Guter Ansatz - Umsetzung naja

An sich lernt man in diesem Studium viel für das Berufsleben - sei es Fächer wie Gestaltungswerkstatt, Webdesign, Animation, Projektmanagement und weitere Kurse, die in der freien Wirtschaft gerne gesehen sind. Der Fokus liegt ganz klar auf praxisnahes Lernen und nicht auf stumpfes Einpauken von Theorien, was ich ganz klar als Vorteil sehe. Aber damit endet es leider auch.

Viele Studienfächer hingegen erscheinen mir inhaltlich sinnfrei und sind augenscheinlich nur dazu da, damit der Studiengang seine Akkreditierung beibehält. Mit laienhaftem Lokaljournalismus, einer geschönten Prise Ruhrpottromantik und einer unangenehm selbstdarstellerischen Art wird versucht, über die oft nicht vorhandene Kompetenz hinwegzutäuschen.
Die ersten 4 Semester sind auch so gut wie Journalismus-lastig, sodass man am Ende des 4. Semester wenig Ahnung von Public Relations hat. Das erschwert einem natürlich die Wahl des Schwerpunktfaches.

Zwar mag es daran liegen, dass die WHS eine ziemlich kleine Hochschule ist, aber einige Dozenten erwarten zwanghaft eine regelmäßige mündliche Teilnahme wie zu Schulzeiten und das in einem Studium (wohlgemerkt, wir sind nicht mehr in der Schule!).

Bei einigen Dozenten habe ich auch das Gefühl, dass sie aus dem Aspekt des JPR-Familytums (dazu später mehr), sei es durch Vitamin B oder weil sie selbst ehemalige JPR-Studenten waren, als Lehrbeauftragte Kurse leiten - ob diese immer qualitativ hochwertig lehren, ist aber eine andere Frage.

Organisatorisch ist das Institut eine reine Katastrophe - die Kurswahlen sind eine regelrechte Tortur, man kämpft förmlich darum, in einem Kurs reinzukommen, teilweise überschneiden sich dann die Kurse zeitlich. Die verantwortliche Person, die für die Kursorganisation zuständig ist, macht seine Sache eher schlecht als recht, kooperiert bei Problemfällen null mit den Studenten und kommuniziert teilweise in einem harschen Umgangston.

Einer der größten Kritikpunkte ist die sektenähnliche Anhäufung, auch "JPR-Family" genannt. Der Studiengang ist leider relativ klein, dadurch kennt jeder jeden und genau das ist das Problem - Selbstdarsteller, wovon es in diesem Studiengang nicht allzu wenige gibt (mag vielleicht der Journalisten- und PR-Branche geschuldet sein) und diejenigen, die keine eigene Meinung haben und gerne lächelnd dem Prof. Honig ums Maul schmieren, werden es in diesem Studiengang besonders einfach haben. Sei es notentechnisch oder von den wertvollen Kontakten in der Medienbranche, die diese Dozenten haben und nur diesen Studenten zugute kommen wird.

Neben den ganzen Selbstdarstellern habe ich auch den Eindruck, dass viele Studenten spießig, altbacken und "unentspannt" daherkommen - die übermotivierte Art vieler Kommilitonen führt leider aber auch dazu, dass in den Gruppenarbeiten teilweise eine stressige Atmosphäre herrscht. Schade, und das in einem kreativen "Freigeist"-Studium.

Die Hochschule liegt abgelegend weit weg vom Schuss und ist mit den öffentlichen Verkehrsmittel kaum zu erreichen - vom Gelsenkirchener Hbf braucht man ca. 30 Minuten nach Buer (ganz wichtig zu betonen, man studiert bloß nicht in Gelsenkirchen!) und muss von da aus nochmal mit dem Bus umsteigen. Entweder fährt ihr mit dem Auto dahin oder ihr spart euch gleich den Weg zur Hochschule - da kommen die Onlinesemester einem sehr zugute.