Bericht archiviert

Physiotherapie gerne wieder, aber ohne Fresenius

Physiotherapie (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Digitales Studieren
    4.0
  • Gesamtbewertung
    2.9
Erfahrungsbericht Fresenius München
Der folgende Text ist mein persönlicher Erfahrungsbericht zum Bachelorstudiengang Physiotherapie dual an der Hochschule Fresenius am Standort München am Campus für Gesundheit und Soziales. Meine Erfahrungen erstrecken sich über den Zeitraum von 2016 bis 2020.
Allgemeines (Wissenswertes ohne direkte Wertung)
Der Campus für Gesundheit und Soziales ist ein kleiner Campus, der über eine gute Anbindung zu Bus und U-Bahn verfügt und liegt direkt neben dem Einkaufszentrum PEP. Die Ausstattung für das Lehren und Lernen ist gesamt betrachtet zielführend. Jeder Hörsaal verfügt über einen Beamer mit Laptop und einem Whiteboard. Außerdem gibt es in ausgewählten Räumen Praxisliegen mit entsprechendem Material. Zusätzlich ist ein Bewegungslabor vorzufinden, welches jedoch in den vier Jahren wenig genutzt wurde. Den Studierenden stehen ein Übungsraum und eine Minibibliothek zur Verfügung. Wichtig zu wissen bei der Entscheidung für diesen Studiengang ist, dass man bis zum Staatsexamen (6. Semester) auch in einer Berufsschule (befindet sich im selben Gebäude) eingeschrieben ist und sich an deren Regeln halten muss (Anwesenheitspflicht etc..). Aus diesem Grund sind die Kurse auch genau vorgeschrieben, wobei sich das bis zum achten Semester durchzieht. Da die Hochschule (HS) und die Berufsschule (BS) über sechs Semester eng zusammenhängen, lässt sich dies auch in der Bewertung nicht ganz trennen, stellt damit aber einen besseren Überblick, über das Konzept und den damit verbundenen Erfahrungen dar.
Erfahrungen mit Verbesserungsbedarf
Der zentrale Kritikpunkt, welcher mich bis zum Schluss begleitet hat, ist der dringende Verbesserungsbedarf bezüglich der Organisation. Dies möchte ich im Folgenden an Beispielen aufzeigen. Dies betrifft einmal die Organisation des Studienverlaufes selbst. Wie ich durch mein vierjähriges Studium weiß, ist von der Regierung klar geregelt, welche Fächer und in welchem Umfang diese vor dem Staatsexamen stattfinden müssen. Im dritten Semester hatte ich das neu eingeführte Fach „anatomisches Zeichnen“ (die muskuloskelettale Anatomie war bereits abgeschlossen und es ist kein vorgeschriebenes Fach) und im fünften und sechsten Semester wurden aus Zeitnot heraus Kurse der BS und der HS zusammengelegt, obwohl viele Hörsäle nicht die Kapazität haben und die Unterrichtszeiten wurden stark nach hinten ausgeweitet. Ich hätte es besser gefunden, ein solches Fach als Option zu haben und nicht als Pflicht, um noch mehr Stress kurz vor dem Staatsexamen durch sehr viel neuen Stoff zu vermeiden. Einen weiterer Punkt ist die Einführung in die Onlineportale und Möglichkeiten. Die Möglichkeit des Nutzens einer externen Onlinebibliothek mit dem Hochschulzugang oder der Onlineangebote der Hochschule selbst wurden gar nicht erwähnt. Durch Zufall wurde ich in Vorlesungen von Sozialwissenschaften im 4. Semester auf die Angebote hingewiesen, die sich im Verlauf als sehr nützlich erwiesen haben. Es wäre jedoch wünschenswert, solche Informationen zu Beginn zu bekommen, entweder in den ersten Vorlesungen, beispielsweise in wissenschaftlichen Arbeiten oder im Studienführer in schriftlicher Form. Ähnliches ereignete sich in Richtung Bachelorarbeit. Allgemeine Erwartungen und Bewertungskriterien sowie Nachschlagemöglichkeiten kamen des Öfteren im Verlauf der Bearbeitungsphase und führten dazu, dass bereits geschriebene Texte wieder aufwendig angepasst werden mussten. Das hätte sich leicht vermeiden lassen, indem die erste Mentoratsvorlesung für solche Informationen genutzt wird und dann auch als beständig gelten und nicht durch „Tröpfcheninformation“ ständige Änderungen nach sich ziehen. Des Weiteren werden die Skripte je nach Dozent unterschiedlich geliefert oder es gibt gar keine Skripte. Die meisten muss man sich selbst ausdrucken. Dass Skripte unterschiedlich sind, ist in Ordnung, aber zum Druck gibt es an anderen Unis bessere Angebote, indem es gedruckte Varianten zu Beginn des Semesters zu einem bestimmten Aufpreis gibt. Dies erleichtert auch das Mitlernen und Eigenorganisation während des Semesters. Weiterhin kann ich die für mich mangelhaft organisierte Arbeitsweise der HS daran festmachen, dass abgelegte Prüfungen im Eintragungssystem „verschwinden“. Der Vorfall ereignete sich im fünften Semester, als wir eine Fortsetzung des Fachs Gesetzeskunde hatten. In dem Fach musste insgesamt eine Prüfung abgelegt werden, welche bereits im ersten Semester stattfand. Im 5. Semester wurde uns dann mitgeteilt, dass in dem Fach noch die Prüfung fehlen würde, was von mir und meinem Kurs dementiert wurde, jedoch war laut den Verantwortlichen keine solche Prüfung im System zu finden. Hier hatten wir Glück, dass von Seiten des Kurses nachgewiesen werden konnte, dass es diese Prüfung bereits gab und einige Zeit später konnten die entsprechenden Noten wieder aufgefunden werden. Außerdem möchte ich zum Thema Prüfungen auf ein prägendes Erlebnis hinsichtlich Prüfungseinsicht in eine Staatsexamensprüfung eingehen, auch wenn dies tendenziell eher die BS als verantwortliche Instanz betrifft. Ich hatte Mitte August 2019 Prüfungseinsicht für zwei praktische Prüfungen beantragt. In einem Fall klappte das soweit in einem angemessenen Rahmen. In dem anderen Fall bekam ich keine Rückmeldung, trotzdem ich die verantwortliche Person nochmals persönlich darauf angesprochen hatte, wobei hier erst erfragt wurde, ob ich einen Antrag gestellt hätte. Der Bitte um eine Erinnerungsmail habe ich Folge geleistet. Da auch hierauf nicht reagiert worden ist, habe ich keine andere Wahl gesehen als juristische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Doch sogar der Brief von juristischer Seite wurde ignoriert. Insgesamt habe ich über 2 Monate gewartet bis ich einen Anruf wegen eines Termins bekam, mit der Entschuldigung „es sei untergegangen“. Ein weiteres Erlebnis, welches den Charakter der Hochschule für mich in Teilen widerspiegelt ist, dass ich frühzeitig bei einem Forschungsprojekt für das Schreiben der Bachelorarbeit angemeldet war. Als es dann Ernst wurde, ergaben sich ungünstige Umstände, die mich nicht mehr an dem Projekt teilhaben lassen konnten. Aber an Stelle des zuständigen Dozenten, habe ich mein Ausscheiden aus dem Projekt von einer Mitstudentin erfahren müssen. Bis zum Ende kam hier keine Entschuldigung bzw. Erklärung zustande und die Tatsachen empfinde ich als anstandslos, zumal die Bachelorarbeit einer der wichtigsten Arbeiten des Studienverlaufs darstellt und einiges geplant werden muss. Der teilweise mangelnde Anstand zeigte sich jedoch bereits im vorherigen Studienverlauf. Ein Beispiel hierfür ist das Staatsexamen nach dem 6. Semester. Bei manchen Prüfungen (ausdrücklich nicht alle!) wurde ich nicht einmal begrüßt und meiner Meinung nach, ist das ein gesellschaftliches Zeichen von Anstand und Respekt, da man sich erstens drei Jahre lang dafür qualifizieren musste, um die Prüfungen überhaupt ablegen zu können, zweitens es sich um eine wesentliche Prüfung handelt, die über eine Berufserlaubnis entscheidet und drittens eine anständige Begrüßung normalerweise auch von Studierenden an die Lehrenden/Prüfenden erwartet wird. Hervorzuheben ist darüber hinaus, dass man für einige wichtige Informationen „hinterherlaufen" muss. Aufgezeigt werden kann das anhand des Kolloquiums über die Bachelorarbeit. Es wurde immer wieder auf die Dringlichkeit der Einhaltung der vorgegebenen Zeit hingewiesen. Leider wurden zwischenzeitlich von 15 Minuten bis zu einer halben Stunde alle möglichen Zeiten genannt, mit dem Hinweis, dass dies noch festgelegt werden müsse. Trotz regelmäßiger Nachfrage war eine Woche vor den Prüfungsterminen keine gültige Zeitangabe bekannt und ich musste mehrmals Anrufen, um am nächsten Tag eine Mail mit den entsprechenden Informationen zu erhalten. Aus mir unerfindlichen Gründen ist man davon ausgegangen, „dass man das schon rausgeschickt habe.“ Ein letztes Beispiel möchte ich noch anführen, das mich in Bezug auf unorganisierte Arbeit nachhaltig negativ beeindruckt hat. Im siebten Semester haben wir einen offiziellen Brief der Hochschule erhalten, dass sich die Kosten verringern, was sich letztlich als Fehlinformation herausstellte, wie uns in der Hochschule dann mündlich erklärt wurde.
Positive Erfahrungen
Als positiv habe ich über vier Jahre hinweg die kleinen Gruppengrößen empfunden, wodurch ein insgesamt guter Zusammenhalt entstanden ist und enge Freundschaften geschlossen werden konnten. Noch dazu ermöglicht dies ein persönlicheres Verhältnis zu den Dozenten und bei Fragen wurden zumeist versucht, so gut wie möglich darauf einzugehen. Außerdem möchte ich Vorlesungen von inhaltlicher und gestalterischer Seite in Physiologie und Manueller Therapie positiv hervorheben, da ich hier kontinuierlich gute Erfahrungen gemacht habe. Den Inhalt der vier Jahre zu beurteilen ist schwierig, da ich keinen Vergleich habe. Die Wahl der Lernplattform ILIAS habe ich als positiv erlebt, da sie insgesamt übersichtlich gestaltet ist. Zum Schluss hatte ich Erfahrungen mit theoretischen Onlinevorlesungen gemacht und bin im positiven Sinn überrascht worden. Dies funktionierte von Beginn an nahezu reibungslos, sowohl im technischen Sinne als auch hinsichtlich der Aufbereitung.
Fazit
Insgesamt habe ich im Studienverlauf mehr negative Erfahrungen gemacht als positive. Durch die angeführten Erlebnisse, welche nur Beispiele sind, war für mich das Gefühl der Unterstützung oft nicht gegeben, auch wenn man selbst nicht faul ist und an einem guten Studienverlauf interessiert ist. Oft entstand für mich auch der Eindruck, dass sich keiner in Verantwortung sieht oder Verantwortung gerne abgeschoben wird. Fehler passieren, neue Gegebenheiten entstehen, für die Lösungen gesucht werden müssen, das alles ist für mich menschlich und man kann daran wachsen. Die entscheidende Frage für mich ist, wie die betroffenen Parteien damit umgehen und hier hat mir das Miteinander an der Hochschule gefehlt. Das Resultat ist, dass ich das Fach nochmal studieren würde, aber mit dem heutigen Wissen nicht mehr an dieser Hochschule.
  • Einige sehr praxisnahe Inhalte, kleine Gruppen, gute Mischung aus Praxis und Theorie
  • Sehr stark verbesserungswürdige Organisation, fehlendes Miteinander zwischen Studenten und Hochschule

Kommentar der Hochschule

Liebe Ulli,

vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein ausführliches Feedback genommen haben. Wir bedauern es sehr, dass Sie einige Punkte Ihres Studiums als negativ empfinden. Wir nehmen Ihre Kritik gern an und leiten Sie an den entsprechenden Fachbereich weiter, damit wir uns in diesen Punkten weiter verbessern können. Wir freuen uns, dass Sie Ihr Studium nicht nur mit negativen Erinnerungen hinter sich lassen und Sie sich in einer guten Gemeinschaft mit Ihren Kommiliton*innen und bei Ihren Dozent*innen gut aufgehoben gefühlt haben. Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute.

Viele Grüße
Melanie vom Team der Hochschule Fresenius
01.02.2021

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

2.9
Fanny , 18.04.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
3.0
A. , 20.03.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
3.1
Anonym , 19.03.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
2.4
Neele , 18.03.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
4.0
Juli , 17.03.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
4.0
Lena , 19.02.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
4.1
Chiara , 12.02.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
3.7
Philipp , 17.01.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
4.0
Kim , 09.01.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)
2.9
Elena , 05.01.2024 - Physiotherapie (B.Sc.)

Über Ulli

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 8 Semester
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Duales Studium
  • Standort: Standort München
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 28.01.2021
  • Veröffentlicht am: 01.02.2021