Von Naturwissenschaften bis ins Krankenhaus

Der Studiengang Humanmedizin ist in Freiburg noch nach dem klassischen Format mit zwei Jahren Vorklinik mit erstem Staatsexamen und drei Jahren Klinik mit zweitem Staatsexamen aufgebaut. Durch Corona war bei mir besonders das erste Jahr 2020/21 überwiegend digital, was ich sehr schade fand. Hier hatte man die normalen Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie und dann mikroskopische Anatomie im ersten Jahr. Das zweite Jahr wurde dann deutlich interessanter, medizinischer, aber auch anspruchsvoller mit den Fächern Anatomie, Physiologie und Biochemie. Gerade die beiden zuerst genannten Fächer sind in Freiburg sehr anspruchsvoll, was einen zwar gut aufs Staatsexamen vorbereitet, aber einen richtig fordert und wo wir richtig auf den Zahn gefühlt wurden. Teilweise wurde meiner Meinung nach von manchen Dozenten sogar unnötiger Stress bei den Studierenden provoziert, besonders bei den mündlichen Prüfungen in Anatomie. Mit Physiologie steht am Ende des 4. Semesters die schwierigste Klausur der Vorklinik (häufig wird sogar gesagt des ganzen Studiums) an. Unnötig ist hier, dass man, wenn man durch die Klausur fällt diese erst nach einem Semester wiederholen kann und deswegen das Staatsexamen schieben und somit ein halbes Jahr warten muss. Sonst konnte man die Klausuren fast immer später in dem selben Semester nochmal wiederholen. Allerdings war die Lehre in Anatomie und besonders in Physiologie auch sehr gut, man wurde richtig gefordert, was dann auch Spaß gemacht hat und war eben gut fürs Staatsexamen vorbereitet, anscheinend deutlich besser als an anderen Unis. Biochemie wird in Freiburg leider immer ein bisschen hinten angestellt, weswegen man hierfür nochmal richtig büffeln muss vor dem ersten Staatsexamen. Leider ist die oben erwähnte schwierige Physiologieklausur so spät im 4. Semester, dass man direkt anfangen muss fürs Staatsexamen zu lernen, was meiner Meinung nach besser gelegt und organisiert werden könnte. Im schriftlichen Staatsexamen was in Deutschland überall das gleiche ist sind wir überdurchschnittlich gut vorbereitet was sich auch im Ergebnis wiederspiegelt. Im mündlichen Staatsexamen wird dagegen von den eigenen Professor*innen dann komischerweise relativ hart geprüft und benotet, was irgendwie eigentlich auch keinen Sinn macht.
Die Klinik beginnt dann mit einem Jahr mit den sogenannten Übergangsfächern wie Pathologie, Pharmakologie und Mikrobiologie die zwar klinisch sind, wo man aber noch keinen Kontakt zu Patient*innen hat. Mir hat es bis auf Pharmakologie nicht ganz soviel Spaß gemacht, aber es war wieder etwas entspannter und man hatte viel Freizeit.
Und jetzt im 7.-8. Semester kommen die Blockpraktika mit den tatsächlich klinischen Fächern wie Chirurgie, Neurologie, Psychatrie, HNO, Augenheilkunde, usw. wo es richtig viel Spaß macht und wo man dauerhaft Patientenkontakt hat. Hier kann man auch viel lernen, wenn man natürlich auch selbst Bereit ist etwas Zeit reinzustecken. Im 9. und 10. Semester soll es dann auch so weitergehen, aber da bin ich noch nicht.
Insgesamt hat mir das Studium in Freiburg gut gefallen, auch wenn ich durch Corona nicht das ganz normale Studium hatte. Der Aufbau nach dem klassischen Studiengangaufbau mit getrennter Klinik und Vorklinik ist etwas was mir sogar gut gefallen hat wegen des naturwissenschaftlichen Ansatzes bei dem noch besser ein Fokus auf z.B. Forschung gelegt werden kann, aber das ist nichts für alle, weil viele Studierende daran nicht so interessiert sind und sich eher frühen Patientenkontakt suchen und sich später eher schnell in einer Praxis sehen.
Insgesamt ist Freiburg eine sehr schöne und nette Studentenstadt mit super Wetter, toller Natur und kurzen Wegen. Im Winter fehlt dann, aber doch manchmal ein bisschen das Kulturangebot.