Leider enttäuschend, dafür entspannt

Ich habe meinen BA nicht an der Uni Bonn gemacht und war ehrlich gesagt etwas schockiert davon, wie sehr sich Unis doch unterscheiden können. Digitalisierung komplett Fehlanzeige. Der Studiausweis ist ein flimsiges Stück Papier, das nicht mal laminiert werden darf. Für Bib und Mensa braucht man jeweils zusätzlich eine analoge Karte, die man beantragen muss. Online hab ich durch die Uni kaum Zugänge zu relevanten Journals / Forschungsliteratur. Im Master gibt es kaum eine Auswahl an Kursen. In Modulen, in denen man zwei Kurse belegen muss, um sie abzuschließen, gibt es in fast jedem Semester nur drei Kurse zur Auswahl. Die Themen sind Semester zu Semester sehr ähnlich und seltsam spezifisch. Auch die Qualität der Kurse lässt teilweise wirklich zu wünschen übrig. neben einigen wenigen etwas anspruchsvolleren und lehrreichen Seminaren, gibt es viele, die sich eher anfühlen wie 8. Klasse Politikunterricht. Wer mehr wissenschaftliches / methodisches Arbeiten lernen möchte, muss in andere Fachbereiche wie die Soziologie ausweichen. Von Lehre lässt sich insgesamt auch wenig sprechen, meist geschieht nur die Literaturauswahl durch die Dozierenden, die Seminare bestehen hauptsächlich aus Referaten der Studierenden und Diskussionen, die auch nicht immer durch Input der Dozierenden ergänzt werden. Das Institut ist unter sich total zerstritten (stand sogar kurz davor sich zu teilen) und ich habe selten erlebt, dass ganze Lehrstühle so parteipolitisch gefärbt sind. Allgemein sind es auch vorrangig alte Männer, die an diesem Institut einen Lehrstuhl inne haben. Teils merkt man, dass diese auch noch auf einem Kenntnisstand von vor zwanzig Jahren sind.

Aber zum Schluss noch positiv: Wer gerne einen entspannten Master nebenher machen möchte, den Titel gerne in der Tasche hätte, vielleicht sogar schon nebenher arbeitet und kein Interesse an der Arbeit in der Wissenschaft hat, dem reicht dieser Master - wie mir letzten Endes auch. Einige Kommilitoninnen haben aber etwa ihr Masterstudium in Bonn nach dem ersten Semester aus Enttäuschung abgebrochen und sich neu orientiert.