Vorklinik während Corona

Durchaus gibt es viel schlimmere Vorklinik-Standorte als Essen. Aber ich fange erstmal mit den positiven Aspekten an:

Physik: sehr nett, Physiker legen uns keine Steine in den Weg, i.d.R. komme da alle durch
- Online-Praktikum war zeitintensiv, dennoch gut machbar, Hiwis waren emphatisch

Chemie: an sich auch gut zu bewältigen, etwas strenger als die Physik, aber mit viel Mühe schafft man auch die Chemie (an anderen Unis ist die Chemie für Mediziner ja purer Horror)
- Online-Praktikum war natürlich dankbarer, als üblicherweise in Präsenz

Fazit: an den Fächern werdet ihr wahrscheinlich nicht in der Vorklinik in Essen scheitern, zumal ist die gegenseitige Unterstützung im Semester auch enorm :)

Bio: sehr fair und auch kein Problem (Lehre wird vom Institut für Strahlenbiologie gemacht)

zum Teil negative Aspekte:

Biochemie: Lehre könnte viel besser sein, beim aktuellen Konzept wundert es mich nicht, dass Essen im bundesweiten Vergleich im Physikum (im Fach Biochemie) eine der schlechtesten Ergebnisse hat
- die Biochemiker legen euch aber keine Steine in den Weg, also insofern macht das Fach auch keine riesigen Probleme (der Lernstoff ist trotzdem eher unbeliebt unter Studenten, aber ist an vielen Unis so)

negative Aspekte:

Anatomie: die Anatomen könnten der Grund sein, warum man in der Vorklinik mental breakdowns kriegt und einfach depressiv wird (kein Witz)
- es fängt schon in der Histologie (1.FS) mit den traumatischen Ereignissen an, es fanden 2 Kurstage pro Woche statt:
absolute Knechtung, gefühlte instant Bestrafung bei Nichtkönnen, 0 emphatische DozentInnen bis auf 3 Anatomen vielleicht, sehr anspruchsvolle Prüfungsfragen (teils komplizierter formuliert als vom IMPP)
- retrospektiv weiß keiner so genau, wie man die Histologie erfolgreich überstanden hat, man hat einfach alles gegeben (das ist das Mindeste)
- das tolle Buch vom Chef hat übrigens immer noch Fehler, hätte es lieber weggelassen, aber gerade für die Histologie 1 Prüfung essenziell, da viele Fragen mithilfe des Buches konzipiert worden sind

Makroskopische Anatomie:
- Osteologie: die Dozentin macht extrem gute Lehre und es macht echt Spaß, bei uns haben alle bis auf ca. 5 Personen Osteo bestanden
- Propädeutik: stumpfes, stupides Auswendiglernen des Bewegungsapparats, Vorlesungen sind vor 2 Jahren abgedreht und hochgeladen worden, man kann aber gleich mit der Dualen Reihe Anatomie lernen (Vorlesungen waren jetzt nicht der Knaller)
-Propädeutik-Eingangstestat für den Präpkurs: Die tolle Propädeutik-Reihe endet mit dem Eingangstestat, welcher Voraussetzung für den Präpkurs ist. Wenn man die Prüfung und Wiederholungsprüfung verhaut darf man 1 Jahr Ehrenrunde drehen, also ciao Regelstudienzeit.
Normalerweise ist es eine mündliche Prüfung, aber wegen Corona wurde das Testat als schriftliche Prüfung durchgeführt. An sich ist man gut vorbereitet, wenn man wirklich *ALLES* aus dem Lernzielkatalog drauf hat, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Bewegungsapparat
-> bei den Anatomen muss man halt echt gut vorbereitet sein, weil man ansonsten nicht gut genug ist (die Devise: Perfektion anstreben, dann gibts keine Probleme)

Präpkurs: coole Erfahrung, viel Lernstoff, aber das Konzept der Prüfung (jetzt während Corona) ist hirnverbrannt...
- eigentlich haben einige Unis einen annähernd guten Präpkurs während Corona auf die Beine stellen können, außer unsere (wen überrascht es)
- dennoch wurden coole Livestreams Freitags gemacht, wodurch man zumindest ein wenig motivierter war (anfangs gab es leider technisch Schwierigkeiten)
-> Anatomen könnten viel engagierter sein und gerade während Corona die Lehre für uns noch lehrreicher gestalten, z.B. mehr Zeit an den Körperspendern, mehr erklären, mehr auf Augenhöhe...

Neuroanatomie: wird von der Osteologie-Dozentin gelehrt, hatte das Fach noch nicht, kann aber nur cool werden mit ihr :) Neuroanatomie ist dennoch ein sehr intensives Fach und beansprucht viel Zeit

Physio: dazu kann ich noch nichts sagen, das Fach ist intensiv und mit Anatomie das Fach, wofür man sich am meisten bemühen muss (Physiologen sollen wohl angenehmer und netter als Anatomen sein, ich kann das aus eigener Erfahrung noch nicht unterschreiben)

PsychSoz: die nettesten Menschen aus der Vorklinik, jeder liebt sie, sie machen tolle Lehre und das spiegelt sich auch in den Physikumsergebnissen in PsychSoz wieder

Fazit: wenn ihr eine gechillte Vorklinik wollt, macht sie lieber woanders (Köln/Hamurg/andere Modellstudiengang-Unis -nicht unbedingt Aachen tho- ),
Klinik soll wohl sehr gut sein.
Natürlich schafft man die Vorklinik in Essen auch, aber angenehm ist sie definitiv nicht.
Man will die Vorklinik so schnell wie möglich hinter sich bringen und einfach weiterkommen. Sehr viele haben es ja auch geschafft, bin daher auch eher optimistisch, man soll ja das Beste draus machen.