Chaos, Rettung vor steriler Ordnung ;)

Vorab: Wer eigenverantwortlich arbeiten kann und nicht bei jedem organisatorischen Problem gleich in Panik gerät und einen Studienabbruch in Erwägung zieht, ist an der KH sicherlich gut aufgehoben! Ich studiere im 4. Semester an der Hochschule und bin mehr als zufrieden. Hätte ich die hier vorliegenden Bewertungen bei meiner damaligen Studienwahl zur Hand gehabt, hätte ich vielleicht sogar einen Rückzieher gemacht. Ich bin froh, dass dem nicht so war! Um das ganze etwas zu konkretisieren:

Zugegeben, die Hochschule ist in manchen Belangen etwas chaotisch, aber auch nicht mehr als der durchschnittliche Student das ist. Hier bestehen ganz klar noch Entwicklungsmöglichkeiten (es tut sich diesbezüglich anscheinend gerade einiges; Neuerungen, die die Informationsgewinnung für Studierende erleichtern sollen, werden wohl demnächst umgesetzt). Zurzeit kommt es schonmal vor, dass man einer bestimmten Information über längere Zeit nachlaufen muss und fast schon detektivisch von Ansprechperson zu Ansprechperson rennt...so wird es zumindest nicht langweilig ;)
Ich hatte bisher keine wirklich gravierenden Probleme bzgl. Seminarwahl, Hausarbeiten o.ä.. Letztere haben ihren Weg immer rechtzeitig zum jeweiligen Prof. gefunden und einen Sitzplatz in einem favorisierten Seminar gab es eigentlich auch immer (und wenn nicht, dann doch zumindest in der Peripherie). Ausnahmen bestätigen sicherlich auch hier die Regel, sollten aber nicht fälschlicherweise als gängige Praxis verstanden werden.

Die Mitarbeiterinnen an der Infothek habe ich bisher als sehr freundlich, hilfsbereit und in den meisten Fällen kompetent erlebt. Wenn bestimmte Informationen von anderen Stellen nicht an sie kommuniziert werden, können sie natürlich auch keine zufriedenstellende Antwort geben.

Als negativ empfand ich besonders in den ersten beiden Semestern die sehr große Anzahl von Studierenden (ca. 120), die sich in den einzelnen Grundlagenvorlesungen in einer meines Erachtens schlecht belüfteten und zu kleinen Aula zusammenfinden mussten. Die Problematik verlor nach dem 2. Semester an Gewichtung, da sich das Studium dann größtenteils aus Seminaren mit ca. 30 Teilnehmern zusammensetzt.

Die Seminare und Vorlesungen decken generell ein sehr breites Spektrum an unterschiedlichen Bereichen ab, was natürlich zur Folge hat, dass Themengebiete oft nur angeschnitten oder verkürzt durchgenommen werden. Die Idee ist, dass diese Inhalte dann weiterführend im Selbststudium vertieft werden können/sollten. Somit kann sich jeder Studierende seine eigenen Schwerpunkte setzten und seinen Interessen und Kompetenzen entsprechend studieren. Das Angebot ist meiner Absicht nach sehr gut und hält für die unterschiedlichsten Präferenzen interessante Inhalte bereit.

Das bringt mich zu einem großen Pluspunkt der KH: die Eigenverantwortlichkeit, die sich auch in der Anwesenheitspflicht wiederspiegelt. In diesem Punkt lebt die KH auch was sie lehrt. Selbstbestimmung und eben Eigenverantwortlichkeit. Ich als Berufstätiger weiß das sehr zu schätzen und es entspricht genau meiner Vorstellung von einem Studium. Ob man am Ende des 7. Semesters nur den Titel Heilpädagoge spazieren trägt oder tatsächlich ein kompetenter Heilpädagoge ist, hängt sehr stark davon ab, wie wichtig einem die Inhalte sind und wie sehr man bereit ist, sich auch außerhalb der Vorlesungen eigeninitiativ damit zu beschäftigen.

Bezüglich der Dozenten habe ich im Verlauf meines Studiums viele positive Erfahrungen gemacht. Die KH hat sicherlich auch Unikate in ihren Reihen, aber das hat mich persönlich nie gestört; im Gegenteil.
Ich habe mich bisher in den Vorlesungen und besonders in den Seminaren sehr gut aufgehoben gefühlt und viel von den langjährigen praktischen Erfahrungen der einzelnen Dozenten profitiert. Und wenn es mal nicht meiner Vorstellung von guter Didaktik entspricht, gibt es ja immer noch den Eigenverantwortlichkeits-Joker. Vorlesungsfolien werden eigentlich zuverlässig hochgeladen, sodass man sich Inhalte selbst näher bringen kann.
Im bisherigen Verlauf meines Studiums war ich außerhalb der Seminare nur wenig mit Dozenten in Kontakt, bei Problemen oder Fragen wurde mir nach Möglichkeit aber immer weitergeholfen. Der Kontakt war stets freundlich und auf Augenhöhe.

Ich spreche hier nur für meinen Schwerpunkt Behinderung, Bildung und Assistenz und möchte auch darauf hinweisen, dass ich im Verlauf des Studiums von Seiten meiner Kommilitonen aus dem Schwerpunkt Unterstützte Kommunikation leider viele negative Erfahrungen kommuniziert bekommen habe und noch immer bekomme. Ich konnte nur einige wenige Erfahrungen im Rahmen einer Einführungsveranstaltungen machen und kann mich deshalb auch nicht repräsentativ zu diesem Schwerpunkt äußern.

Einige weitere Punkte:
- Die Computer in den Computerräumen sind älteren Jahrgangs, laufen sehr langsam und bringen selbst den geduldigsten angehenden Pädagogen auch mal an seine Grenzen

- Es gibt für jeden Studenten zugängliche studiumsrelevante Räumlichkeiten (Spieltherapie, Psychomotorik etc.) die auch bis in die späten Abendstunden geöffnet sind und frei genutzt werden können

- Wenig Fläche/Raum zum Selbststudium

Ich denke damit wurden meine bisherigen Erfahrungen tendeziell verdeutlicht. Für Menschen, die eine offene und freundliche Hochschule suchen, Freiräume zu schätzen wissen und sich gerne eigeninitiativ mit studiumsrelevanten Themen beschäftigen ist meiner Meinung nach die KH eine sehr gute Wahl. Ich freue mich auf meine verbleibenden 3 Semester!