wird. Der besagte Prof ist eine seht intelligente Person, verteufelt allerdings den Wechsel von Diplom zu Bachelor/Master (was ja verständlich ist) und spricht in seinen Vorlesungen nicht immer über Prüfungsrelevante Themen. Das kostet die Studenten Zeit, die leider beim Umstieg auf den Bachelor nicht da ist. Wenn man in Regensburg für den Master bleiben möchte, braucht man derzeit im Bachelor einen Notenschnitt von 1,89, wenn man diesen nicht erreicht, dann muss definitiv woanders hin. Das fördert das oberflächliche Lernen für Klausuren, welche größtenteils im Single Choice/ Multiple Choice Format abgefragt werden enorm, außerdem aber auch den Stress. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man jedes Semester Abitur schreiben. Wenn man einmal ein paar schlechtere Noten (2,3-3) geschrieben hat, so brauch man viele 1,0-1,7 er Noten, um den Schnitt wieder zu erreichen. Wenn man merkt, dass der Druck zu hoch ist, sollte man unbedingt Prüfungen "schieben". Schieben bedeutet dabei auch nur, dass man die Klausuren nicht dann schreibt, wann es der vorgeschlagene Studienverlaufsplan vorsieht, dass kann extrem entlasten. Am Anfang trauen sich das zwar nicht viele, aber sobald man merkt, dass auch das "aus der Reihe tanzen" positive Effekte haben kann, werden es immer mehr Studenten, die sich nicht mehr an diesen (sowieso nur vorgeschlagenen) Plan halten.
Im Grundstudium besteht ein Großteil aus Statistik (Statistik 1&2, Versuchsplanung, Standartverfahren und Testtheorie) zwar finde ich, dass Statistik wichtig ist und der empirische Standpunkt der Uni definitiv auch positive Seiten hat. Gleichzeitig wird die Psychologie als Geisteswissenschaft untergraben. Alles was nicht in Experimenten mehrmals repliziert werden konnte, wird fast schon verteufelt. Im Falle der Psychotherapie ist Regensburg sehr verhaltenstherapeutisch ausgerichtet, und man bekommt den Eindruck, als hätte sich die Psychoanalyse nicht ebenfalls weiterentwickelt. Diese wird selten als positives Beispiel erwähnt, was ich unglaublich schade finde. Eine Therapieform die wirkt, sollte nicht einfach untergraben werden.
Alles in allem kann man an der Uni schon studieren, wenn man sich mit Prüfungen sowieso leicht tut, sollte es kein Problem sein, wenn nicht, kann man es allerdings auch Lernen/ Wird mit der Zeit besser. Man sollte sich jedoch klar sein, egal an welcher Uni man Psychologie studiert, dass das Bachelorsystem Professoren dazu antreibt Klausuren zu schrieben, bei denen kein Wissen und Aneignung über neu gelernte Themenbereiche abfragt, sondern eher die Merkfähigkeit testet. Besonders im Hinblick auf die psychologischen Berufe ist das sehr traurig