Solide Grundausbildung

Psychologie (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    5.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Digitales Studieren
    4.0
  • Gesamtbewertung
    4.0
Zum Psychologiestudium allgemein:

Das Psychologiestudium ist unglaublich spannend, aber auch unglaublich hart. Man befindet sich in einer Gruppe von hochselegierten Personen (Abiturzeugnis je nach Uni zwischen 1,6 und 1,0; Heidelberg ist glaube ich näher an der 1,0 dran) und konkurriert mit denen dann um WENIGER Master- als Bachelorplätze. Das ist natürlich vollkommen absurd: Man setzt die Studenten so unter Druck, dass die überwiegende Mehrzahl der späteren Psychotherapeuten nach dem Psychologiestudium selbst eine Therapie gebrauchen könnte, weil das Angebot an Masterplätzen vollkommen unnötig knapp ist. Zudem sind die allermeisten Studenten mehr als fähig, sodass eine Selektion auf so hohem Niveau meines Erachtens fehl am Platz ist. Schuld ist nicht die Uni, sondern die Politik, weil sie den Unis keine finanziellen Mittel für weitere Masterplätze zur Verfügung stellen möchte. Das verstehe, wer will. (Btw.: In Heidelberg gibt es genauso viele Master- wie Bachelorplätze. Mit der Knappheit meine ich Gesamt-Deutschland).

Wer also Psychologie studieren will, sollte wissen, dass es hier einen großen Notendruck gibt. Man sieht das sehr schön am Auswahlverfahren für den Heidelberger Master: Wer eine Durchschnittsnote von 2,0 oder schlechter hat, wird für den Master gar nicht erst angenommen (ist allerdings in Deutschland eher selten). Doch auch bei einigen anderen Unis zählt die Bachelordurchschnittsnote für die Aufnahme in den Master viel und man hat mit einer Note von schlechter als 1,8 an vielen Unis schlechte Karten. Ich betone diesen Notenaspekt deshalb so sehr, weil ich in meinem Einführungsseminar gesagt bekommen habe, ich solle mir nicht so große Sorgen um meine Noten machen. Ich halte so eine Empfehlung für irreführend. Ich möchte hier nicht unnötig Angst verbreiten oder motivierte Leute davon abbringen, Psychologie zu studieren, aber ich finde, dass du wissen solltest, worauf du dich einlässt.

Zum Glück wurde gerade die Psychotherapeutenausbildung verändert, sodass man nach dem Master bereits seine Approbation bekommt- Früher durfte man nach 5 Jahren Studium (Bachelor und Master) nochmal je nach Institut bis zu 20.000 € für die Therapeutenausbildung blechen.

Ich habe den Umgang mit den Kommilitonen weitestgehend als freundlich wahrgenommen. Es bilden sich so ein paar Grüppchen, sodass die Durchmischung nach der ersten Kennenlernphase wieder abnimmt. Bei Seminaren (in Präsenz) konnte ich aber auch ganz gut neue Leute kennenlernen. Man hilft sich untereinander in der WhatsApp-Gruppe gerne, wobei es immer ein paar Leute gibt, die besonders viel helfen und ein paar Leute, die die Nutznießer sind. Ich glaube aber, dass das Psychologiestudium sich allgemein durch eher verständnisvolle Menschen, ob als Kommilitionen oder Dozenten, auszeichnet, was die Sache angenehmer macht.

Insgesamt muss man sehr, sehr viel auswendig lernen. Die methodische Ausbildung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, ob Statistikvorlesung oder R-Übung. In Heidelberg gab es da aber für die Statistikvorlesung sehr gute Tutoren, sodass die Orientierungsprüfung machbar ist.

Zum Psychologiestudium in Heidelberg:

Ich habe mir vor dem Studium die Modulhandbücher verschiedener deutscher Bachelor angeschaut und mich aufgrund der Veranstaltung "Einführung in die Erkenntnistheorie", der Gesundheitspsychologievorlesung und den zahlreichen Wahlmöglichkeiten (fachbezogene Schlüsselqualifikation, personenbezogene Schlüsselqualifikation, anwendungs- und forschungsorientierte Vertiefung) im 5. und 6. Semester für Heidelberg entschieden. Ich bin damit im Nachhinein zufrieden, da man so bereits im Bachelorstudium Wahlmöglichkeiten hat und sich Module entweder nach Interesse oder, um sich bei einem Wunschmaster bewerben zu können, nach den für die Masterbewerbung geforderten ECTS aussuchen kann. (Schon verrückt, dass ein Bachelor in Psychologie nicht automatisch für einen Master in Psychologie qualifiziert. Nein, jede Uni überlegt sich dann nochmal, wie viele ECTS in einem bestimmten Bereich, z.B. Diagnostik, benötigt werden, damit man zum Master zugelassen wird. Das macht die Masterbewerbung sehr aufwendig.)

Am Anfang des Studiums wird eine EKS-Woche von der Fachstudienberatung organisiert. Dort geben Tutoren eine Einführung in das Studium, was man so wissen sollte, eine Stadtrallye und Barabend etc. und beantworten auch danach gern noch Fragen. Wie das in Coronazeiten geregelt ist, weiß ich nicht, für mich war das jedoch ein tolles Angebot, da man so bereits vor Vorlesungsbeginn einige Leute kennenlernen konnte. Dieses "An-die-Hand-nehmen" wurde meines Wissens nach mit dem Comenius-Programm noch ausgebaut, sodass es genug Unterstützung für Studienanfänger gibt. In diesem Programm gibt es im 1. Semester Hilfestellungen für kleinere Gruppen zum Thema Hausarbeiten verfassen etc. von jemand aus einem höheren Semester.

Die Professoren habe ich überwiegend als sehr kompetent wahrgenommen, einzelne schwarze Schafe gibt es wohl überall. In Heidelberg musste ich mich insbesondere bei Sozialpsychologie (der Prof hört allerdings jetzt auf) und Neuropsychologie I sehr selbst begeistern (der Doktorand, der die zweite Neurovorlesung hält, war hingegen richtig gut, also kommt es teilweise sehr auf die Lehrperson an). Der Prof für Diagnostik und differentielle Psychologie ist fachlich unglaublich kompetent aber lässt einen gern mal spüren, dass er sich für ziemlich schlau hält.

Die Seminarwahl ist positiv hervorzuheben, da nach einem Punktesystem vergeben wird. Man kann nach Interesse bis zu 100 Punkte und dann noch Rangplätze vergeben, falls man nicht das Wunschseminar bekommt. Fragt bei den Seminaren gern in die WhatsApp-Gruppen, wie hoch der Anspruch des Dozenten ist und was erwartet wird. Bei einigen Dozenten sind gute Noten leichter erhältlich als bei anderen.

Die Prüfungen habe ich als weitestgehend machbar und fair wahrgenommen. Dazu sei aber auch klar gesagt, dass sehr viel auswendig zu lernen ist und einem durchaus der Kopf schwirrt. Ich empfehle dringend, ggf. im ersten, vor allem aber im 2. Semester Seminare zu wählen, da man so die Klausuren etwas besser verteilen kann. Oft sind die angebotenen Seminare auch mit mittelmäßig viel Vorwissen machbar. Der Regelstudienplan (den ich für sehr sportlich halte) sieht vor, dass man im 3. und 4. Semester 5 bzw. 4 Klausuren schreibt. Da muss man entweder einige zum 2. Termin schreiben oder das Studium verlängern, so wie ich es getan habe, wenn man noch einigermaßen ein Privatleben haben möchte. Die Seminare verlangen oft Präsentationen und oder Hausarbeiten als Prüfungsleistung, allerdings gibt es teilweise auch innovative Formate (z.B. eine eigene Podcastfolge erstellen). Klausureinsichten zu bekommen ist manchmal eine ziemliche Herausforderung, teilweise durfte ich ein ganzes Jahr warten (was aber auch durch die Corona-Situation mitbedingt war).

Mir hat auch das empirische Forschungspraktikum (Empra), in dem man im 3. und 4. Semester in einer Gruppe eine eigene Studie konzipiert und durchführt, sehr gut gefallen. Auch das wissenschaftliche Schreiben wird über Module wie das KLF (kritische Lektüre von Forschungsliteratur), die Hausarbeit in pädagogischer Psychologie und das Empra gut vorbereitet.

Die technische Ausstattung lässt zu wünschen übrig. ein Hörsaal ist gefühlt aus dem Jahr 1950, der andere aus 1980. Die PCs wurden wohl auch in den 2000er-Jahren angeschafft. Dafür gibt es eine kompetente IT-Beauftragte, die im 1. Semester einen IT-Kurs angeboten hat, den ich als sehr hilfreich empfunden habe. Ein Pluspunkt ist die Lage des psychologischen Instituts mitten in der Altstadt, sodass man in einer Pause schnell mal zum Bäcker o. Ä. gehen kann.

Insgesamt ist das Psychologiestudium in Heidelberg meines Erachtens eine gute bis sehr gute Wahl. Sicher gibt es auch bessere Unis, aber das Gesamtpaket ist gut.

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.4
Cel , 05.06.2024 - Psychologie (B.Sc.)
4.0
Lins , 06.04.2024 - Psychologie (B.Sc.)
2.7
Michellr , 03.04.2024 - Psychologie (B.Sc.)
4.3
Jasmin , 21.02.2024 - Psychologie (B.Sc.)
2.7
Lilli , 20.02.2024 - Psychologie (B.Sc.)
3.9
Larissa , 17.02.2024 - Psychologie (B.Sc.)
3.7
Maya , 12.02.2024 - Psychologie (B.Sc.)
4.3
Juli , 12.02.2024 - Psychologie (B.Sc.)
4.0
Luise , 04.02.2024 - Psychologie (B.Sc.)
3.9
Jemimah , 31.01.2024 - Psychologie (B.Sc.)

Über Jonas

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienbeginn: 2018
  • Studienform: Vollzeitstudium 100%
  • Standort: Standort Heidelberg
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 1,0
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 27.08.2021
  • Veröffentlicht am: 07.09.2021