Vom anfänglichen Schock zur Routine

Nachdem wir, 700 Studienbeginner, in der ersten Vorlesung aufgefordert wurden, einmal nach links und rechts zu schauen, um uns mitzuteilen, dass wir diese Gesichter nach dem ersten Semester wahrscheinlich nicht mehr sehen werden, waren wir natürlich erst einmal geschockt, aber wie sich schnell herausstellen sollte, hat der Professor mit seiner Aussage Recht behalten. Wöchentliche Übungsblattabgaben auf hohem Niveau und vor allem mangelnde Betreuung und Unterstützung im ersten Semester haben den Studienabbruch vieler Kommilitonen verursacht. Dozenten als Lehrer zu verstehen, war auch eine Fehlvorstellung, die ich mit vielen meiner Freunde zu Beginn des Studiums teilte. Stattdessen bestand die erste Vorlesung "Mathematik für Physiker" darin, dass der "Dozent" ein Lehrbuch Stunde für Stunde an die Tafel abgeschrieben hat, während sich der Hörsaal Tag für Tag leerte. Im Grunde hätte also jeder von uns diese Aufgabe übernehmen können. Glücklicherweise habe ich mich durch die ersten Semester durchgekämpft und blicke dem Ganzen nun mit mehr Routine entgegen und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, ist der mathematische Umgang mit einem Studium nun für mich zur Normalität geworden, auch wenn sich mir nach meinen Erfahrungen mit dem Mathematik-Lehramtsstudium schnell erschlossen hat, warum es so viele inkompetente Mathelehrer gibt. Es wird in keinem Maße auf soziale Kompetenz geachtet, sondern lediglich Mathematiker, die ein "mathematical belief system" besitzen, quasi in einer mathematischen Sphäre leben, können das Studium bewältigen, und leider sind viele dieser nicht in der Lage, ihr Wissen mit "beschränkten" Schülern zu teilen, da sie schlicht keine Zugänglichkeit zu ihnen mehr aufbauen können.