Leistungsdruck ab der ersten Minute

Leider konnte ich mit dem Studium nur schlechte Erfahrungen sammeln, sodass ich diese Bewertung schreibe um andere vor einem ähnlichen Fehler zu bewahren.
Zunächst sollte jedem bewusst sein, dass das Studium zum allergrößten Teil aus Gesetzen und Paragraphen besteht. Wer denkt, dass es sich um teils mathematische Themen handelt liegt falsch. Viel mehr als die Grundrechenarten und Prozentrechnung wird nicht erwartet und benötigt. Ich begann das Studium direkt nach dem Abitur und hatte vorweg noch nie mit Gesetzen gearbeitet, sodass ich leider erst im Studium die Erfahrung machte, dass Jura mir persönlich nicht liegt. Jegliche Vorerfahrungen oder Grundkenntnisse mit Gesetzen sind daher empfehlenswert!
Ab dem ersten Tag wurde ein großer Druck aufgebaut, dass "bald" (nach ca. einem halben Jahr) die Zwischenprüfungen anstehen. Dort sind sehr sehr viele durchgefallen. Man hat zwei Versuche, danach ist man raus aus dem Studium. Es wird bewusst kräftig aussortiert. Es kursieren Zahlen von 30-40%, die durchfallen.
Alles erinnert dort sehr an die Schule und nicht annähernd an ein Studentenleben. Man sitzt in kleinen Studiengruppen von ca. 30 Personen, wobei eine persönliche Beziehung zu den Dozenten entsteht. Diese nehmen aber häufig, wie in der Schule, Studenten ran welche sich nicht melden. Dabei wird man gerne auch lange unangenehm gelöchert, wenn man die Antwort nicht weiß. Unwissenheit wird einem sofort deutlich vor Augen geführt, was den Druck nicht gerade senkt. Zudem besteht Anwesenheitspflicht. Letztlich wird man durchgehend gegängelt.
Nach den Lehrveranstaltungen sollte man sich schleunigst an die Hausarbeiten machen (die von den Dozenten kontrolliert bzw abgefragt werden). Das Nacharbeiten und die Hausarbeiten ziehen sich bis zum Abend, wenn man im Stoff mitkommen will. Freizeit ist in diesem Studium fehl am Platz.
Zuletzt möchte ich noch auf den Standort KW eingehen. Der Campus ist modern und technisch gut ausgestattet. Ein wirkliches Campusleben entwickelte sich dort aber nie. Die Anbindung an Berlin mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht besonders gut, sodass ich ein Zimmer im Wohnheim anmietete. Dieses ist allerdings nicht so super in Schuss. Das Bad teilt man sich zu zweit. Das Zimmer ist bereits eingerichtet und weitere Möbel, die es persönlicher machen würden, sind nicht gestattet. Es gibt KEINE KÜCHE! Lediglich eine Mikrowelle, ein Toaster und ein Wasserkocher dürfen aus Brandschutzgründen im Gemeinschaftsraum genutzt werden. Entweder beschränkt man sich auf kalte Gerichte, kocht am Wochenende zu Hause kräftig vor und wärmt es vor Ort auf oder man lebt von 5-Minuten-Terrinen.
Königs Wusterhausen ist zudem quasi eine tote "Stadt". Niemand sollte hier wirkliche Unterhaltung erwarten.
Alles in allem waren mir viele Punkte die ich aufzählte vor dem Studium bekannt. Jedoch hat mich die Summe all dessen dazu bewogen das Studium frühzeitig abzubrechen. Ich persönlich fühle mich heute an einer offenen Uni wohler, wo man selbständiger und freier ist in seiner Wahl. Auch das weggefallene Gehalt nehme ich für weniger Gängelung gerne in Kauf.