Recht haben und Recht bekommen ist nicht dasselbe

Jura ist ein unfassbar anspruchsvoller Studiengang und besitzt eine Stoffmasse, die geradezu unüberschaubar ist. Natürlich muss trotzdem alles gelernt werden. Was andere insgesamt in einem Studium an Stoff vermittelt bekommen, füllt bei uns gerade mal das Strafrecht aus. Bleiben noch Zivilrecht und Öffentliches Recht. Unser Unialltag besteht größtenteils aus Lernen und Klausuren in Vorbereitung auf das Examen schreiben. Wer mehr als 60 geschrieben hat, sollte jedenfalls ansatzweise bereit sein für die "Todesklausuren". Bei uns sind es 6 Stück mit je 5h. Zusätzlich kommt noch eine 5 stündige mündliche Prüfung und der Schwerpunkt. Dieser umfasst eine Schwerpunktarbeit auf Niveau einer Masterarbeit und muss natürlich auch noch in einer mündlichen Prüfung verteidigt werden.
Wer das allerdings insgesamt irgendwann einmal geschafft haben sollte, darf sich dann Diplom-Jurist nennen. Das völlig zurecht, schließlich hat er, während andere das Wetter genossen haben oder feiern waren, in der Bibliothek gesessen und versucht den Stoff zu bewältigen. Wir Juristen sind schon besonders. Außenstehende Leute werden nie ansatzweise erfassen können, was wir durchmachen. Nur untereinander sehen wir die dunklen Augenringe, die tiefen Sorgenfalten und die unendliche Erschöpfung. Alle schütteln nur müde den Kopf oder versuchen ein Lächeln zustande zu bringen. Aber wer durchhält wird belohnt. Sicherlich wird sich sein Konto später bei ihm bedanken. Was aber noch viel überwältigender ist, ist die Freude und der Stolz den man empfindet, die Prüfungen seines Lebens bestanden zu haben, obwohl einen die ein bis zwei Jahre Lernzeit davor fast in die Knie gezwungen haben. Durchhalten und nicht aufgeben ist der Schlüssel zu allem, nicht nur zum Jurastudium. Denn wer weitermacht, der bleibt.