Ich würde dieses Studium nicht noch einmal wählen

Ich habe mein Studium in 2015 an der HS RheinMain beendet und würde für mich persönlich den Master in Sales & Marketing an dieser Hochschule nicht noch einmal wählen.

Nach einem Bachelor an einer Uni habe ich mich u.a. wegen der Praxisbezüge zu einem Studium an einer Hochschule entschieden. Allerdings ist der Studiengang sehr theorielastig. Um den einer Hochschule zugesprochenen Praxisbezug zu gewährleisten, finden regelmäßig Fachvorträge bereits arbeitender, zumeist ehemaliger Studenten statt. Zudem finden zwei bis drei Projekte in Kooperation mit einer Firma statt. Klingt jedoch spannender als es ist. Insbesondere zum Kontakte knüpfen sind diese Vorträge und Projekte lange nicht so hilfreich und werthaltig wie die Möglichkeit Praktika zu absolvieren ohne aufgrund des straffen Zeitplans direkt ein Semester verlängern zu müssen.
Eine große Kritik geht auch von meiner Seite an einen Teil des Professorenstamms. Diese sind wenig gesprächsbereit. Hören sich zwar Kritik an, diese führt aber oftmals zu einer persönlichen Diskreditierung. Daher ist während des Studiums ein starkes Gefühl vorhanden, nicht negativ auffallen zu dürfen, um die Noten während des gesamten Studiums nicht zu gefährden.
Hinzu kommt, dass bei einigen Professoren in die Vorlesungen und Unterlagen nur wenig Zeit investiert wird, so dass noch heute in einem kompletten Semester ein Lehrfach vollständig auf Basis eines zuletzt in 2003 veröffentlichten Buches gehalten wird und mit Beispielen noch vor der Euro-Einführung gerechnet wird.

Dies betrifft glücklicherweise nicht alle Professoren und Dozenten, da es durchaus ambitionierte und motivierte Professoren/Dozenten gibt, die ihr Skript sehr aktuell halten und bestmöglich auf die Wünsche der Studenten eingehen.

Sehr kritisch sehe ich die Bewertung der Studenten und die dadurch entstehende Priorisierung der Themen. In jedem Fach muss von jedem Studenten und in jedem Semester mindestens eine Präsentation gehalten werden (nahezu ausschließlich in Gruppen - je nach Semestergröße wird die Gruppengröße der Anzahl an vorzutragenden Themen angepasst). Gewertet werden jedoch nur (mit sehr wenigen Ausnahmen) die schriftlichen Klausuren am Ende des Semesters, die man sehr gut abschließen kann, wenn man sehr gut und schnell auswendig lernen kann. Hierdurch sind die Präsentationen zum großen Teil von wenig Wissenstiefe geprägt. Gerechtfertigt wird die Vielzahl der Studentenpräsentationen dadurch, dass das selbstständige Erstellen und Halten von Präsentationen den Studenten auf das Berufsleben vorbereiten soll. Äußerst schwierig, wenn man als Student nur selten überhaupt ein Feedback erhält, mal abgesehen von der Tiefe des Feedbacks. Bei bis zu 8 Studentenpräsentationen am Tag macht es derzeit eher den Eindruck, als würden sich die Professoren und Dozenten Ihre Arbeit hierdurch erleichtern wollen.

Die Inhalte des gesamten Studiums sind zudem leider extrem auf die FMCG Branche gemünzt. Geworben wird mit der Befähigung zu Fach- und Führungsaufgaben in Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen oder in staatlichen Institutionen. Dies kann ich leider nicht unterschreiben.

Ich kann jedem zu diesem Studium raten, der sicher in der FMCG-Branche starten möchte oder seinen Fokus auf CRM legen möchte. Zudem sollte der Student sehr gut auswendig lernen können und nicht allzu Wert auf Praxiseinsätze legen.