Elektrotechnik - bitte nicht

Guten Tag,

nachdem ich sehe, dass sich andere trauen, auch negative Bewertungen abzugeben, die der Wahrheit entsprechen, möchte ich auch meine Erfahrungen teilen. Aufgrund des Druckes seitens einiger Professoren habe ich mich nie getraut, eine öffentliche Meinung zu sagen. Kritik wird zu oft unter den Tisch gekehrt.

Die negativen Erfahrungen kann ich ebenfalls größtenteils bestätigen.
Der Fachbereich hat viel Potential, was "keineswegs" genutzt oder überhaupt geschätzt wird. Meiner Meinung nach ist das ganze System dort sehr eingefahren und eingefroren. Das Personal ist abgestumpft. Leider ist der Anteil an frischen jungen Professoren sehr gering.
Sekretariat und Prüfungsamt sind "unterirdisch" organisiert. Es klappt nicht wirklich viel. Wenn man Anliegen, Fragen oder Hilfe ersucht, ist dies ein mühsamer Weg. Teilweise wird es als unhöflich angesehen. Noten brauchen bei einigen Professoren lange, bis sie eingetragen sind. Die Prüfungsleistungen sind ungerecht verteilt. Bei manchen wird ein Auge zugedrückt und bei anderen nicht. In den hohen Semester sitzen teilweise Leute, von denen man nie erwarten würde, dass sie das Grundstudium geschafft haben (Thema "Verschleppung des Niveaus").

Da ich nach meinem Abschluss schon länger in der Arbeitswelt unterwegs bin, kann ich auch mittlerweile mitteilen, dass der Fachbereich Elektrotechnik in der Industrie nicht unbedingt positiv angesehen wird. Als Probleme werden seitens der Firmen genannt:
- schlechte Einschätzung der Absolventen durch Noten (Die Unternehmen können anhand des Zeugnisses und den Noten nicht sagen, wie derjenige ist. Es gibt trotz ähnlichen Notengebungen teils massive Unterschiede, was so bei anderen Hochschulen und Universitäten nicht der Fall sein soll.)
- Zu wenig Kompetenzen (Die Absolventen verstehen die grundsätzliche Materie nicht. Sie lernen zu viel Auswendig. Dies kann ich selbst bestätigen. Es wird zu viel auswendig gelernt, was meist auch so in den Prüfungen abgefragt wird. Dadurch versteht man halt nicht unbedingt die Hintergründe.)
- Fehlende Selbstorganisation (Absolventen sind schwer in der Lage, Projekte oder verwaltungstechnische Begebenheiten zu organisieren. Wie soll der Fachbereich den Leuten Organisation beibringen, wenn er selbst dies nicht in die Reihe bekommt???)
- Frustration/Motivationsschwierigkeiten (Es kommt öfters vor, dass die Absolventen im Arbeitsleben schlecht über die Hochschule reden. Sie sind frustriert über ihre Ausbildung - dies ist kein gutes Renommee!)

Ich denke, dass ich mir über die oben genannten Punkte ein gutes Bild machen kann, da ich arbeitstechnisch viel unterwegs bin und auch mittlerweile in einer Position stehe, in der ich die Lage gut einschätzen kann. Ich kann nur dem Fachbereich empfehlen, sich in einer stillen Minute hinzusetzen und mal an die Grundsätze zu denken, was mittlerweile alles schief läuft. Nur ein fundamentaler Umbau kann helfen, das Image zu verbessern.

Es betrifft mich aktuell doppelt, da ich dort studiert habe und jetzt selbst im Unternehmen für Personal und Nachkommen zuständig bin.