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Falsche Versprechungen

Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    2.0
  • Gesamtbewertung
    3.0
Der Studiengang Geodäsie hat mich nach einem Semester in vielen Belangen enttäuscht und mit einem unwohlen Gefühl zurückgelassen. Während alle vorangegangenen Anzeichen sehr positiv waren und einem vor allem am Tag der offenen Tür (auf dem ich zwei Mal war) viele Versprechungen gemacht hat, konnte das Studium davon nahezu nichts einhalten.
Es mag daran liegen, dass vor allem Geodäsie von der Anzahl her nicht viele Studenten aufweisen kann, man dringend diese Leute braucht und deswegen entsprechend geworben wird. Aber lasst euch nicht täuschen.

Das Wichtigste vorweg ist eigentlich erstmal: Muss man gut in Mathe und Physik gewesen sein? Ja (!!!), muss man und zwar sehr gut. Man muss in allen Punkten Spaß an diesen Fächer haben und sollte in der Oberstufe sowohl Mathe Leistungskurs, als auch den Physik Leistungskurs besetzt haben. In der Ausschreibung hieß es immer, es würde reichen, wenn man sich für Mathematik interessiert und auch am Tag der offenen Tür wurde einem nicht deutlich genug erklärt, wie gut man in Mathe sein sollte. Auch Physik. Wenn ihr das Fach ab der 10 Klasse nicht mehr hattet, sollte man direkt die Finger davon lassen. Man hat Physik zwar nur im ersten Semester, aber es ist extrem schwer, vor allem das blöde Praktikum am Ende.

Nun aber mal zu den einzelnen Fächern. Zusammenfassend kann man sagen, dass eigentlich nur geodätisches Rechnen und geodätische Messtechnik wirklich etwas mit dem Studiengang zu tun hat. Vor allem geodätisches Rechnen macht einigermaßen Spaß und man muss dafür kein Profi sein. Auch wenn man nicht so gut in Mathe war und nur den Grundkurs in der Oberstufe besucht hat, kann man damit etwas anfangen, da alles auf bereits durchgenommenen Stoff aufbaut und die besprochenen Themen nicht sonderlich Komplex sind. Geodätische Messtechnik fordert hingegen schon etwas mehr Vorstellungskraft. Man wird hauptsächlich darin unterrichtet, wie das Tachymeter funktioniert und macht mit dem Gerät auch einige praktische Übungen. Allerdings sind die Vorgänge in diesem Gerät etwas komplizierter und nach einiger Zeit versteht man nicht mehr wirklich, worum es überhaupt geht. Im Übrigen sind die Übungen in der Messtechnik die einzige praktische Erfahrung die ihr haben werdet. Mir wurde im Voraus immer gesagt, wie praktisch orientiert dieser Studiengang doch sei – von wegen. Die allererste Übung findet draußen statt. Die restlichen führt man in irgendeinem Keller durch und die anderen Fächer bestehen sowieso nur aus reiner trockener Theorie.

Dann kommen wir zu dem Fach Geoinformation, welches auch viel mit Geodäsie zu tun hat, sich dabei aber ausschließlich auf Städtebau zu konzentrieren scheint. Dies wird zwar nicht explizit erläutert, aber anhand dessen was man macht, erkennt man doch recht schnell, dass dieses Fach nur darauf aufbaut. Das Fach ist dafür aber eigentlich am einfachsten. Die Aufgaben sind nie sonderlich umfangreich oder kompliziert. Man versteht zwar auch hier an einigen Stellen nicht, warum man das gerade macht und wofür das ein oder andere gut sein soll, aber solange die Aufgaben relativ einfach sind ist alles gut. Nun kommt aber leider der schlechte Teil daran. Zu dem Fach Geoinformation gehört auch noch ein Zweites und zwar Programmieren. Dieses Fach ist eigentlich so ziemlich das Mieseste was die passieren kann.

1. Wurde mir im Voraus nie gesagt bzw. ich habe nie gelesen, dass man Programmierung überhaupt braucht für den Studiengang.
2. Macht der Name des Faches „Einführung in die Geoinformation“ überhaupt nicht ersichtlich, dass dort Programmieren dazu gehört. Müsste es nicht sonst „Geoinformatik“ heißen (Das gibt es in anderen Studiengängen auch)?

Auf jeden Fall ist Programmieren so schwer und komplex, dass man als Laie eigentlich keine Chance hat, wenn das zuvor nicht schon mal in der Schule hatte. Darin wird einem ja auch nichts beigebracht. In den Übungen wird nach einer kurzen Einführung einfach losgelegt und es wird scheinbar erwartet, dass man alles sofort kann. Die Übungsaufgaben waren so schwer, dass man nur die Möglichkeit hat die Lösung zu googeln (allerdings findet man in den seltensten Fällen etwas) oder man zieht sich die Lösung jedes Mal von einem Mitschüler, der ungeahnte Talente in dem Fach hat. In den Übungen wird immer eine Aufgabe besprochen, die man noch nicht mal kapiert und in den zu erledigenden Aufgaben wird dann nochmal einer draufgesetzt. Stellt euch vor ihr lernt in Mathe gerade zum ersten Mal wie man anhand von einfachen Termen die Unbekannte X bestimmt, das nur einmal kurz übt, es dabei aber nicht richtig versteht und dann nach der Übung die Übungsaufgabe darin besteht aus einer quadratischen Funktion die Extrema mittels P-Q-Formel zu berechnen. So ist das ungefähr! Also: man sollte wissen worauf man sich einlässt.

Zu dem Fach Physik gibt es eigentlich nicht viel zusagen. Es ist eben schwer und in den Übungen wird von einem verlangt, dass man eine bestimmte Anzahl von Aufgaben löst und diese dann vorrechnet. Nicht gerade komfortabel, aber damit muss man sich abfinden. Am schwersten ist direkt nach der Vorlesungszeit das Praktikum in Physik. Das ist so extrem schwer und dazu wird am Ende auch noch eine Klausur geschrieben (eine Klausur in Physik reicht wohl nicht. Nein, es müssen zwei sein).

Dann wäre zu guter Letzt noch das Fach Ingenieur-Mathematik. Dieses hat wohl mit am wenigsten mit Geodäsie zu tun. Man kann dafür eigentlich alles vergessen, was man zuvor in der Oberstufe im Fach Mathe gemacht hat, denn dieses Fach hat absolut nichts mehr mit Mathematik zu tun. Natürlich ist das irgendwo Mathe, aber auf so einem hohen Level, dass man nach der zweiten/dritten Vorlesung schon aussteigt. Erklär mir einer dieses Fach? Das hat absolut nichts mit Geodäsie zu tun und niemand auf der Welt benötigt diesen Crap. Da kann man auch Hieroglyphen lesen – macht eigentlich keinen Unterschied. Ich kann das nur schwer erklären und da muss man sich wohl selbst informieren oder mal in eine Probevorlesung gehen. Dieses Fach ist der letzte Sch*** und hat weder etwas mit Geodäsie zu tun, noch mit sonst irgendetwas was man früher in Mathe gemacht hat.

Fazit: Eine Enttäuschung! Lasst euch von der Werbung über den Studiengang nicht täuschen. Es ist verdammt schwer. Mich wundert es nicht mehr, warum kaum einer Geodäsie studiert. Am Anfang waren wir ca. 80 Leute. Nach dem ersten Semester dann nur noch 40-45.
  • gute Dozenten, viel Theorie, wenige Studenten
  • schlechte Organisation, überhaupt nicht praktisch, extrem schwer

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.3
Peter , 04.01.2024 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.3
Jeremy , 04.11.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
3.7
Lutz , 31.10.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.4
O. , 25.05.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.3
Freddy , 07.02.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.1
P. , 30.01.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.1
M. , 28.01.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.6
Tobi , 26.01.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.6
Manuel , 25.01.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)
4.3
J. , 08.01.2023 - Geodäsie und Geoinformation (B.Sc.)

Über Tony

  • Alter: 18-20
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Studienbeginn: 2015
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Hauptcampus Bonn City
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 13.04.2016
  • Veröffentlicht am: 13.04.2016