Auch dieser Schrecken findet mal ein Ende

Das Studium gleicht von Beginn an einer Quälerei und bereitet wenig Freude. Wer nicht wüsste, wie das Arbeitsleben danach tatsächlich ist, könnte bereits währenddessen die Flinte ins Korn werfen.
Es gibt nur wenig Gründe, warum man in Erlangen Zahnmedizin studiert. Zunächst sind es natürlich Personen, die in der näheren Umgebung wohnen und nicht quer durch die Republik zu einer besseren Universität umziehen möchten. Den weit größeren Anteil bilden Menschen, die an anderen Orten nicht genommen und zwangsweise hierher deportiert wurden. Erlangen steht nicht in der Gunst der anstehenden Studenten. Jedoch kann hier sowohl im Sommer- als auch im Wintersemester das Studium begonnen werden, was dazu führt, dass es an Medizinstudenten nicht mangelt.
Vielleicht gibt es auch Menschen, welche sich dem Masochismus verbunden fühlen und bereits den königlichen Hofknicks geübt haben, jedoch weiter perfektionieren möchten. Unter dieser Prämisse ist Erlangen die ideale Wahl, denn ihr werden antiquierte archaische Strukturen im Klinikalltag gepflegt. Der Student übernimmt die Rolle des schweigenden Bücklings, der brav den Ausführungen der Dozenten folgt, selbst unter dem Aspekt, dass jener offensichtlichen Blödsinn erzählt und die aktuell gültigen Leitlinien nicht kennt.
Man merkt also beim Lesen der oberen Zeilen, das Vergnügen hält sich in Grenzen. Es hilft der Irrglaube, es könne bloß von Semester zu Semester besser werden. Mit diesem Gedanken schleppt man sich schlussendlich von Prüfung zu Prüfung bzw. abschließend zum Examen. Erst nach dem Examen wird es spürbar besser. Gäbe es eine andere Möglichkeit Zahnarzt werden, ich hätte sie ergriffen.

Natürlich ist nicht alles schlecht und am Ende kommt vielleicht ein besserer Zahnarzt hervor, als es an manch anderen Universitäten der Fall ist. Leider geht dies nur bedingt auf die Leistung der Dozenten zurück. Hervorzuheben sind dagegen die humanmedizinischen Veranstaltungen sowie der Themenbereich der MKG, welche praxisnah gestaltet und äußerst informativ sind. Hier wird entgegen der sonstigen Veranstaltungen nicht auf ein Klima der Versagensangst gebaut, was tatsächlich zu einem Quäntchen Spaß im Studium beiträgt.

Das größte Problem im Studium ist die mangelnde praxisnahe Ausbildung, welche nur bedingt auf das spätere Arbeitsleben vorbereitet und stattdessen die Vermittlung nutzloser Hintergrundinformationen z. B. die detaillierte Zusammenfassung des hier verwendeten Adhäsivsystems in den Fokus rückt, welche in Klausuren abgeprüft werden, danach jedoch rasch in der Unendlichkeit des Vergessens verschwinden.

Im Zuge der neuen Approbationsordnung wird das lehrstuhlübergreifende Wissen voraussichtlich allerdings stärker miteinander vernetzt, was der Ausbildung zugutekommen sollte. Dass damit nicht alle Lehrstühle einverstanden sind, sagt etwas über die Probleme an der Uni aus. Wer an anderer Stelle einen Platz ergattert, sollte es ruhig dort probieren. Erlangen ist der Notnagel, der immer eine Option darstellt und glücklicherweise auch ein Ende findet. Als Stadt ist Erlangen dagegen toll und für Studenten empfehlenswert. Sauber, ordentlich, trendy und nicht so versifft wie andere Großstädte. Wem das fehlt, der kann jedoch in die Nachbarschaft nach Nürnberg ziehen.

Noch etwas Positives, wofür die Uni nichts kann: Ich habe hier meine Lebensgefährtin kennengelernt :)