Organisation erstickt die schönen Seiten im Keim

Das Studium wäre an sich echt super nice gewesen. Ich mochte die stark methodische naturwissenschaftliche Ausrichtung des Programms; mit etwas Aufwand war auch die Anrechnung von Kursen anderer Unis bzw Deparments möglich.
An sich wäre es auch ein ganz normaler, guter Master gewesen, wäre da nicht die organisatorische Inkompetenz der Studiengangsleitung zu nennen.
Was wir anfangs abgetan haben als ein anfängliches "Einspielen", da der Studiengang , est. 2016, noch relativ neu ist, führte schnell zu immer größeren und fataleren Fehlern.
Zu Beginn des Programms wurde uns nicht, wie eigentlich üblich, das Prüfungssystem erklärt: Also wo muss ich mich wann wie anmelden, wie funktionert das alles, etc. denn: Die Professoren wussten zum größten Teil selbst nicht, wie das verbuchen von Leistung funktioniert. Resultierte dann darin, dass Noten nicht verbucht werden konnten, weil man sich hätte zu einer Klausur anmelden müssen, die der Prüfer nie angelegt hatte und dann halt Monate später nach ewigem hin und her nachträglich angelegt hat. Mal davon abgesehen, dass es so keinerlei Nachverfolgung von Fehlversuchen gibt, stellt es einen unbezahlten Mehraufwand für Studierende dar, sich um solche Probleme zu kümmern, die eigentlich keine wären, wüssten die Professoren einfach, wie man die Leistungserfassung handhabt. Dies trat bei mehreren Kursen auf und zog sich über die gesamte Studienzeit.
Ein weiteres Beispiel der fatalen Desorganisation: Laut Studienordnung sollte aus drei Wahlpflichtbereichen jeweils ein Kurs absolviert werden, da jedes Wahlpflichtmodul 9 Credits gab. Hatte man einen Kurs also in einem dieser Wahlpflichtmodule absolviert, hatte man das Modul bestanden und die Punkte wurden eingetragen. Dass nicht alle Wahlpflichtkurse für alle Module zur Verfügung stehen sondern einem speziellen Wahlpflichtmodul zugeordnet waren, hatte man uns nie explizit gesagt, sondern es hieß nur "wählt einfach jedes Semester aus einem immer wechselnden Angebot aus Kursen aus". Ok, done that. Leider kam es dann dazu, dass einige Studierenden Kurse belegten und absolvierten, die unter ein schon absolviertes Modul fielen und somit im letzten Semester dastanden und man sich wunderte, warum in einem der 3 Wahlpflichtmodule noch Credits fehlten: Ehm ja, cool, vor allem wenn man dann seinen Abschluss machen will und einem der Bürokratiewahnsinn einen Strich durch die Rechnung macht. Wurde dann wieder elegant gelöst indem man sich einfach für einen anderen Kurs (welches mit dem fehlenden Modul assoziiert war) einschrieb und dann halt dafür "die Leistung bekam". Jetzt kann man sich halt denken, der Fehler lag auf unserer Seite, man checkt halt mal die Studienordnung aber wie gesagt, wir haben uns sehr darauf verlassen was die Authorities uns sagten und wurden nie darüber aufgeklärt, dass es da irgendetwas zu beachten gab, denn eine inhaltlich scharfe Trennung dieser 3 Wahlpflichtmodule war nicht gegeben und der Studiengangsleiter sagte sogar selbst, dass die Kurse willkürlich diesen Modulen zugeordnet seien.

Dritter und gewichtigster Punkt jedoch (unter all den Problemen die noch bestanden, die ich aber hier nicht aufführen kann und will) war die fälschliche Änderung unserer Studienordnung.
Wir hatten einen Kurs zur weiterführender Statistik, den meine Kohorte belegte und einige schlecht, andere gar nicht bestanden. Die Wiederholer belegten also im Folgejahr nochmal den selben Kurs und *Überraschung* die Noten konnten nicht eingetragen werden. Diesmal lag es aber nicht daran, dass ein Prüfungstermin nicht im System angelegt war, sondern dass es eine Änderung unserer Studienordnung gab, nach der dieses Modul nun unbenotet sei. Das Fachgebiet stritt dies ab und meinte das Modul sei nach wie vor benotet. Nach einem halben Jahr hin und her Austausch zwischen Studiengangsleitung, PULS und Prüfungsamt, die sich jeweils widersprachen, stellte sich also raus, dass unser Studiengangsleiter fälschlicherweise eine Änderung herausgegeben hatte, die eigentlich erst für die nächste neue Kohorte in kraft treten sollte. Da das ganze rechtlich nicht anfechtbar ist, da es ja auch immer "Verantwortung der Studierenden sei sich über Änderungen zu informieren" bleibt es also dabei, dass einige von uns jetzt nicht ihre Note eingetragen bekommen, obwohl sie hart dafür gelernt haben. Man muss sich das einmal kurz auf der Zunge zergehen lassen: Dein ganzes Lehrgebiet, Leitung, Kurstutor etc sagt dir, der Kurs sei benotet. WER bitte würde da nur einen Moment misstrauisch werden und sich denken "na, vielleicht gab es ja einen Änderung, ich schau lieber mal nach und widerspreche dann meinem Tutor". Das entzieht sich jedem gesunden Menschenverstand. Diese ganze Sache hat einige von uns ein halbes Jahr Stress, Frustration und zeitlichen Mehraufwand gekostet, was unser Studiengangsleiter nur damit abtut zu sagen "Oh tut mir Leid, ich wusste nicht dass die Studienordnung geändert werden kann, aber ich weiß nicht, wie ich das wieder ändern kann". He is not even trying.
Ja, mein Text liest sich zum Ende hin emotional aufgeladen, aber anders kann ich es nicht beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man mit solch gravierenden Fehlern wie versehentliche Studienordnungsänderungen konfrontiert wird, und das kurz vor dem Abschluss.
Ich kann unter der bisherigen Studiengangsleitung niemandem empfehlen, dieses Studium aufzunehmen, auch wenn ich viele der Professoren sehr nett und kompetent finde.