Was mit Medien machen - aber nur theoretisch!

Das Studium der Medienwissenschaften in Köln hat seit dem Start des Studiengangs 2005 einen sehr hohen Zulauf. Ich habe es geschafft einen von (damals) 60 Plätzen zu ergattern und mein Studium inzwischen abgeschlossen. Ich muss gestehen, als ich mich beworben habe, wusste ich noch nicht wirklich, was auf mich zukommt. Für mich war vor allem der Standort (Köln ist eine wunderbare Stadt, um zu studieren) ausschlaggebend.

In der Einführungsveranstaltung erzählte uns die Koordinatorin überschwänglich, das Studium sei quasi ein einzigartiger Elitestudiengang im Medienbereich und perfekt auf die Arbeitswelt zugeschnitten. Im Laufe des Studiums sind wir Studenten dann so langsam auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Der Studiengang wird relativ stiefmütterlich behandelt, in der Lehre gibt es keine große Kontinuität, das Curriculum ist ein Flickwerk aus den geisteswissenschaftlichen Fächern Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Germanistik, Romanistik und den jeweiligen anderen Hauptfächern (Jura, Informatik, Management, Psychologie, Ökonomie). Man kann auch nicht wirklich von einer Orientierung an der Arbeitswelt sprechen, da es im ganzen Studium keinen vorgeschriebenen Praxisanteil gibt. Für mich war das aber nicht dramatisch, da es zahlreiche Angebote der Uni Köln und andere Möglichkeiten gibt, dies auszugleichen (z:B. Hochschulradio, SchreibArt, Netzwerk Medien der HumFak, IT-Zertifikat).

Die Inhalte des Studiums sind also weder praxisnah, noch besonders fachspezifisch. Dennoch haben mir die Studieninhalte im Diplomstudiengang sehr gefallen. Im Fach Medienkulturwissenschaften konnte wir Studenten aus zahlreichen Angeboten der verschiedenen Institute wählen und uns dabei sehr interdisziplinär Wissen aneignen. Da waren tolle und spannende Seminare dabei. Die Inhalte sind jedoch sehr theoretisch bis medienphilosophisch – ich fand das toll! Die Dozenten waren fast immer gut und oft genauso verrückt und zerstreut, wie man sich eben geisteswissenschaftliche Professoren vorstellt.

In den anderen Hauptfächern (bei mir Medienrecht) fühlte man sich als Medienwissenschaftler häufig etwas verloren. Es wird erwartet, dass man dort die ganz normalen Klausuren mitschreibt, ohne den gesamten Studiengang zu besuchen und das teilweise nötige Hintergrundwissen zu haben. In Medienrecht bedeutete dies, dass ich reguläre Juraprüfungen mitschreiben musste, ohne voll Jura Student zu sei – das war ziemlich anspruchsvoll. Extra Veranstaltungen für Medienwissenschaftler gab es nicht. Die Dozenten haben bei Nachfrage aber oft Rücksicht genommen, und Dinge nochmal ganz von vorne erklärt – zum Unmut der „echten“ Jurastudenten. ;-)

Die Organisation des Studiengangs war teilweise chaotisch – das ist bei einem so jungen Studiengang aber nachvollziehbar. Es gab immer wieder verzweifelte Studenten, die die falschen Kurse besucht hatten, Pflichtveranstaltungen nicht belegen konnten usw. Die Betreuung war außerdem nicht besonders eng. Es gab meist keinen Ansprechpartner speziell für diesen Studiengang, das Prüfungsamt war mit unseren Anliegen häufig überfordert.

Fazit: Der Studiengang Medienwissenschaften an der Uni Köln erfordert Selbstorganisation, Liebe zur Theorie und vor allem die Bereitschaft, sich selbst praktische Projekte zu suchen und Erfahrungen zu sammeln. Am besten macht man während des Studiums schon Praktika und legt sich einen Plan zurecht, mit welchen Fähigkeiten und Kenntnissen man in der Arbeitswelt Fuß fassen kann. Außerdem profitiert man bei Bewerbungen trotz der fehlenden Praxisnähe davon, dass man einen universitären Abschluss erlangt hat.