Hochschule Aalen, immer wieder gerne!

Vor meinem Wechsel an die Hochschule Aalen hab ich 3 Semester Chemie an der Uni studiert. Grund für den Wechsel war die massige Theorie und die zu kurz gekommene Praxis. Wer sich an der Hochschule Aalen über verwirrte Professoren, einen vergesslichen Dekan, überfüllte Labore oder katastrophale Ausstattung beschwert, der war noch nicht zum Studium an der Uni. Natürlich ist es im Grundstudium viel Stoff und auch viel Theorie, aber das Ganze wird in den einzelnen Praktika sehr gut mit der Praxis verknüpft. Schon ab dem ersten Semester steht man im Labor und kann das, was man theoretisch gelernt hat auch umsetzen. Ich finde es klasse dass die Versuche im Labor auch etwas anspruchsvoller gestaltet sind und nicht alles immer aufs erste Mal funktioniert. Eingangstests sind manchmal nervig und man hat zu dem ganzen anderen Stoff echt keine Lust mehr auf ständige Tests, allerdings ist es eine gute Vorbereitung fürs Labor und nicht zum Aussortieren gedacht. Bei den durchgeführten Versuchen geht es um anspruchsvolle Chemie bei der man wissen sollte was man tut. Natürlich sind die ersten Semester dafür da das routinierte Arbeiten im Labor zu erlernen und deshalb viele Grundlagen, aber es hilft definitiv für den Rest des Studiums. Die Labore sind in einem Top-Zustand mit hervorragender Ausstattung und werden auch immer auf dem neuesten Stand gehalten. Die Assistenten habe ich bisher immer sehr nett und hilfsbereit erlebt. Und nun zu der Arbeit mit „teuren“ Analysengeräten. Egal in welchem Praktikum ich bisher war, durften die Studenten, mit ein paar kleinen Ausnahmen, nach der Einweisung selbst am Gerät arbeiten und nicht nur zusehen. Egal ob es eine LC, ein GC oder ein Massenspektrometer ist. Die Vielfalt an Analysengeräten in Aalen ist wirklich der Hammer und es wird auch ständig neues Equipment angeschafft.
Und nun zu den Vorlesungen an sich. Einige Fächer im Grundstudium sind zum Teil nur als Einführung gedacht, allerdings soll vor allem im Grundstudium ein breit gefächertes Spektrum an Wissen vermittelt werden, welches im ständigen Zusammenhang mit der Praxis steht.
Natürlich gibt es auch weniger interessante Fächer ganz klar, aber im Großen und Ganzen versuchen alle Professoren ihren Lehrinhalt so gut wie möglich an den Studenten zu bringen und so anschaulich wie möglich zu gestalten. Was ich gut finde ist das in den meisten Fächern ein aktueller Bezug zur Anwendung hergestellt wird. Eine Vertiefung in die Materie ermöglicht dann das Hauptstudium bei dem es in der gewählten Vertiefungsrichtung auch richtig ins Detail geht.
Wem das an Stoff dann immer noch nicht reicht kann direkt an der Hochschule den Master obendrauf setzen. Aufgrund der eher familiären Umstände ist es auch kein Problem nochmal nachzufragen bzw. den einzelnen Professor auch außerhalb der Vorlesung um Hilfe zu bitten. Zudem gibt es auch Tutorials und Lerngruppen die dabei helfen den Stoff zu vertiefen.
Die meisten Professoren kennen ihre Studenten bereits nach kurzer Zeit beim Namen und wissen sowohl die Stärken als auch Schwächen der einzelnen Studenten. Das kann man als Vorteil ansehen, da einzelne Profs versuchen einen zu fördern bzw. einen auf die Schwächen hinweisen um diese zu beheben, oder wie andere als nervig, da sie einen immer und immer wieder darauf ansprechen…. Zudem wird man auch bei der Suche nach Industrieplätzen für das Praxissemester oder Abschlussarbeiten sehr gut unterstützt.
Das Grundstudium ist wirklich mit viel Lernen und wenig Freizeit verbunden, allerdings ist das bei so einem umfangreichen Studium normal. Ohne Interesse für die Chemie, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und gute Kommilitonen ist der Weg durchs Studium sicherlich sehr mühsam und manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäume nicht, aber spätestens im Hauptstudium sieht man dann für was man so viel geackert hat. Theorie muss eben sein und ohne Grundlagen geht es in der Chemie nicht. Aber mit dem nötigen Elan und Biss kann man in Aalen definitiv einen guten Abschluss bekommen und sehr viel lernen! Ein Chemiestudium ist eben mit viel Arbeit und Fleiß verbunden, dafür wird man aber auch reichlich belohnt!

So und zum Schluss noch ein bisschen was über die Organisation und das Campusleben an sich. Für die eher kleine Fakultät Chemie ist die Organisation eigentlich ganz ordentlich. Natürlich geht mal was schief und der Dekan vergisst was, allerdings tut hier jeder sein Bestes um den Ablauf für die Studenten so reibungslos wie möglich zu gestalten. Insbesondere unser Dekan nimmt sich immer Zeit auch wenn er wirklich brutal viel um die Ohren hat. Das man als Prof, Dekan und "Papa für Alles" auch mal was vergisst ist menschlich. Allerdings muss ich sagen er macht seine Sache als Dekan echt klasse und versucht allem und jedem gerecht zu werden. Auch die anderen Profs sind sehr nett und bemühen sich wo es nur geht. Natürlich gibt es wie überall etwas „beratungsresistentere“ Profs und welche die sich Kritik zu Herzen nehmen und auch versuchen umsetzen. Um einen Einblick in aktuelle Forschungsthemen zu bekommen werden regelmäßig Vertreter aus der Industrie zu Vorträgen eingeladen. Dabei gibt es natürlich sehr interessante Vortrage und auch weniger Interessante, aber unter Strich ist für jeden was dabei.

Das Campusleben an der Hochschule ist für eine kleine Hochschule mit knapp 5.500 Studenten wirklich supi. Es gibt eine Bib die sehr gut bestückt ist, viele Möglichkeiten Leute kennenzulernen und wenn es die Zeit zulässt auch echt klasse Partys die die Fachschaft Chemie veranstaltet. Dabei ist immer was geboten und durch das familiäre Umfeld lernt man auch seine Profs mal von einer anderen Seite kennen. Allerdings bleibt für so was im Grundstudium leider nur wenig Zeit.