Nicht besser als wo anders

1. Erwartungsmanagement
Da ich mich sehr für politische und sozialwissenschaftliche Themen interessiere entschied ich mich für den Bachelor in PSS. Meine Hoffnung war es nicht nur etwas zu den genannten Themen zu lernen, sondern aufgrund des Namens des Studiengangs erhoffte ich mir auch einen interdisziplinären und vor allem internationalen Bezug. Diese Hoffnungen wurden leider enttäuscht. Rückblickend hätte ich auch einfach Politik und Soziologie als Fächerkombination an nahezu jeder Uni in Deutschland oder Europa studieren können (und das vermutlich auch besser).

2. Studienorganisation
Da die Uni Würzburg recht groß ist kann man keine persönliche Betreuung erwarten. Das muss meiner Ansicht nach jedoch kein Nachteil sein. Man lernt selbstverantwortlich zu arbeiten und seinen Unialltag selbstständig zu organisieren. Gleichzeitig gibt einem die Semesterplanung nach den ersten beiden Semestern einen gewissen Spielraum, um sich nach den eigenen Wünschen sein Studium zu planen. Jedenfalls auf dem Papier. Die Kurswahl an sich gleicht einem Schlachtfeld. Die meisten Studierenden bewerben sich auf so viele Kurse wie sie können, um überhaupt für ein paar einen Platz zu bekommen. Nach den ersten Wochen des Semesters sitzen dann jedoch trotzdem statt 30 nur 10 Leute im Kurs. Die Kurswahl kann somit ein sehr frustrierender Teil des Studiums sein.

3. Dozent:innen
Die Dozent:innen sind sehr vielfältig, nicht nur was die Fachrichtungen sondern auch das Verhalten gegenüber den Studierenden und ihre fachliche Kompetenz angeht. So sind manche sehr freundlich, hilfsbereit und kompetent, während man bei anderen Lehrkräften ernsthaft daran zweifeln muss, ob sie die abgegebene und zu benotende Leistung überhaupt gelesen haben. Auch die Kommunikation mit manchen Dozent:innen kann sich schwierig gestalten. Es ist möglich mehrere Wochen auf eine Antwort per Mail zu warten. Im Laufe des Studiums findet man jedoch die meisten dieser Eigenheiten heraus und kann sich diesen anpassen.

4. Studieninhalt
Das akademische Niveau und der Anspruch im Rahmen der Seminare und Vorlesungen unterscheidet sich teilweise erheblich (Augen auf bei der Kurswahl!) In den ersten Semestern hat man eigentlich nur Vorlesungen und dazugehörige Übungen. Nach den ersten beiden Semestern kommen Seminare hinzu, die man sich zumindest teilweise aussuchen kann. Hier beginnt definitiv der spannendere Teil des Studiums. Die Seminarwahl kann ihr im Großen und Ganzen zumindest teilweise den persönlichen Präferenzen angepasst werden. Wer hier jedoch auf interdisziplinäre oder gar englischsprachige Kurse hofft, den muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen. Englischsprachige Kurse sind rar gesät und teilweise nur Austauschstudierenden vorenthalten. Bei dem Namen dieses Studiengangs einfach nur enttäuschend...

5. Fazit
Die Studierendenanzahl ist sehr hoch im Bachelor und meine Erfahrung am Institut kann vermutlich am ehesten mit "Masse statt Klasse" beschreiben werden. Die Organisation ist meiner Erfahrung nach deutlich ausbaufähig, die akademische Qualität ist schwankend, pädagogisch sind manche Seminare desaströs, ... Wer ein bestenfalls durchschnittliches Studium in Politik und Soziologie sucht, oder einfach gerne in Würzburg studieren will, der ist hier gut aufgehoben. (Würzburg ist echt ne coole Stadt und ihr wärt nicht die einzige Person, die PSS studiert einfach nur um irgendwas zu studieren). Das Studium ist machbar auch mit geringem Arbeitsaufwand. Falls ihr euch mehr das und ne nette Zeit in Würzburg mit euren Kommiliton:innen erwartet dann sucht euch was anderes. Andere Städte haben nicht nur auch nette Studierende, sondern auch gute Studiengänge im Bereich Politik und Soziologie.

Ein kleiner Tipp am Ende, falls ihr euch für das Studium entscheidet und mal lost seid: Fachstudienberatung regelt.