Über den Stress im Technisch Propädeutischen Kurs

Sein Ruf eilt ihm voraus. Jeder kennt ihn und jeder fürchtet ihn: den Technisch Propädeutischen Kursus der Zahnmedizin im ersten Semester. Hier wird gleich zu Beginn selektiert. Wer hat den erforderlichen Biss für das Studium zur Mundhöhlenforschung?
Nur durch ein einziges Testat darf man durchfallen, sonst muss das gesamte Jahr wiederholt werden. Die Arbeitsplätze dicht an dicht, fehlende Absauganlagen, die die ohnehin gute Raumluft im Labor unterstützen - und dann ist da natürlich noch die zunehmende Saunaatmosphäre, bedingt durch die permanent lodernden Bunsenbrenner, die auch so manch interessante Frisur kreieren.
Der Druck hier ist nicht nur im Drucktopf spürbar anwesend. So manch einer kämpft mit zittrigen Händen, wenn es darum geht, ein Model mit perfekten 45° Schlifffacetten zu versehen. Ich sage an dieser Stelle nur: Schön. Schön viele Mikrobläschen. Das Modell kippelt nicht. Der Tisch ist einfach nur nicht plan. Wer hat den Luxus innerhalb der fünf Stunden Kurszeit zu essen oder zu trinken? Kollabieren ist ja auch okay, solange nicht auch das Modell herunterfällt. Sekundenkleber ist tabu, obwohl jede Sekunde zählt. Wer krank ist, kommt trotzdem.
Wenn man nach einer meterlangen Schlange doch eindlich vor dem Assistenten steht: Also das müssen sie noch mal neu machen.
Unterstützung vom Sitznachbarn, falls der gerade ansprechbar ist und nicht heult. Cave. Kein Wasser darf beim Anmischen in den Kunststoff gelangen, sonst entstehen Siedeblasen!
Das erste Jahr ist doch immer das schönste.