Fachlich Top – Menschlich Flop

>> Zunächst das Positive:
Fachlich ist der Studiengang in Ordnung. Man erhält recht fundiertes Managementwissen, was für einen kommunikationswissenschaftlichen Studiengang eigentlich unüblich ist. Auch werden aktuelle Trends wie Big Data durchaus diskutiert. Die Seminare bei Dozenten aus der Praxis sind durchwachsen, hier gibt die Leipziger Agenturszene aber vielleicht auch nicht viel mehr interessante Köpfe her. Immerhin gibt es ein Seminar bei dem Kommunikationschef der Deutschen Post, das recht interessante Einblicke bietet.

>> Zu den Dozenten:
Herr Zerfaß hat natürlich viel Erfahrung und bewegt sich intellektuell auf einem Niveau, das den Durchschnitts-Prof. deutlich übertrifft.
Bei den anderen beiden Profs fällt das Niveau diesbezüglich leider etwas ab, auf der anderen Seite sind diese auch noch recht jung und haben daher deutlich weniger Erfahrung.

>> Das Problem:
Es gibt niemanden, der den Studiengang menschlich zusammenhält. Es herrscht eine unheimlich kühle Atmosphäre am Lehrstuhl, einer der Profs tritt Studenten die er offentsichtlich nicht mag, mit einer ziemlichen Arroganz entgegen.
Insgesamt ist man überhaupt nicht kompromissbereit und geht fast nicht auf Probleme der Studenten ein. Im Gegenteil: Kleinigkeiten werden zu riesen Problemen hochgebauscht und Studenten seitens des Lehrstuhls teils massiv unter Druck gesetzt, wie es bisher für mich nicht vorstellbar war. Dies tritt offenbar insbesondere dann ein, wenn der Leherstuhl seine eigene "Reputation" in irgendeiner Form gefährdet sieht. Der Schein des Perfekten soll nach Außen hin gewahrt werden.
Der Durchschnittsstudent ist so besorgt um seine eigene Karriere, dass er solcherlei notgedrungen über sich ergehen lässt.

>> Die Student/innen:
Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt. Die Studenten durchlaufen ein Auswahlverfahren inkl. eines Vorstellungsgesprächs, woraus ein bestimmter Typus Student hervorgeht.
In der Regel haben die überwiegend weiblichen Studentinnen Top-Noten (vom Abitur bis zum Bachelor) und sind sehr zielstrebig und karriereorientiert. Natürlich gibt es jede Menge Ausnahmen, aber das prägt das Gesamtbild schon deutlich. Fast alle können sich fachlich gut ausdrücken, eine kritische, typisch geisteswissenschaftliche Haltung wird man aber in der Regel vermissen.

>> Über allem schwebendes Mantra:
Das passt zu dem, was der Lehrstuhl erwartet: Leistung und Gefolgschaft! Und zwar nicht primär Gruppenleistung, sondern vor allem das sich gegeneinander durchsetzten. Inwiefern das in der Praxis auch ein eintritt, hängt meiner Erfahrung nach stark von der tatsächlichen Zusammensetzung des Jahrgangs ab. In meinem Jahrgang haben sich die meisten Sudenten gut verstanden und ließen sich nicht gegeneinander ausspielen. Trotzdem versuchen einige Profs und Dozenten ständig zu prädigen, dass es um "Differenzierung" und "Performance" geht.

>> Fazit:
Wer in einem Konzern arbeiten möchte und gute Verbindung zur Praxis sucht, ist hier richtig. Wer keine Lust auf "Streamlining" hat, sollte sich eher nach einer Alternative umsehen.