Nicht dem Studiengang Medieninformatik angemessen

Medieninformatik (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    5.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Digitales Studieren
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.6
Studieninhalte
Vorab: Man hätte es teilweise wissen können, wenn man sich vor Beginn mehr mit den Studiengängen beschäftigt hat. Trotzdem finde ich den Titel MEDIENinformatik mittlerweile sehr unpassend.
Medien sind nämlich in diesem Studiengang weitestgehend auf Bereiche der Computergrafik und Bildverarbeitung beschränkt. Was okay ist, aber dann auch im Titel so kommuniziert werden sollte. Wenn man Bock auf genau diese Dinge hat (Computergrafik I & II; Bildbearbeitung, Virtual Reality, AV Verarbeitung, etc), dann ist das fein.
Wenn man allerdings unter Medien auch so-etwas wie Webanwendungen oder Mobile Apps versteht, wird man enttäuscht. Während man im Bereich der Webentwicklung mit dem gleichen Kenntnisstand der E-Commerce'ler-innen herausgeht, werden Themen wie App Entwicklung gar nicht behandelt, außer man hat selbst eine Idee für eines der späteren Projekte. Aber in den Projekten gibt es kaum nennenswerte "Lehre", d.h. man bringt sich am Ende alles selber bei, was aber grundsätzlich nicht schlecht ist.

Über den Anspruch will ich hier nicht viel sagen, das haben hier viele andere schon ausgebreitet. Man lernt hier eine Gewisse Form von Disziplin und mit Stress umzugehen. Medieninformatiker-innen die das 4 Semester gemacht haben wissen was ich meine. Dafür habe ich nie wieder in der Berufswelt eine ähnlich stressige/ anspruchsvolle Zeit gehabt. Für dieses gewollte "Abstumpfen" und "Unter Druck Arbeiten können" bin ich der FH dankbar.

Ausstattung & Infrastruktur - Peinlich
Zunächst das Positive: Man kriegt eigentlich immer einen Platz im Hörsaal, die meisten davon sogar mit gepolsterten Sitzen. Das wars aber auch schon.
Steckdosen werden überbewertet, Plätze zum Lernen sind (vor Corona Zeiten) ungefähr so gut zu kriegen Grafikkarten im Jahr 2021. Es gibt sogenannte "Rechenzentren", in denen Computer zum Arbeiten stehen. Diese sind dabei weder schnell noch zuverlässig. Den Student-innen steht dabei 1GB "Speicher" zur Verfügung, auf dem er beliebige Dinge, wie z.b. die Programme der Übungen ablegen kann. Wenn dieser 1GB voll ist, kann man sich teilweise nicht mehr einloggen und muss dem IT Support eine Mail schreiben. Wenn denn der Mail Server denn erreichbar ist.
Ähnliche Kuriositäten gibt es bei der Software. Es wird erst dann auf neue Software umgestellt, wenn der Punkt der Fahrlässigkeit erreicht ist (TLS Version der Dienste, Windows Versionen). Mit (un)regelmäßigen Downtimes der Dienste ist zu rechnen.

Wenn man erwartet mit irgendeiner modernen Version einer Software zu arbeiten, ist man hier falsch. Das ist in vielen Fällen zwar okay (SVN, Java8, etc.), weil es mehr um die Konzepte dahinter geht. Es ist trotzdem Schade und meiner Meinung nach konträr zu dem Begriff der "Praxisnähe".

Organisation - Schwierig
Hier trifft es "Haben wir immer so gemacht, machen wir auch weiter so" ziemlich gut. Viele Prozesse wirken antiquiert und haben schon vor 10 Jahren genau so funktioniert. Zur Anmeldung einer Thesis bspw. muss man eine PDF ausfüllen, die dann zu verschiedenen Leuten schleppen und am Ende abgeben. Zum Glück ging das zu der Corona Zeit per Mail. Wenn man Glück hat, bekommt man dann nach 2 Wochen eine Bestätigung per Mail. Vielleicht aber auch einfach nicht. Informationen werden grundsätzlich nur sehr umständlich und kurzfristig bereitgestellt, manchmal aber auch einfach gar nicht. Da muss man dann selber Professoren anschreiben wegen bestimmen Projekten, die im Zweifel aber auch von nichts wissen.

Dozenten - Ein Lichtblick
Overall gibt es hier nichts wirklich zu beanstanden. Fast alle sind sehr kompetent in Ihrem Fachgebiet, auch wenn einige nur begrenze Fähigkeiten haben, dieses Wissen zu vermitteln. Besonders bemerkenswert sind einige Professoren/ Dozenten denen man anmerkt, dass sie das nicht als "Beruf" machen sondern als "Berufung". Wenn man Samstag Abend eine ausführliche Antwort auf eine Frage bekommt, dann ist dies den Dozenten hoch anzurechnen.
Die Dozenten bewerten fair, da ist mir nichts negativ aufgefallen.

Fazit
Allgemein würde ich das Studium an der FH nicht empfehlen. Nicht weil es schlecht ist, das was man hier lernt (bspw. Stressresistenz) sind meiner Meinung nach unglaublich wichtige Fähigkeiten. Aber ich denke dies kann man auch besser lernen. Ich würde jeder/jedem empfehlen an einer anderen Hochschule zu studieren (wo es nicht so stessig ist), aber sich bereits früh (2 Semester) um einen Werksstudenten Job zu bemühen. Dies bietet im Vergleich zu Dual auch den Vorteil des Wechsels innerhalb des Studiums. Ich denke man lernt so theoretische Inhalte an der Hochschule, Praxisrelevante Inhalte in dem Unternehmen und die Kombination daraus erhöht die Stressresistenz.
Außerdem ist die gesamte "Studienerfahrung" vllt etwas angenehmer durch angemessene Ausstattung & Infrastruktur und bessere Organisation.

Möglicherweise sind die Studieninhalte für jemanden der im Bereich Computergrafik arbeitet auch passender, für jemanden wie mich der im Bereich Web Anwendungen arbeitet, waren sie eher weniger nützlich.
  • Gute Dozenten, Stressresistenz, Arbeiten unter Druck
  • Unterirdische Infrastruktur, schlechte Organisation, nicht immer relevante Studieninhalte

Kommentar der Hochschule

Im Folgenden gehe ich gerne auf Ihre Kritikpunkte ein.

Zu Webanwendungen und Mobile Apps:
Unser primäres Ziel in allen unseren Studiengängen ist es, Studierenden Kompetenz in grundlegenden Techniken zu vermitteln, die dann befähigen, sich in beliebigen fachbezogenen, anwendungsorientierten Themen leicht zurecht zu finden. Informatik und Programmierung ist ein wesentlicher Fokus unseres Medieninformatikstudiums, und mehr benötigen Sie auch nicht, um Entwicklung in "Webanwendungen oder Mobile Apps" zu beherrschen. Das bestätigen uns regelmäßig Unternehmen, in denen unser Absolventinnen und Absolventen ihre erste Berufserfahrung gesammelt haben.
Dennoch können Sie sich selbst im Studium einen solche Anwendungsschwerpunkt schaffen, indem Sie projektbezogene Studienleistungen und Praktika (die etwa ein Viertel Ihres Studium ausmachen) entsprechend individuell gestalten. IoT, VR, Deep Learning, HCI, Unternehmensgründung, Games ... alles interessante Bereiche, die wir unseren Studierenden näher bringen, aber eben nicht unbedingt im Rahmen expliziter Pflicht-Lehrveranstaltungen, sondern oft individuell, nahezu frei wählbar und vor allem angepasst an aktuelle, mittelfristige Entwicklungen in der Informatik und im Bereich Medien.

Zu Ausstattung und Infrastruktur:
Ihr Eindruck ist auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbar, aber, wie Sie selbst schreiben, es geht uns "um die Konzepte dahinter". D.h. wir achten darauf, unsere finanzielle Ressourcen genau da einzusetzen, wo sie notwendig sind. Die "Grundlagen der Programmierung" fühlen sich unter 1GB RAM nicht anders an als unter 16GB. Dafür steht Ihnen aber in anderen Bereichen (VR, Smart Technologies, Robotik, etc.) stets aktuellste Technik zur Verfügung, wie Sie sie in vergleichbaren Institutionen nur selten finden. Ausgaben effizient zu planen, ermöglicht uns zudem, unsere Studiengebühren (seit Jahrzehnten) auf einem Niveau zu halten, die ein Studium bei uns nahezu jedem Abiturienten bzw. jeder Abiturientin ermöglicht.

Zu Organisation:
Auch hier kann ich Ihre Kritik nachvollziehen. Viele Dinge haben sich über lange Jahre bewährt und Änderungen bedürfen im Allgemeinen eines hohen finanziellen und personellen Aufwandes. Dieser fällt bei kleineren Institutionen zudem mehr in's Gewicht als an großen Hochschulen. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass wir uns bzgl. dieses Themas in ständigem Austausch befinden. Auch aus selbstbezogener Sicht liegt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochschule ebenfalls viel daran, organisatorische Angelegenheiten unaufwändig zu gestalten.

Vielen Dank für Ihre Eindrücke zu unserem Studiengang! Wir überarbeiten regelmäßig unsere Curricula und konstruktive Kritik aus Sicht Studierender ist für uns außerordentlich wertvoll, um zu erkennen, wo Änderungs- bzw. Erklärungsbedarf besteht. Ich hoffe, ich konnte einige Ihrer Kritikpunkte in ein anderes Licht rücken?!
01.12.2021

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.1
Maxim , 09.03.2024 - Medieninformatik (B.Sc.)
3.4
Nico , 05.11.2023 - Medieninformatik (B.Sc.)
4.3
Alissa , 03.03.2022 - Medieninformatik (B.Sc.)
3.8
Christelle , 18.05.2021 - Medieninformatik (B.Sc.)
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Christelle , 08.02.2021 - Medieninformatik (B.Sc.)
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Arne , 22.03.2018 - Medieninformatik (B.Sc.)
3.3
Dennis , 01.11.2017 - Medieninformatik (B.Sc.)

Über Patrik

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 9 Semester
  • Studienbeginn: 2017
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Wedel
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 2,1
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 12.11.2021
  • Veröffentlicht am: 17.11.2021