An der WiSo in Nürnberg

Ich habe Sozialwissenschaften an der WiSo in Nürnberg studiert. Die WiSo (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) gehört zur Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mein Studium ist zwar schon ein paar Jahre her, aber ich kann mich noch gut daran erinnern.
Die ersten drei Semester waren ein bisschen stressig. Erst mal ist die Wohnungssuche in Nürnberg nicht gerade einfach (ich wohnte anfangs direkt am Plärrer in einem heruntergekommenen Hinterhofhaus), und dann waren die Hörsäle und Seminarräume über die ganze Altstadt verteilt. Wie ich gehört habe, ist das jetzt aber besser. Im Grundstudium muss man einige Fächer belegen, die einen halt überhaupt nicht interessieren bzw. liegen. Bei mir war das Steuerlehre und Statistik. In der Klausur von Steuerlehre im Grundstudium gab es damals eine Durchfallquote von über 60%!
Im Hauptstudium war es angenehmer. Irgendwie hatte man da auch mehr Freizeit. Und das ist in einer Stadt wie Nürnberg natürlich ganz toll. Nicht nur wegen der Studentenkneipen und dem guten Flair des Burgviertels, sondern auch wegen der Möglichkeit, Aushilfsjobs anzunehmen. Es gab da eine Außenstelle des Arbeitsamtes, die Gelegenheitsjobs nur an Studenten vermittelte.
Die Lerninhalte waren soweit in Ordnung. Einige Professoren waren etwas seltsam, aber das ist an anderen Unis genauso. Was mir nicht so gefallen hat, ist die Denk- und Bewertungsweise mancher Profs. Im Seminar Allgemeine Soziologie z. B. waren wir 25 Leute, und jeder hätte mal ein Referat halten sollen. Unser Prof hat das aber dermaßen in die Breite gezogen, dass am Ende gerade mal 3 Referate gehalten wurden. Und in Sozialwissenschaften wurde uns eine Vorzeige-Diplomarbeit angepriesen, die etwa 70 Seiten lang war, wovon allein die Inhaltsangabe schon 27 Seiten einnahm. Das heißt, dass zu jedem Gliederungsplunkt nur 2 oder 3 Sätze geschrieben wurden. Dass das gut sein soll, verstehe ich bis heute nicht.