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Das Uwi-Studium ist das, was du daraus machst!

Umweltwissenschaften (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    3.0
  • Digitales Studieren
    3.0
  • Gesamtbewertung
    3.7
In diesem Bericht werde ich meine persönliche und daher subjektive Sichtweise schildern, wie ich mein 3,5-jähriges Studium von 2016 bis 2020 an der Leuphana Uni Lüneburg erlebt habe.

Das ist der Inhalt dieser Reflektion:
(1) Meine Gründe für die Aufnahme des Uwi- Studiums in Lüneburg
(2) Haben sich diese Gründe für mich bewahrheitet?
(3) Studienverlauf, Kurswahl, Leuphana-Semester, Nebenfach, Komplementärstudium
(4) Die Leuphana Universität, Uni-Campus, Bibliothek, Mensa, Events
(5) Das außeruniversitäre Leben
(6) Was ich noch sagen wollte

(1) Ich habe mich für das Uwi-Studium entschieden, weil ich nach einem biologisch-ausgerichteten Studium gesucht habe, ohne viel Mathematik, Statistik und Chemie mitzustudieren. Meine Wunschvorstellung war, viel über Ökosysteme, Flora und Fauna zu lernen und mir ein Basis-Wissen im Umweltbereich anzueignen. Ich hatte kein genaues Ziel, auf das ich hinstudiert habe. Das breitgefächerte Studium sollte der Orientierung dienen. Ich war vor Aufnahme des Studiums ein paar Tage in Lüneburg und fand die Uwi-Studierenden sehr sympathisch und die Stadt und Umgebung sehr einladend.
Ich habe mich für den Minor Raumwissenschaften entschieden und hatte die Vorstellung, dass dieser Geographie ähnelt.

(2) Meine Vorstellung, auf wenig Chemie, Mathematik und Statistik zu treffen hat sich als richtig dargestellt. Die Anforderung der beiden Chemie-Pflichtkurse sind nicht über das Abiturniveau (Niedersachsen) hinausgegangen und wurden durch interessante Laborpraktika ergänzt. Für Statistik habe ich ein Vokabel-Verständnis entwickelt, jedoch ohne praktische Anwendung und habe mich dann später für die Bachelorarbeit mehr damit beschäftigt. Mathematik ist mir außer einfachen Rechnungen in Chemie nicht begegnet.
Vor dem Studium hatte ich nicht beachtet, dass der humanwissenschaftliche Zugang zu den Umweltwissenschaften einen beträchtlichen Teil des Studiums ausmachen wird. So sind ökologische Kenntnisse nur durch Vertiefungsmodule über das vermittelte Wissen im Biologie Abitur hinausgegangen. Hier war ich enttäuscht, weil viele ökologische Module große Schnittmengen mit anderen ökologischen Modulen aufgewiesen haben im Major sowie auch im Minor. So konnte mein Wissendurst im ökologischen Bereich durch Vorlesungen und Seminare nur unzureichend befriedigt werden. Dem habe ich vorgebeugt, indem ich mich außerhalb des Studiums damit beschäftigt und meine Bachelorarbeit in dem Bereich geschrieben habe und eine Feldbotanik-Ausbildung absolvierte.

Durch Pflicht-Module im humanwissenschaftlichen Bereich war ich dazu "verpflichtet", mich mit Kampagnenplanung, Sustainability Management und viel Inter- und transdisziplinären Thematiken zu beschäftigen, die nicht unbedingt meinen Neigungen entsprachen. Da hätte ich mich vorher besser informieren können.

Der Minor Raumwissenschaften wurde von wenigen Kommilitonen als das erkannt, was er wirklich ist, weil der Name schon sehr allgemein und nirgendwo sonst angeboten wird. Dieser hat sich als sehr gute Ergänzung für das Uwi-Studium herausgestellt. Mehr zu diesem Minor steht unter (3) und (6).

(3) Studienverlauf: Die angebotenen Module und Kurse können auf der Leuphana-Website eingesehen werden und es lohnt sich hier auch, die genaueren Beschreibungen durchzulesen (was ich vor dem Studium nicht gemacht habe). Besonders falls man ein genaues Interessensgebiet hat und sehen möchte, wie dieses abgedeckt ist. Ansonsten können und werden sich die Interessen im Verlauf des Studiums auch verschieben und Neue entdeckt.
Der Studienverlauf wirkt auf mich im nachhinein durchdacht, wenn dieser das Ziel verfolgt, umfangreiches Wissen in allen gesellschaftlich relevanten Umweltbereichen zu vermitteln und die Studierenden dazu zu befähigen, selbstständig Brücken zwischen den verschiedenen Disziplinen zu bauen und sich in neue Themengebiete mit wissenschaftlichem Anspruch einzuarbeiten.
Raumwissenschaften: Viele Kommilitonen haben teilweise erfolgreich im nachhinein in den Minor Raumwissenschaften gewechselt, weil hier die Möglichkeit besteht, innerhalb der riesigen Optionsfreiheit tiefer in die Naturwissenschaften zu gehen (Bodenkunde, Biodiversität, Klima) und diese mit Umweltplanung zu verbinden (Stadtplanung, Fließgewässer, Wirtschaftsgeographie etc). Andere Minor-Fächer eröffnen da nochmal ganz neue Felder wie Bildungswissenschaften, BWL oder Recht, die alle sicherlich auch sinnvoll in Kombination mit Uwi sind. Raumwissenschaften hatte den größten Anteil an Uwis und ist sicherlich die beste Wahl, wenn man sich orientieren möchte oder noch umwelt-, und methodenorientierter studieren möchte. Zudem gibt es hier nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen und es ist deshalb schwieriger im nachhinein dorthin zu wechseln. Generell gibt es immer ausreichend Plätze in Seminaren und Kursen (außer "GIS") und man kann sich von den freundlichen Dozierenden nachträglich eintragen lassen, sollte ein Kurs offiziell voll sein.

Leuphana-Semester: Das Leuphana-Semester habe ich als sehr wertvoll empfunden, weil es neben studienspezifischen Vorlesungen auch die Möglichkeit bietet, fachübergreifend zu studieren und Studis aus anderen Studiengängen kennenzulernen (was besonders im ersten Semester toll ist). Die Projektarbeit, die mit der Konferenzwoche abgeschlossen wird, hat mir sehr viel Spaß gemacht und generell sorgt das Leuphana-Semester für ein "Wir"- Gefühl an der Uni. Der Nachteil ist, dass man weniger Credit Points im eigentlichen Umweltbereich sammelt, was für die spätere Bewerbung für ein Master-Studium von Nachteil sein kann, wenn eine höhere Anzahl an Credit Points in einem bestimmten Bereich Voraussetzung ist. Hier besteht jedoch die Möglichkeit, zusätzlich Kurse zu belegen im Uwi Bachelor, die im Zeugnis aufgelistet werden, jedoch nicht in die Endnote mit einfließen.

Komplementärstudium: Das Komplementärstudium bietet die Möglichkeit, völlig fachfremd oder vertiefend zu studieren. Da alle Studienrichtungen in den Kursen zugelassen sind, ist das Anforderungsniveau so gestaltet, dass i.d.R. kein Vorwissen verlangt wird. Mit Vertiefung ist hier also gemeint, dass erweiternd oder fachnah studiert werden kann. Für mich war dieses Modell super, weil ich mir auf diese Weise viele spanischsprachige Kurse anrechnen lassen konnte, die eigentlich mit Umwelt nichts am Hut haben.

(4)
Die Leuphana Universität: Die Leuphana überzeugt durch einen starken Internet-Auftritt, dem Image einer Nachhaltigkeits-Universität, alternativen Studiengängen und einem zentralen Campus mit vielen Angeboten für Studierende. Es ist sehr vorteilhaft, dass es bald keine Außenstellen mehr gibt und sich das ganze Campus-Leben an einem Ort abspielt. So sind Vorlesungssäle, das neue Hauptgebäude, die Bibliothek, der Uni-Garten, zwei Wohnheime, Cafés, die Mensa etc. in höchstens fünf Gehminuten voneinander zu erreichen.
Durch das aufwendige Bewerbungsverfahren für die Umweltwissenschaften (Gespräch, Präsentation und schriftlicher Test) und der großen Nachfrage an Plätzen kann man annehmen, dass der Studiengang sehr gut den Zeitgeist mit sozialökologischen Herausforderungen adressiert und dadurch viele sehr motivierte und engagierte Studierende anzieht. Die Universität ist durch organisatorisch aufwendige Veranstaltungen wie z.B. der Utopie-Konferenz, der Eröffnungswoche für Erstsemesterstudierende und einem sehr ansprechenden Internet-, und Presseauftritt sehr auf das Bild einer nachhaltig orientierten Uni bedacht und sucht aus meiner Perspektive darin die Abgrenzung zu anderen Universitäten.
Der Campus ist sehr schön gestaltet, mit viel Freiraum und einer aus meinen Augen ästhetischen Ordnung aus alten Kasernenhäusern. Daneben grenzt sich das neu gebaute Libeskind-Gebäude architektonisch ab. Es gibt überall Platz um sich draußen hinzusetzen oder hinzulegen, in eines der Cafés zu gehen oder mit Kommilitonen zu schnacken. Die Mensawiese lädt im Sommer zum Verweilen ein.
Mensa: Es gibt eine eigene Biomensa! Die auch meistens lecker ist und durch gute Qualität überzeugt. Die normale Mensa ist etwas günstiger und hat ein größeres Angebot an Fleischgerichten und ein vegetarisches Gericht. Es gibt auch eine Abendmensa ohne Bio-Gerichte. Man kann sich aber auch die Beilagen selbst zusammenstellen lassen.

Bibliothek:
Die Bib verfügt über ein großes Sortiment und es lohnt sich auch ein Buch anzufragen, das nicht „auf Lager“ ist. Ansonsten können über die Fernleihe einfach deutschlandweit Bücher für 1,50 eur in die Bib gesendet und für 1-2 Monate ausgeliehen werden. Die Räumlichkeiten sagen mir persönlich nicht zu, weil ich viel Ruhe beim Lesen und Lernen brauche und mich Geräusche und äußere Bewegungen ablenken. Aus meiner Sicht herrscht ein reger Betrieb in der Bib und an vielen Sitzmöglichkeiten sitzt man anderen Personen gegenüber oder an einem Gang und hat meistens Bewegung im Blickfeld. Für ein ruhiges Umfeld muss man entweder morgens oder spät abends kommen, oder einen der wenigen wirklich ruhigen Plätze suchen. Es wurden gerade neue Gruppenräume eingerichtet und zwei Computerräume sind auf dem neuesten Stand der Technik. Insgesamt ist die Bib eher klein und im Sommer eher stickig. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit.

Events und Initiativen: Auf dem Uni-Gelände findet einmal im Jahr das Lunatic-Festival im Juni statt, das sehr zu empfehlen ist und von Studis organisiert wird. Außerdem gibt es mit dem Hochschulsport ein umfangreiches Sportangebot besonders im Tanzbereich, das mit dem Tanzabschlussabend am Ende des Semesters abgerundet wird. Es gibt außerdem unglaublich viele studentische-Initiativen, wenn du dich ehrenamtlich engagieren möchtest und mit neuen Leuten in Kontakt kommen möchtest. Das studentische Café "PlanB" ist sehr muckelig und günstig und lädt zum längeren Verweilen, spielen und Freunde treffen ein.

(5) Das außeruniversitäre Leben bietet einiges an Möglichkeiten an, da Lüneburg mit ca. 8 000 Studis auf 70 000 Einwohner als Studierendenstadt bezeichnet werden kann. Die Umgebung bietet viel Erholung mit dem Flussgebiet an der Ilmenau für naturverbundene Menschen wie mich. Das Party-Leben wird eher durch Hauspartys geprägt, die im kleinen, sowie auch sehr großen Maßstab stattfinden. Hamburg ist in 30 Min mit dem Metronom schnell erreichbar, sollte einem das Dach auf den Kopf fallen. Die Innenstadt ist mittelalterlich geprägt und viele von Salzschichten verschobene, schiefe Häuser geben der kleinen Stadt ihren ganz eigenen Charme.
Eine Besonderheit ist, dass es durch die gemischten Kurse, der großen Solidarität unter den Uwis und der kleinen Stadt fast unmöglich ist, nicht viele Freunde und Bekanntschaften zu knüpfen und sozusagen nicht aus dem Haus gehen zu können, ohne eine Person zu treffen, die man kennt. Ich persönlich empfinde das als sehr angenehm.
Ein weiterer sehr positiver Aspekt des Uwi-Studiums ist, dass viel Zeit neben dem Studieren bleibt. So kann beispielsweise einem Nebenjob nachgegangen werden, ohne in Stress zu geraten. Das Anforderungsniveau ist generell auch nicht so hoch, dass Stunden an einer Aufgabe am Schreibtisch gebrütet werden muss. Im Endeffekt werden Lernanreize und Angebote geschaffen, auf die man eingehen kann. Viele nutzen diese Freiheit, um sich ehrenamtlich zu engagieren, sich selbst fortzubilden und in verschiedenen Bereichen auszuprobieren. Ich persönlich habe viel gegärtnert als Nebenjob, war viel in der Natur unterwegs, habe mehr über Pflanzen gelernt und es sehr genossen, Zeit mit besonderen Personen zu verbringen, die Lüneburg anzuziehen scheint.

(6) Insgesamt ist zu betonen, dass der B.Sc. Uwi eher als B.Sc. Nachhaltigkeitswissenschaften zu bezeichnen ist, da das Verhältnis Natur- zu den Humanwissenschaften ausgeglichen ist und sehr häufig im Kontext der Nachhaltigkeit reflektiert wird. Uwi bereitet auf keinen Beruf vor; umfangreiches Wissen wird vermittelt, konkrete Methoden eher wenig. Es werden viele schriftliche Arbeiten (Hausarbeiten, Projektberichte) angefertigt, die dazu befähigen, sich schnell in Sachverhalte einzuarbeiten und diese wissenschaftlich zu reflektieren. Die Leuphana Uni ist eine gute Plattform, sich auszuprobieren und zu engagieren.
Was mir gefehlt hat ist eine Orientierung, wie es nach dem Studium weiter gehen kann. Hier wäre ein zweimonatiges Pflichtpraktikum hilfreich, das erleichtern würde, überhaupt einen Praktikumsplatz zu bekommen, da diese aus Kapazitäts-, Versicherungs-, und finanziellen Gründen vorwiegend an Personen vergeben werden, für die im Curriculum ein Praktikum vorgesehen ist. Im Endeffekt ist das Uwi-Studium das, was du daraus machst und mitnehmen willst. Es gibt eine große Wahlfreiheit durch das Nebenfach, Fremdsprachen und unkonventionelle Kurse wie z.B. Exkursionen in Ökodörfer oder wissenschaftlichen Zugängen zur Spiritualität, die mir sehr gefallen haben und generell eine große Freiheit durch das alternative Milieu der Uni und einem nicht zu einnehmenden Studium.
Wer einen Eindruck über den Zugang zu Umweltthemen und Studieninhalten von Uwi bekommen möchte, empfehle ich das folgende Buch, dass von Leuphana-Lehrenden geschrieben wurde und die verschiedenen Bereiche gut skizziert, die im Laufe des Studiums behandelt werden:
Heinrichs, H., Michelsen, G. (hgg.) 2014: Nachhaltigkeitswissenschaften. Springer Verlag.

Viel Freude bei deinem Studium!
  • Kompetente und freundliche Dozierende, Umfangreiche Wissensvermittlung, Zeit neben Studium,Optionsfreiheit in der Gestaltung des Studiums, die Stadt Lüneburg, die Uwi-Kommilitonen
  • Kein vertieftes Wissen durch umfangreiche Wahlmöglichkeiten/-pflichten, kein methodisches "Handwerkszeug" wurde vermittelt, Atmosphäre in der Bibliothek, keine Berufsorientierung

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

5.0
Lorenz , 11.03.2024 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
3.4
Torben , 25.02.2024 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.0
Gretha , 22.02.2024 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.1
Jana , 06.02.2024 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.4
Fabian , 05.01.2024 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.3
Annika , 05.01.2024 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
3.9
Lilli , 08.12.2023 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.6
Lea , 08.12.2023 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.1
Lennart , 22.11.2023 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)
4.3
Lotte , 10.10.2023 - Umweltwissenschaften (B.Sc.)

Über Simon

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 7 Semester
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Lüneburg
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 2,2
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 08.05.2020
  • Veröffentlicht am: 14.05.2020