Viel Fähigkeitenerwerb und Top-Arbeitsmarktchancen

Ein Hinweis vorweg: Jede*r Studieninteressierte sollte vor einer Entscheidung das Modulhandbuch (auf der Internetseite des Studiengangs) ausführlich lesen - dies sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber mir sind immer wieder Kommiliton*innen begegnet, die gar nicht wussten, dass es sowas gibt.

POSITIV:
Der wesentlichste Aspekt des WiPsy-Studiums war für mich der Fähigkeitenerwerb. Denn anders als man es oft von Universitäten hört, geht es im Studiengang an der Hochschule Bielefeld auch verstärkt um das Durchführen eigener (Forschungs-)Projekte. Dadurch lernt man das wissenschaftliche Arbeiten, kritisches Denken und den Einsatz von Methoden sehr gut kennen - kurzum: es geht um Fähigkeitenaufbau und nicht nur um Wissenserwerb. Dies gefällt mir außerordentlich gut, da ich der Meinung bin, dass man Wissen im Zweifel ohnehin schnell im Internet findet, sodass man dafür keine Vorlesungen benötigt. Wirkliche Fähigkeiten können aber nur mit der Zeit und intensiver Übung aufgebaut werden. Natürlich gibt es aber auch in diesem Studiengang einige Klausuren, bei denen es ums Auswendiglernen geht - bevor ich falsche Erwartungen wecke.

Somit gefiel mir der Mix aus den Prüfungsformen (Klausur, Projektarbeiten, Hausarbeiten und Präsentationen) sehr gut.

Die Dozent*innen des Studiengangs sind unheimlich engagiert, was für mich persönlich ein schöner Kontrast zu Lehrer*innen in der Schule war. Die Dozent*innen sind immer offen für Fragen und Anregungen von Student*innen und geben sich erkennbar Mühe mit den Inhalten.

Sicherlich auch dadurch, dass die Wirtschaftspsychologie mehr und mehr als relevante Disziplin in der Wirtschaft ankommt, sind die Arbeitsmarktchancen wirklich gut. Sie sind insbesondere im Bereich Personalmanagement ausgezeichnet, da die Entscheider*innen hier die kombinierte Psychologie- und Wirtschaftskompetenz schätzen. Aber auch im Marketing/Vertrieb gibt es viele Einsatzmöglichkeiten für WiPsy-Absolvent*innen. Wer allerdings noch gar nicht weiß, ob die genannten Richtungen etwas für einen sind, der*die sollte sich vielleicht doch eher hinsichtlich anderer, allgemeiner aufgestellter Studiengängen orientieren. Und eine klinische Karriere ist mit diesem Bachelor natürlich auch nicht möglich, hierfür müsste ein zweiter (Uni-)Bachelor in Psychologie/Psychotherapie absolviert werden. Dies muss einem klar sein.

OPTIMIERUNGSPOTENZIAL:
Auslandsaufenthalte, die man gut in das Studium integrieren kann und die (durch Leistungsanrechnungen) nicht zu einer "Zwangsverlängerung" der Studiendauer führen, sind eher schwierig in der Realisierung, da die Module in Bielefeld teilweise sehr speziell sind. Allerdings heißt "schwierig" nicht "unmöglich" und Prof. Dr. H. unterstützt als Studiengangsleiter hier auch sehr engagiert.

Insgesamt ist der Studiengang aus meiner Sicht auch etwas zu BWL-lastig. Module wie "Rechnungswesen" oder "Recht" (dies ist ein allgemeines BGB- und kein Arbeitsrechtsmodul) könnten aus meiner Sicht zugunsten von mehr psychologischen Inhalten herausgenommen werden. Denn es fehlen im Studium Einblicke in die biologische Psychologie und auch die Diagnostik wird recht kurz behandelt. Dies wird insbesondere dann für Student*innen problematisch, wenn sie sich für Masterstudiengänge an anderen Hochschulen, vor allem für allgemeinpsychologische Masterstudiengänge, bewerben wollen. Mittlerweile wurde immerhin mit dem M.Sc. Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Bielefeld auch ein guter Anschluss für den Bachelor geschaffen.