Vielfalt an Fächern und gute Gesamtstruktur

Ich begann mein Studium direkt nach dem Abi und wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich hatte mich bezüglich der Uni nicht wirklich schlau gemacht vorher, da ich wusste, dass ich zwar Informatik studieren wollte, aber mir die Uni nicht aussuchen konnte.

Insofern wollte ich am Anfang des Studium möglichst viel mitnehmen und einen guten Einstieg schaffen. Ich ging zwei Wochen vor Studienbeginn zunächst in den angebotenen Mathe Vorkurs, welchen ich dringlichst empfehle. Ich hatte zwar 13 Punkte im Abi Mathe, aber nach 4 Monaten Abi-Pause ist vieles wieder verstaubt im Gehirn und außerdem gibt es einige sehr nützliche und für Klausuren relevante Methoden (Partielle Integration, Substitution) und sogar Themen (Komplexe Zahlen), die man in der Schule vielleicht gar nicht hatte, aber gleich im ersten Semester von Bedeutung sind.

Viel wichtiger als die Mathematik fand ich am Vorkurs aber die Möglichkeit, Leute kennenzulernen. Klar, am ersten Tag schaut man sich gegenseitig etwas grimmig an, aber die Tatsache, dass man den Vorkurs in ca. 25er Gruppen macht und einen persönlichen Tutor hat, welcher letztlich ein Student aus dem 3. Semester ist, macht es einfach, dass man sich von Tag zu Tag näher kennenlernt. Außerdem gibt es Rallyes, Institutsführungen und Grillen, welches vom netten Fachrat organisiert wird. Apropos Fachrat, bei diesem kriegt man auch Zugriff auf hilfreiche Altklausuren ;-).

In den ersten Wochen wird man sicherlich überhäuft mit neuem Stoff, dem Unileben und der Erkenntnis, dass man fortan eigenverantwortlich zu arbeiten hat, aber diejenigen, die merken, dass das Studium der Informatik das Richtige für sie ist, gewöhnen sich ganz gut daran. Das erste Semester stellt dennoch eine große Hürde dar und sollte seriös angegangen werden. Man hat viele Hausübungen, die man machen sollte, weil sie einen auf Klausuren vorbereiten. Nichtsdestotrotz hat das Studium am Anfang nicht so richtig mit Informatik zu tun. Fächer wie Elektrotechnik, mehrere Mathe Fächer und Nebenfächer, die zu belegen sind, lassen einen im Glauben, man würde nie zur Informatik kommen, aber letztlich beginnt das Studium erst im 3en Semester so richtig, wenn die harten Aussiebefächer bestanden sind und interessante, aber auch anspruchsvolle Informatik Veranstaltungen mit breiter Wahlmöglichkeit auf einen warten.

Die Klausuren sind für diejenigen, die auf Regelstudienzeit aus sind, mehr oder weniger ideal gelegen. Man hat ca. 7 Tage zwischen den Klausuren und bei 6 Klausuren pro Semester ergibt sich nun, dass man fast die komplette vorlesungsfreie Zeit mit Klausuren beschäftigt ist. Andererseits ist es für diejenigen, die gute Noten schreiben wollen und sich gut auf jede Klausur einzeln vorbereiten wollen, sehr entgegenkommend. Der Studienverlauf ist also gut durchdacht.

Inhaltlich sind die Klausuren unterschiedlich. Manche sind fast nur Wiedergabe von Vorlesungsinhalten, also auswendig Gelerntes. Andere erfordern ein breites Spektrum an Anwendung, aber auch nicht zu sehr in die Tiefe. Somit kann man, wenn man alle Übungen verstanden hat, ziemlich sicher in eine Klausur gehen und sich auch eine gute Note erhoffen. Mein Eindruck an der Uni ist allgemein, dass man, wenn man wirklich nur systematisch den Stoff, den man hatte, lernt und möglichst wenig auf Lücke lernt, rein gar keine Probleme bekommt.

Ein eigens für Informatiker eingerichteter größerer Raum im Hauptgebäude der Uni macht es zudem sehr einfach, mit Kommilitonen zu lernen oder neue Leute kennen zu lernen.

Kommen wir aber nun zu den Hörsälen. So ziemlich jede Vorlesung ist am Anfang eines Semesters voll, genau so wie Übungen, aber nach 2-3 Wochen bekommt jeder einen Platz. Aufgezeichnet werden nur 3 Veranstaltungen im gesamten Studium, weshalb man schon zu Vorlesungen gehen sollte, wenn man Gehörtes besser versteht als Gelesenes. Außerdem sind die Professoren nett und drängen Fragen zu stellen.

Die Dozenten sind allesamt kompetent, aber zum Teil auch streng bei der Klausurkorrektur. Detailgenauigkeit ist das, was zählt. Ansonsten sind selbst studentische Übungsleiter auf so manche theoretische Fragen gut zu sprechen, da die Institute stets begabte Leute einstellen.

Kommen wir nun zum der größten Schwäche dieser Uni: es gibt kaum Campusleben. Klar, in dem eben beschriebenen Lernraum kann man sich mit den Leuten gut unterhalten, aber wer hin und wieder einen Kneipenabend machen oder feiern gehen will, wird es schwer haben, Kommilitonen zu finden, die mitmachen.

Alles in allem lässt sich sagen, dass die Uni Hannover eine gute Uni ist, um Informatik zu studieren. Die Uni ist zwar nicht auf einem Niveau von Stanford oder anderen führenden Hochschulen in Sachen Informatik, aber ein anspruchsvolles Grundstudium, gute Studiumsorganisation und optimale Bedingungen für die Klausurvorbereitung lassen einen am Ende des Tages zu einem kompetenten und stressresistenten Informatiker werden.