Durchhalten lohnt sich!

Über die Organisation des Medizinstudiums in Deutschland scheiden sich die Geister. In Mainz wird der Studiengang Medizin regulär, also nicht als Modell-Studiengang angeboten. Welcher Studiengang dem/der Einzelnen mehr zusagt, muss individuell entschieden werden. Allerdings bietet die ursprüngliche Variante den Vorteil, dass sie an den allermeisten Universitäten praktiziert wird und sich somit ein eventueller Wechsel des Studienortes wesentlich erleichtert - natürlich in Abhängigkeit des gewünschten Studienortes. Hierzu sollte man sich im Voraus sowohl über die zwei Varianten, als auch über die anbietenden Universitäten auf deren Websites informieren.
Darüber, dass das Studium viel Kraft und Zeit abverlangt, sind sich aber vermutlich alle Medizinstudenten einig.
Das Studium ist allgemein in mehrere Abschnitte gegliedert:
Die ersten 4 Semester befasst man sich fast ausschließlich mit naturwissenschaftlichen Fächern und absolviert im Anschluss das sog. Physikum (1. Staatsexamen/M1). Die größten Fächer hierbei sind sicherlich die klassischen Naturwissenschaften wie u.a. Biologie, Chemie und Physik (1. Semester) und in den folgenden Semestern die darauf aufbauenden Fächer wie Physiologie, Biochemie, Histologie und Anatomie. Diese sind zwar nicht weniger naturwissenschaftlich geprägt, weisen aber dafür deutlich mehr Praxisbezug zum Medizinerberuf auf. Diese ersten zwei Jahre sind für den Großteil der Studenten die größte Herausforderung im gesamten Studium.
Im Anschluss an das 1. Staatsexamen (M1, schriftlich/mündlich) folgt der sog. Klinische Abschnitt. Hier werden Fächer gelehrt wie Chirurgie, Innere Medizin, Urologie und alle weiteren klinisch relevanten Fächer. Hierzu zählen bspw. auch Pharmakologie, klinische Chemie (Labormedizin) oder Naturheilverfahren. Durch den klinischen Bezug, den praktische Unterricht am Patientenbett und den zum größten Teil aus ärztlichem Personal bestehenden Dozentenstab, haben die meisten Studenten hier kaum noch Probleme, sich sowohl für Fächer zu interessieren, als auch die Prüfungen (wenn auch nicht zwangsläufig immer im ersten Versuch) zu meistern. Nichtsdestotrotz kommen auch hier sehr viele Prüfungen auf die Student:Innen zu. Man zehrt hier sehr von den Erfahrungen, die man in den ersten vier Semestern gesammelt hat, was es für die Meisten zusätzlich etwas einfacher macht. In beiden Abschnitten besucht man sowohl Vorlesungen als auch Praktika der einzelnen Fächer. Auf das sich anschließende M2 (schriftlich) folgt das Praktische Jahr (PJ), welches man nicht zwangsläufig am ursprünglichen Studienort absolvieren muss und das mündlich-praktische M3. Das Studium ist ohne Übertreibung ein Vollzeitstudium. Allerdings schaffen es die meisten Studenten trotzdem nebenher Geld zu verdienen, ohne sich komplett zu übernehmen.

Speziell zum Studium an der Uni Mainz ist zu sagen, dass auch hier die ersten 4 Semester die anstrengendsten sind. Ob dem/der Einzelnen die Fächer zusagen ist individuell, zeigt man allerdings Interesse und arbeitet regelmäßig auch zu Hause oder in der Bibliothek, bestehen selbst zunächst hoffnungslose Fälle (wie ich) die Prüfungen. Diese sind zwar (teilweise sehr) anspruchsvoll, jedoch sind die Durchfallquoten in der Regel gering. Hinzu kommt, dass die Bestehensgrenzen angepasst werden, sofern weniger als ein bestimmter Prozentsatz die Prüfungen nicht bestehen. Im gesamten Studium gilt: Auf drei erfolglose Prüfungsversuche folgt die Exmatrikulation. Dies gilt an den allermeisten Unis in diesem Studiengang. Allerdings existieren hier auch Sonderfälle und Anträge, welche einem einen 4. oder sogar 5. Versuch ermöglichen können. Im Zweifelsfall bleibt dem verzweifelten Studenten noch der Wechsel der Universität vor dem finalen Versuch - also ist vielleicht manchmal alles nicht ganz so dramatisch wie es zunächst scheint. Außerdem sind die Dozenten (zumindest in Mainz) meist sehr daran interessiert oder zumindest kulant wenn es darum geht, dass ihr den letzten Versuch besteht.
Die Uni Mainz stellt den Student:Innen zudem kostenlos die digitale Lernplattform AMBOSS zur Verfügung, welche die perfekte Vorbereitung, sowohl für die Staatsexamina, als auch für die meisten Klausuren, darstellt. Dies erleichtert einem das Studium ungemein.
In Mainz ärgert man sich oftmals über die interne Organisation, was den Einzelnen allerdings nicht davon abbringt, das Studium erfolgreich zu absolvieren.
Die Lehre allgemein, die Dozenten oder die Veranstaltungen insgesamt zu bewerten, würde dem Sinn der Sache nicht gerecht werden, dar es einfach viel zu viele sind. Hinzu kommt, dass die Eindrücke doch sehr unterschiedlich und subjektiv sein können.

Häufig hört man vor oder während des Studiums den Satz "Einen Studienplatz zu erlangen ist die halbe Miete". Ich würde allerdings soweit gehen und sagen: Wer zum Studium zugelassen wird und es antritt, besteht es auch zum stark überwiegenden Teil. Hinzu kommt, dass die Uni Mainz gewillten, zukünftigen Studenten mit einem besonderen Bezug zur Medizin, nämlich einer vorangegangenen MEDIZINISCHEN BERUFSAUSBILDUNG, im internen Auswahlverfahren sehr entgegen kommt - selbst bei Personen OHNE Abitur. Informiert euch hierzu einfach auf Internetseite der JGU Mainz.
Zuletzt ist zu sagen, dass die Stadt Mainz mit ihrem Dom, den Festen, dem Rhein und ihrer wunderschönen Altstadt mit vielen gemütlichen Weinstuben trotz ihrer vergleichbar geringen Größe viel zu bieten hat und sie mir in meiner Studienzeit sehr ans Herz gewachsen ist.