Es könnte besser sein, aber insgesamt okay

Wenn man einmal durchs System gefallen ist, ist es schwer, einigermaßen ordentlich weiter zu studieren. Ich habe immernoch mit den Nachwirkungen der SEHR SCHLECHT verlaufenen Umstellung Schule - Mathestudium zu kämpfen und rückblickend betrachtet hätte sich viele Schwierigkeiten -und die komplette Überforderung mit der neuen Situation in den ersten Semestern- vermeiden lassen. Ich glaube, ich habe mir viel zu viel Stress gemacht - aus Unwissenheit. Oft habe ich das Gefühl, dass diejenigen einen Vorteil haben, die aus einem Akademiker-Elternhaus kommen oder deren Eltern zumindest finanziell besser aufgestellt sind. Chancengleichheit habe ich bisher nur als schönes Wort auf dem Papier erlebt, wobei sich dies mehr auf das gesamte marode Bildungssystem in NRW bezieht. Oft mangelt es in vielerlei Hinsicht an Unterstützung. Zu lange habe ich mich in meinem Studiengang komplett fremd gefühlt. Vieles Hilfreiche erfährt man leider erst 'hintenrum' im Zuge seines Studiums, wenn man -wie ich- eher zu der stilleren Kategorie gehört. Hier kommt es leider oft auf das nötige Vitamin B an. Die Mathematik macht mir an sich viel Spaß, insbesondere die strukturierte, klare Herangehensweise an Probleme und das Nachvollziehen der Beweisargumentationen. Leider steht das in vielen Punkten im Gegensatz zu der Organisation, die wirklich oft chaotisch ist und meiner Meinung nach viel zu sehr von Prof zu Prof variiert: Mal wird ein Skript hochgeladen (was ich gut finde!), mal nicht (wobei hier auch noch zu unterscheiden ist: kurz/ausführlich/sonstige). Mal werden Übungsblätter in der Übungsstunde besprochen, mal in der Globalübung, selten (leider!) werden Musterlösungen hochgeladen, oft nicht, mal ist der Kurs bei moodle, mal extern, mal müssen Übungen im Foyer eingeworfen, mal in der Übung abgegeben werden, mal sind Übungsaufgaben verpflichtend als Klausurzulassung, mal nicht (wobei letzere Regelung leider eher abnimmt), mal wird ein Thema so eingeführt, mal so, der eine Prof hat diesen Schwerpunkt, die andere jenen im Bezug auf Vorlesung XY usw. Ich empfinde dies als zusätzlichen (organisatorischen) Stress, der teilweise durchaus vermeidbar wäre. Oft geht es in dem eng getakteten System leider weniger um das Interesse an der Mathematik, sondern um das Erreichen von Klausurzulassungen und sog. Credit Points, was ich sehr schade finde. Wenn man -wie ich- vieles alleine & sehr ordentlich -allerdings auch langsam- macht, bleibt nur wenig Zeit auch mal 'über den Tellerrand hinauszuschauen' oder etwas in Ruhe über eine längere Zeit strukturiert aufzuarbeiten oder gar vorzubereiten - ohne zwanzig Sachen parallel machen zu müssen.

Die Professoren sind durchweg freundlich und kompetent - einige von denen, die ich näher kenne, auch besonders engagiert- das Gebäude ist klasse und ich finde es gut, dass es das Ludi mit den Tutoren gibt, wo man bei Schwierigkeiten nachfragen kann.

Insgesamt kann ich das Studium nur weiterempfehlen - egal wo. Wichtig ist es, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Das (selbstbestimmte) Studieren & Lernen von Mathematik kann man lernen - der eine schneller oder -wie ich- eben langsamer.

Eure Leonie