Was mit Medien? Geh' an eine FH!

Der Studiengang "MeKuWi" an der Uni Düsseldorf ist was für jemanden, dessen Anspruch es NICHT ist, Praktisch zu arbeiten, sondern Bock hat, (sehr viele) Texte zu lesen, zu philosophieren, gaaanz viel zu reden und zu diskutieren (allerdings nicht über gesellschaftlich wirklich relevante Themen, sondern uralte Medientheorien. Ach, und du musst definitiv Lust auf Gender-Diskussionen haben). Man MUSS sich darüber bewusst sein! Der Studiengang hört sich nämlich erst mal cool an wenn man sich ihn durchliest, so als könnte man in der Kulturbranche voll durchstarten. So ist es aber nicht unbedingt. Geisteswissenschaften, die an einer Uni gelehrt werden, sind nun mal rundum ein Bündel an Theorie über Theorien, die du im Beruf später (leider) niemals brauchen wirst.
ABER: Wenn dir all das liegt und es dir nichts ausmacht, dass du dir deine Praxiserfahrung allein durch Praktika in den Ferien ansammeln musst, dann nur zu. Düsseldorf hat ein riesiges Kulturangebot und gerade in der Museums-, Kunst- und Theaterszene findest du massig Jobs/Praktika. Daher empfehle ich das Studium auch vor allem Leuten, die dorthin möchten. Auch in hohen kulturellen Institutionen wie dem Kulturamt ist so ein Studiengang (dann allerdings mit Master obendrauf) gern gesehen.
Weniger empfehle ich es Leuten, die ins Marketing/Eventmanagement/Medienproduktion wollen. In diesen Bereichen interessiert niemanden dein Wissen über irgendwelche Theorien, sondern ob du anpacken kannst. Da bist du mit einem Medien- oder Wirtschaftsstudiengang an einer FH oder einer Ausbildung besser dran!
Die Organsation letztes Jahr war eine Katastrophe, da durch einen Systemfehler die doppelte Anzahl an Erstis zugelassen wurden. Es folgte mangelnder Platz in den Hörsälen, Kämpfe um einen Platz in den Praxisseminaren (deren Angebot sowieso sehr klein ist, die Uni hat zwar ein Medienlabor, aber es gibt kein gutes Angebot an Kursen. Es sind meistens Blockseminare, in denen man nur bedingt Übung bekommt, ergo: um die Kompetenz in Grafik/Schnitt/Kamera/Design kümmerst du dich selbst, das sei dir klar), Umstrukturierung von Räumen und Kursumlagerungen auf andere Tage während des laufenden Semesters.... aber muss ja nicht jedes Jahr so laufen ;) Generell sind die Dozierenden aber nett und kompetent. Ach und da man KEINE Klausuren schreibt sondern nur Hausarbeiten (aber nicht viele), auch ein Studiengang, der durchaus mit einer geringen Anwesenheit machbar ist (gut machbar für Leute, die viel jobben). Mich hat das aber gestört, da ich einen gewissen Anspruch im Studium erwarte. Die Mitstudierenden sind oft sehr jung, es sind sehr viele die nach dem Abi "irgendwas mit Medien" machen wollen und man merkt das durchaus in deren Ambition und der oft laschen Einstellung zum Studium (es wurde viel geredet im Hörsaal, es wurde in Whatsapp-Gruppen über die Dozierenden hergezogen, ...)
Ich persönlich hab sofort gemerkt, dass mir Geisteswissenschaften zu realitätsfern und trivial sind und gehe deshalb ab dem nächsten WiSe an eine FH. Natürlich war das jetzt ein hartes Urteil, aber es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, was man wirklich im Studium zu erwarten hat. Vielleicht konnte ich dem ein oder anderen damit ein bisschen helfen, seine/ihre Erwartungen mit der Realität abzugleichen.