Interdisziplinär für Breitinteressierte

Im 1.-3. Bachelorsemester fand ich Informatik und Mathematik so umfangreich, dass ich alle restlichen Fächer sehr vernachlässigt habe (Neurobio, Psychologie, Philo, Linguistik). In Neurobio und Psychologie konnte ich dann später die Inhalte deutlich vertiefen, Philo und Linguistik sind für mich persönlich viel zu kurz gekommen. Im Master kann man in Linguistik nur noch Aufbaukurse wählen (kein Syntax 0 etc., man muss mit 1 beginnen). Das erschwert den Einstieg in die Thematik, macht ihn aber nicht unmöglich.
Um sich mit komplexen Theorien zu beschäftigen und in jedem Fach mehr als nur das Nötigste zu lernen, reicht die Regelstudienzeit von 6 Semestern nicht aus (es sei denn, man hat sonst kein Leben außer dem Studium). Zum (guten) Durchkommen und Bestehen sowie um einen groben Überblick über alle Themen zu erhalten reicht die Regelstudienzeit aber schon.
Ich empfehle allen ein Semester im Ausland! Bitte rechtzeitig (1 Jahr vorher) erkundigen und planen, meiner Meinung nach ideal im 5. ins Ausland, da vorher sehr wichtige Dinge (ÜB-lastige Fächer) kommen, die man lieber mit seinen Homies bearbeiten will und bei denen man besser keine Lücken haben sollte ;)
Bitte lernt rechtzeitig, dass keiner der Professoren Kognitionswissenschaftler ist. Jeder wird euch also (hoffentlich) (s)eine ganz eigene Definition von "Kognition", "Repräsentation", "Intelligenz", etc. liefern.
Das Gehirn ist extrem spannend, aber auch extrem komplex. Das Studium anspruchsvoll und super interessant. Auch wenn man es gerne schleifen lässt: alle Psychologiemodule sind deutlich spannender, wenn man sich regelmäßig während des Semesters mit der Materie beschäftigt, sich selbst EIGENE Gedanken über Themen macht, zusätzliche Literatur anschaut. Anders ist es nämlich, wenn man
(so wie ich) 2 Wochen vor der Klausur nur versucht die Folien alle in den Kopf zu ballern und vergebens einen roten Faden sucht, weil man nicht checkt wie die 1000 vorgestellten Studienergebnisse irgendwie zusammen passen sollen (sitzt man in der VL und macht Notizen, wird vieles klar - auch wenn es nervt: es lohnt sich dort 90 min zu hocken! Insbesondere für Folien, die der Prof. überspringt, die also nicht klausurrelevant sind ;)

Anstrengend sind einige (neuere, jüngere) Kommilitonen.
In den letzten 2 Jahren hat sich ein Hang zum exzessiv zelebrierten Extrovertismus eingeschlichen, den ich persönlich nicht so toll finde. Ich habe das Gefühl, viele möchte gerne beweisen, wie toll sie sind, wie einzigartig sie sind, dass sie auf keinen Fall Mainstream sind (erwähnt es auf keinen Fall, wenn ihr TV schaut, das ist ja sooo einfältig), wie gut man sich bereits mit Kogni auskennt, dass man ja schon Assembler, C++, C#, C, Java, JavaScript, HTML, Python, whatever im FF könne usw.
Lasst euch davon nicht beeindrucken! Glaubt auch nicht, was viele gerne über sich selbst verbreiten "Ich lerne nicht, schreib trotzdem immer 1.0". Alle lernen. Sehr viel. Aber unter jüngeren Kognis scheint es peinlich zu sein, lernen zu müssen.

Mega gut am Bachelor finde ich, dass ihr damit auch ohne größere Auflagen andere Masterstudiengänge studieren könnt, falls ihr dann schon wisst, worin ihr euch gerne vertiefen möchtet.

Sehr zu empfehlen: verschiedene HiWi-Jobs (jeweils 4-6 Monate), 20 Std. pro Monat reichen da vollkommen. Dadurch bekommt ihr einen guten Einblick in die Arbeit der Abteilungen und erkennt früh, welche Disziplin euch am besten gefällt.

Schön finde ich auch, dass man engen Kontakt zu Medieninfos, Infos und Bioinfos (<3) hat. Hört einfach mal nach, was die so machen (HCI, Neuroinformatik, Robotik, künstliche Intelligenz, Bildverarbeitung, etc. sind nämlich auch in diesen Studiengängen heiße Themen).