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Willkür trifft's ganz gut

Medizin (Staatsexamen)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    1.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    1.0
  • Gesamtbewertung
    1.7
"Willkür" fasst die Zustände in Frankfurt wahrscheinlich ganz gut zusammen.

Ich muss zugeben, dass ich mir wenig Gedanken bei der Auswahl der Uni für mein Medizinstudium gemacht hatte.
Ich wäre aufgrund meines Abi-Schnitts wahrscheinlich an so ziemlich jeder Uni angenommen worden - und landete dann in Frankfurt. Ironie des Schicksals. Nun muss ich hier irgendwie zurechtkommen .... oder freiwillig das Studium abbrechen und damit einen ganzen Lebenstraum begraben.

Momentan tendiere ich zu letzterem.
Ich wollte immer Arzt werden. Aber hier wird man nicht zum Arzt ausgebildet. Hier geht es nur um "Survival of the Fittest".

Am schwierigsten ist es für mich, dass ich die Lehrinhalte (wenigstens einigermaßen) verstehen will, dazu am liebsten erst einmal ein Lehrbuch richtig durchlesen würde. Aber dafür ist nie Zeit.
Wer, wie ich, ein Problem damit hat, unstrukturiertes Pseudo-Wissen in wohlklingende und scheinbar sinnvolle Sätze zu verpacken und schön auszuschmücken, der geht schnell unter in den diversen mündlichen Abfragen, Prüfungen, Testaten.

Generell ist zu sagen, dass die mündlichen Komponenten der Prüfungen sehr ungerecht und intransparent ablaufen.

Auch werden ständig die Prüfungsordnungen abgeändert. Teilweise noch während der laufenden Veranstaltung.
Etwas dagegen unternehmen kann man kaum, tun die Wenigsten (und wenn, dann nur im Alleingang). Die Leute sind viel zu gestresst mit Prüfungen und Lernen, als dass sie sich um ihre Rechte kümmern könnten. (Ich nenne bewusst zuerst die Prüfungen und erst dann das Lernen, denn in erster Linie wird man hier im Studium geprüft, für Lernen ist eigentlich keine Zeit!)

Die Vorlesungsfolien sind meist nicht gut. Es wimmelt von sprachlichen Ambiguitäten, Unklarheiten, Widersprüchen. Dann recherchiert man ewig, versucht, sich da einen Reim drauf zu machen, liest umfangreiche Literatur dazu - und versagt dann in der Abfrage, weil man die geforderten Sachen nicht gebetsmühlenartig genug runterleiern kann.
Es werden in den Vorlesungen wichtige Schritte oft einfach komplett weggelassen.

In einigen Vorlesungen ist es sogar so, dass sämtliche Bilder auf den Folien schlicht fehlen. Da sieht man dann Pfeile mit Beschriftungen, Seite für Seite, aber immer fehlt das Bild, um das es geht. In extremen Beispielen gibt es sogar Folien, auf denen nur die Pfeile zu sehen sind (ohne Bild und auch ohne Beschriftung), da wird es dann wirklich zum schlechten Scherz.

In den schriftlichen Prüfungen geht es ums Setzen des richtigen Kreuzes. Dafür bleiben einem meist je Aufgabe 1-1,5 Minuten.
Selbst in Physik und Chemie (eigentlich Fächern, bei denen man meinen sollte, die Logik und das Verständnis könne man beim besten Willen nicht aus diesen Veranstaltungen verbannen), läuft es am Ende darauf hinaus, Lösungswege wie Küchenrezepte auswendig zu lernen.
.... Dass man einen Sachverhalt wie "Ein Liter enthält 1 Mol Teilchen, ein Mol Teilchen wiegt soundso viel Gramm, und wieviel Gramm wiegen denn dann wohl die Teilchen in einem Drittel Liter Milch?" auch ohne auswendiggelernte mysteriöse "Zauberformel" verstehen kann, wird nicht mal erwähnt. Ist auch nicht sinnvoll, da man nicht denken soll, sondern in 1,5 (besser 1,0) Minuten die richtige Lösung angekreuzt haben soll.

Zum Thema Willkür an diesem Fachbereich könnte ich nun viel, und Wichtiges, schreiben. Aber dies ginge wohl kaum, ohne die Schicksale einzelner Personen exemplarisch anzuführen, und das möchte ich zum Schutz der entsprechenden Personen nicht tun.

Es mag sich im zuständigen Dekanat einiges verändert (und vielleicht verbessert) haben, ob dem aber wirklich so ist, das kann ich derzeit nicht beurteilen. Zu wünschen wäre es, da in der Vergangenheit wirklich mehr als unfreundlich mit den Studenten umgegangen wurde. Hilfe bekam man da nie, im Gegenteil, es wurden einem eher "Tipps" gegeben, die einen dann zu Fall gebracht haben.
Vorallem aber wurden Leute sehr, sehr ungleich behandelt.
Im einen Fall erlebt jemand einen wirklich dramatischen Schicksalsschlag und muss alles unterbrechen - keinerlei Verständnis vom Fachbereich dafür - "Exmatrikulation". Im anderen Fall will jemand einfach nur mehr Möglichkeiten und es wird ihm dann geraten, doch einfach einen Krankheitsfall zu ERFINDEN. Selbes Dekanat.

Noch eine Anmerkung an @IZMIR, dessen Bewertung ich gerade als eine der aktuellsten durchgelesen habe: Wir kennen uns wohl nicht, aber ich möchte Dir nun auf diesem Wege rückmelden, dass das mit den Pannen bei der Anmeldung kein Einzelfall ist.
Ich habe es erlebt, dass am Vorabend einer Prüfung das Themengebiet, zu dem am nächsten Morgen geprüft werden sollte, abgeändert wurde. Ich konnte es ebenfalls beweisen (durch Zufall), dies hatte aber keine Konsequenzen: Das geänderte Thema blieb bestehen, ich hatte natürlich für etwas ganz anderes gelernt.
Das sind alles Sachen, bei denen man eigentlich denkt "das kann nicht sein". Aber es kann. Und es passieren in einer Tour solche Dinge.
  • Es gibt tausend gute und leidenschaftliche Gründe, die Medizin lernen zu wollen
  • Ein Medizinstudium in Frankfurt hat damit wenig zu tun

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Über Pausci

  • Alter: 18-20
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Bockenheim
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 1,0
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 04.04.2017
  • Veröffentlicht am: 04.04.2017