Passionsprojekt

Die Meinungen zu diesem Studiengang gehen stark auseinander, ich bin jedoch der Auffassung, dass Asienwissenschaften an der Uni Bonn gut machbar ist - insofern man für alles, was mit (Ost-)Asien zu tun hat, mit vollem Herzen brennt.
Der Sprachunterricht ist durchaus anspruchsvoll und hat insbesondere die ersten zwei Jahre ein sehr hohes Workload. Wer aber innerhalb von sechs Semestern eine komplett neue Sprache gut beherrschen will, muss sich damit abfinden. Es gab innerhalb meiner Studienzeit seitens meiner Kommilitonen immer viel Beschwerde, dass der Unterricht zu schnell sei, aber wie möchte man sonst effektiv eine Sprache lernen? Der Unterricht setzt voraus, dass man sich ausgiebig mit dem Material vor und nach dem Unterricht auseinandersetzt.

An der Uni Bonn ist teils zum Vorteil, teils zum Nachteil, dass Selbststudium essentiell ist. Man muss viel Zeit ins Vor- und Aufbereiten des Sprachunterrichts stecken. Ich persönlich hatte kein Problem damit, mehrere Stunden jeden Tag in das Sprachstudium zu stecken - wer dazu aber nicht bereit ist, sollte diesen Studiengang lieber meiden.

Leider schwankt die Qualität der Dozenten insbesondere in den deutschsprachigen Modulen über Geschichte, Gesellschaft etc. sehr stark. Alle sind durchaus kompetente Wissenschaftler, aber die meisten kein effektives Lehrpersonal. Im Laufe meines Studiums hatte ich vielleicht zwei Vorlesungen, aus denen ich wirklich etwas mitgenommen habe. Demnach ist auch bei diesem Aspekt des Studiums das selbstständige Lernen wichtig - da der Lehrstoff in den Vorlesungen bzw Seminaren teils unzureichend bzw. sehr uninspiriert vermittelt wird. Dementsprechend ist auch hier eine große Eigenmotivation notwendig, um (Lern-) Erfolge zu sehen.

Mein größtes Problem mit diesem Studiengang ist, dass der Aufbau eher einem Schulcurriculum, als dem eines Studium gleicht. Man ist sehr eingeengt in der Abfolge seiner Pflichtmodule und der Wahlpflichtbereich lässt in seiner Auswahl zu Wünschen übrig. Wo an anderen Unis bis zu sechs verschiedene Seminare mit interessanten Themen angeboten werden, hat man Glück, überhaupt zwei unterschiedliche Seminare hier zu finden. Wer also ein Studium braucht, dass einen in Sachen Organisation an der Hand hält, ist hier richtig.

Asienwissenschaften ist kein Studiengang zum Ausruhen. Insbesondere durch die Sprachkurse ist ein hohes Maß an Disziplin erforderlich, während die deutschen Vorlesungen meiner Erfahrung nach eher unterfordern. Leider leidet darunter auch das Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens, was man sich hier auch eigentlich komplett selbst beibringen muss, mit wenig Hilfestellung der Dozierenden.

Zusammenfassend ist dieser Studiengang gut für diejenigen, die am besten in einem schnellen Tempo mit viel Input lernen, und auch gerne in ihrer Freizeit sich ausgiebig mit ihrem Studiengang beschäftigen wollen. Es gibt durchaus Probleme, auf die man sich hier einlassen muss, aber ich bereue mein Studium in Bonn keineswegs.