Ein besonderes Studium - und überwiegend klasse

Mit dem Studiengang hat die Bundeswehr 2019 eine weitere Möglichkeit geschaffen, um hier in eine zivile Laufbahn einzusteigen. Dass das Studium aufgrund seines Alters noch optimierungsbedarf hat, konnte ich als Teil des 2. Durchlaufs hautnah miterleben. Mittlerweile stehe ich kurz vor dem Abschluss. Da inzwischen auch regelmäßig kleine und große Änderungen vorgenommen werden, lohnt es sich bei Interesse den aktuellen Studienplan aufzurufen. Aber mal von Anfang an...

Der Start in Richtung HSU beginnt mit dem Bewerbungsprozess über das Karriereportal der Bundeswehr. Hier sieht man schon Probleme im Bereich der Organisation, da besonders die Kommunikation intern als auch mit den Bewerbern teilweise echt spärlich ist. Hier sollte man lieber einmal mehr nachhacken, wenn man das Gefühl hat, vergessen worden zu sein. Nach erfolgreichem Abschluss des Assessmentcenters - dieser weicht nicht vom Standard ab - beginnt Ende September eines jeden Jahres mit einer Einführungswoche das Studium der Rechtswissenschaften.

Inhaltlich ist das Studium stärker an das öffentliche Recht gekoppelt. Man erhält dennoch grundlegende Kenntnisse im Strafrecht als auch ins Zivilrecht. Hier fehlen mir allerdings Module zur Prozessordnung. Abgerundet wird dies mit Fächern der Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften sowie einer Fremdsprachenausbildung. Die Bandbreite an Modulen ist groß, auch Projektarbeiten können gewählt und absolviert werden. Durch das Kleingruppenkonzept (meistens max. 25 Stunden pro Vorlesung) gehen eigene Nachfragen nicht unter. Generell muss man sich aber bewusst sein, dass dieses Studium nicht wirklich an ein klassisches Jurastudium herankommt.

Die dazugehörigen Praktika vermitteln einen ersten Einblick in die Bundeswehrverwaltung. Sie kommen allerdings zu kurz und erleichtern kaum den Einstieg in das spätere Berufsleben. Die Organisation ist hierbei auch eine Katastrophe, kann man einerseits nur aus einer sehr engen Auswahl an Dienststellen wählen und andererseits dazu noch monatelang auf eine endgültige Rückmeldung warten. Hier zeigen sich Probleme in der Abstimmung verschiedener Behörden.

Die Dozenten sind meiner Ansicht nach bis auf gaaanz wenige Ausnahmen äußerst kompetent. Sie beantworten Fragen stets ausführlich und sind teils sogar an den Wochenenden erreichbar. Ihre Bewertungen sind fair, auch wenn man sich ab und an mit den korrigierenden Übungsleitern streiten kann. Zwischen Dozent und Mitarbeiter mangelt es aber leider immer wieder an einem vernünftigen Austausch. Darunter leiden Übungen teils extrem. Wer etwas lernen will, ist hier aber definitiv an der richtigen Stelle. Man sollte nur wissen worauf man sich einlässt.

Die Prüfungsphasen und gerade das 2te Jahr des Studiums sind von viel Stress geprägt - typisch Intensivstudium eben. Anders als an einer öffentlichen Universität existiert ein Studienplan, den es einzuhalten gibt. Durch die Unterstützung der Professoren und Mitarbeitern ist dies mit genug Motivation zu schaffen.

Auch das Umfeld ist angenehm: von der Mensa bis hin zu den Soldaten ist alles zufriedenstellend. Auch die Ausstattung der Bib. und Lehrsäle ist überdurchschnittlich gut. Man bekommt eine großartige kostenlose Unterkunft gestellt, das dazugehörige Studienentgelt reicht zum Leben locker aus. Inzwischen ist der Studiengang im Alltag der Universität angekommen. Das war bei weitem nicht immer so. Dennoch wird man als ziviler Studiengang an einer überwiegend militärisch geprägten Universität gerne mal belächelt.

Sofern die Organisation grundlegend überarbeitet und der Studienplan im Laufe der Zeit verbessert und mit mehr praktischen Anteilen ausgestattet wird, sehe ich am Studium keine ernsthaften Nachteile mehr. Ich bedanke mich abschließend bei der Bundeswehr für die Ermöglichung des Studiums und wünsche allen nachkommenden Studenten eine ebenfalls tolle Zeit!