KLARTEXT: Ultimatives Review

Solltest du dich für ein Mediendesignstudium an der Hochschule Hannover interessieren, erfährst du hier alles was du wissen musst. Ja, wirklich alles.

[TLDR: Ein ausgesprochen gut ausgestatteter Studiengang mit modernster Soft- und Hardware, kompetente und breit aufgestellte Professoren (sowie externe Lehrende mit Blockseminaren und Lehrveranstaltungen) und viel Platz für euch (räumlich) und eure Interessen (verschiedene Schwerpunkte). Ein Studium das viel Eigenverantwortung und Engagement voraus setzt, was euch nicht erst nach dam Abschluss bewusst werden sollte.]

Beginnen wir mit den Studieninhalten. In den ersten Semestern werden Designgrundlagen, medien- und kommunikationstheoretische Inhalte und interdisziplinäre Gestaltungsformen behandelt. Diese Zeit braucht ihr in der Regel um euch einzuleben und zu organisieren, zu experimentieren und den weiteren Verlauf eures Studiums zu planen. Nutzt diese Zeit um euch auszuprobieren. Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, sich so bald wie möglich zu spezialisieren. Zwar könnt ihr so oft ihr möchtet eure Schwerpunkte neu setzen, allerdings rate ich dringend davon ab. Da alle Themenbereiche sehr komplex sind, steht ihr sonst am Ende da, beherrscht alles ein bisschen, aber nichts so richtig. Zu diesen Schwerpunkten kommen wir nun.

Das Studium konzentriert sich auf drei Aspekte digitaler Medien: Animation, Games und Film, in denen ihr Semesterprojekte erarbeitet - die sogenannten Medienentwürfe. Ihr werdet im Studium mit allen Bereichen in Kontakt kommen und euch dann für euer jeweiliges Semesterprojekt auf einen Aspekt konzentrieren.

Der Bereich Animation lehrt grundlegene Prinzipien, den Umgang mit der Software und den gesamten Prozess von der Idee bis zu fertigen Produkt. Ob ihr euch mit klassischem Motion Design beschäftigt oder einen Kurzfilm erstellt, bleibt euch überlassen. Ein Schwerpunkt liegt dabei definitiv im 3D Bereich auf Industrie Standart (Software: Autodesk Maya, Substance, Arnold Renderer, Houdini und anderen). Ihr könnt aber auch hier abweichen und mit der Software eurer Wahl arbeiten, 2D Animationen erstellen oder Concept Art in den Mittelpunkt stellen. Sprecht mit euren Profs, sie helfen euch gerne.

Der Bereich Games arbeitet mit Maya, Unity und soweit ich weiß auch mit der Unreal Engine. Ein neuerer Schwerpunkt ist hierbei umfassende Arbeit mit VR. Am Ende des Medienentwurfs entsteht in der Regel ein Mini-Game oder zumindest eine spielbare Demo.

Der Bereich Film beschäftigt sich mit den technischen, organisatorischen und stilistischen Bereichen des Bewegtbilds. Ihr befasst euch mit Preproduction, Planung, Drehbuch, Dreh, Equipment (Kameras, Licht, Ton), Schnitt, Editing, Colorgrading, Studiotechnik und Greenscreentechnik etc... Häufige Medienentwürfe und Bachelorarbeiten umfassen Musikvideos, Reportagen und Dokumentationen und Kurzfilme.

Die Dozenten kommen fast ausnahmslos aus der Wirtschaft und haben somit einen praktischen Bezug zur Arbeit eines Mediendesigners. Der Lehrkörper ist sehr breit aufgestellt, so dass technische Expertise und Designkompetenz nicht zu kurz kommen. Supplementiert wird das ganze mit einer Hand voll wissenschaftlich-akademischen und künstlerischen Dozenten, welche die Grundlagen der Medien- und Kommunikationstheorie vermitteln. Darüber hinaus gibt es eine hohe Anzahl von Gastprofessoren und Lehrveranstaltungen, die alles Abdecken, was das Kollegium nicht leisten kann. Mit Workshops, Wahlkursen und Bolckseminaren werden spezielle Fachbereiche gut abgedeckt.

Die Ausstattung des Studiengangs ist ausergewöhnlich umfassend. Die Rechner sind auf einem guten Stand, die Räume nie voll. Es gibt ein MoCap Studio, Kameras (Red, Blackmagic und Co), zwei Soundstudios, ein enormes Greenscreen-Studio, Räume mit großen und kleinen Cintiqs, Software auf Industriestandart, VR-Brillen und Equipment, eine Ausleihe mit einer riesigen Auswahl an Hardware (Micros, Beleuchtung, Stative etc), eine Renderfarm für eure Projekte, 3D-Drucker, Plätze für Colorgrading (DaVinci Resolve) und vieles mehr.

Es ist wichtig an dieser Stelle noch etwas über das Studium im allgemeinen zu sagen. Es kommt durchaus vor, dass es Studenten und Absolventen gibt, die das Mediendesignstudium an der Hochschule Hannover als "Zeitverschwendung" erlebt haben. Ich habe diese Erfahrung absolut nicht gemacht, aber ich möchte doch einen Erklärungsversuch wagen, warum manch einer dieses Gefühl hat.

Das Studium setzt ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraus. Das ist aber nicht unbedigt offensichtlich, da kein Druck ausgeübt wird und man sogar ganz gut durch das Studium kommt, ohne dass man sich großen Stress macht. Nur steht mancheiner am Ende da, hat seinen Abschluss mit einer gar nicht mal so schlechten Note und hat dann das Gefühl, dass er nichts kann und noch weniger gelernt hat. Das liegt meiner Meinung daran, dass die Inhalte allein technisch so komplex sind, dass sie nicht vollends im Studium beigebracht werden können. Wenn man sich beispielsweise in der Woche nur drei Stunden im Seminar mit 3D Modelling und Animation beschäftigt, wird man zwar irgendwie eine Abgabe hinbekommen, aber wirklich besser wird man dardurch nicht. Es liegt auch nicht an der Vorbildung. Ich selber hatte vor dem Studium nie etwas mit 3D zu tun, habe während des Stuiums damit begonnen und arbeite nun nach Abschluss in einem großen Animationsstudio im 3D Bereich. Ihr braucht also einen gewissen Drive, Leidenschaft und Eigenverantwortung. Niemand wird euch an die Hand nehmen, wenn ihr kein generelles Interesse am Thema zeigt. Das Mediendesignstudium geht bereits 8 Semester (also zwei Semester länger als ein durchschnittlicher Bachelor), weil die Inhalte sonst nicht zu vermitteln sind.

Wenn ihr euer Studium erfolgreich abschließen wollt - und damit meine ich nicht die Note oder die Credits, sondern eine Ausbildung zu einem befähigten Designer auf technischer, ästhetischer und theoretischer Ebene - dann müsst ihr euch selber herausfordern und jede Menge Engagement aufbringen. Dann seid ihr in diesem Studiengang bestens aufgehoben!