Medizin im Modellstudiengang

Medizin war immer mein Traumfach. Als ich endlich einen Studienplatz bekam, freute ich mich wahnsinnig, musste aber auch feststellen, dass es nicht mehr um das Erreichen des Physikums geht und ich nicht einfach zu Vorlesungszeiten zu Hause bleiben konnte um von dort dort aus zu lernen. Der Grund dafür liegt im neuen Modellstudiengang für Medizin, der sehr verschult gestaltet ist. Zudem herrscht Anwesenheitspflicht bei allen Seminaren. Dafür soll das neue Konzept praxisorientierter sein. Und tatsächlich gehen wir schon im ersten Semester in die Pathologie und sehen uns Laichenteile an. Im begleitenden Seminar haben wir bereits die Bezeichnungen gelernt und zeigen diese nun auch an den realen Organen. Eine völlig neue Erfahrung, die so manche schwache Nerven in Aufregung bringt. In der zweiten Stunde wird ein Mädchen aus unserer Gruppe ohnmächtig und muss aus dem Saal getragen werden. Theoretischer geht es in den Fächern Biologie, Biochemie und Physik zu. Aber auch ohne Chemie und Physik in der Oberstufe schaffe ich die Abschlussklausuren. Der Modellstudiengang ist auf 10 Semester konzipiert und sieht im neunten Semester ein Freisemester vor, in dem ein Auslandsemester gemacht werden kann oder die Doktorarbeit begonnen werden kann. Nach dem sechsten Semester steht die Basisprüfung an, die alle Inhalte bis zu diesem Zeitpunkt beinhaltet. Die Inhalte der Kurse sind nach menschlichen Organen geordnet, nicht nach Fächern. So werden alle Fächer miteinander verbunden und es entstehen Lerneffekte, die im üblichen Studiengang kaum möglich ist. Ich studiere an der RWTH Aachen, ein Wechsel an einen anderen Studienort gestaltet sich jedoch schwierig, da der Aufbau dieses Modellstudiengangs sehr eigen ist.