Würde mich wieder dafür entscheiden

Ich habe zuvor 2 Semester Physik in Heidelberg studiert und muss sagen dass ich mich dort nicht wirklich gut aufgehoben gefühlt habe. Schon beim Vorkurs wird man ins kalte Wasser geworfen und bekommt eher einen Crashkurs durch die Themen, die einen das 1. Semester über erwarten. Ist der Vorkurs vorbei sitzt man dann mit um die 400 Kommilitonen im Hörsaal und je nach Professor kommt man mit dem schreiben nicht hinterher. Zum Fragen stellen gibt es kaum Möglichkeiten und wenn es einem doch mal gelingt, fällt die Antwort eher kurz aus.
Der Wechsel zu Angewandte Physik war für mich letztlich die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Ich habe auch dort den Vorkurs wieder mitgemacht. Für mich als Abiturient war das so etwas wie eine Wiederholung der wichtigsten Dinge aus der Schule. Also keine große Sache. Es ist so gestaltet, dass man auch ohne Abi (z.B. mit Berufsausbildung) gut in den Stoff finden kann. Im Studium selbst sind die Gruppen klein. In einer Vorlesung sind höchstens 50 Studenten und auch nur dann, wenn die selbe Vorlesung von Studenten verschiedener Fachrichtungen gehört wird. Bei den Fächern, die nur die Angewandte Physik betreffen, kann man die Studenten teilweise mit beiden Händen abzählen. Das Betreuungsverhältnis ist also hervorragend und man steht im direkten Austausch zu den Dozenten. Man ist hier nicht bloß eine Nummer. Einige Profs kennen einen sogar beim Namen. Durch dieses fast schon intime Verhältnis können ab und an auch abseits der Vorlesungen sehr anregende Gespräche stattfinden. Die Dozenten sind alle sehr aufgeschlossen und nehmen sich gerne die Zeit.
Das Studium der Angewandten Physik ist deshalb so besonders, weil es von allem das Beste vereint. Es gibt Inhalte zu physikalischen Themen wie Thermodynamik, Quantenphysik oder Optik. Dazu kommt auch ein wenig Chemie. Das ganze wird von der Ingenieurwissenschaftlichen Seite abgerundet mit Vorlesungen aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik. Interessant sind auch die Praktika in den Bereichen Physik und Chemie, die man in den gut ausgestatteten Laborräumen der HS durchführt. Über die Dozenten bekommt man auch immer wieder interessante Infos über die Regionalen Firmen wie Schott oder Das Fraunhofer Institut. Darüber hinaus bietet Lufthansa Technik die Möglichkeit, Angewandte Physik als Duales Studium zu absolvieren.
Das Campusleben kann sich auch sehen lassen (von Coronazeiten mal abgesehen). Die Fachschaft ist gut ausgestattet mit Sofas, Tischkickern, PCs und was man noch so braucht. In diesem Schmelztiegel treffen alle möglichen Studiengänge aufeinander und stehen im regen Austausch. Jeder hilft hier jedem. Die Mensa hat gute Preise (je nach Essen ab 1,60 € für Studis) und persönlich finde ich das Essen dort auch lecker. Es gibt immer mindestens ein vegetarisches Gericht zur Auswahl, oft (aber nicht immer) auch ein veganes.
Der Campus der Ingenieurwissenschaften der HSRM befindet sich in der Stadt Rüsselsheim. Diese ist zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig. Das Studentenwerk bietet hier 2 Wohnheime zu guten Preisen an. Weiterer Wohnraum ist auf dem Vormarsch. Wer mehr als nur Lebensmittel kaufen will, kommt mit dem Semesterticket, dass beim Semesterbeitrag bereits mit gezahlt wird, schnell mit der Bahn nach Mainz, Wiesbaden oder Frankfurt.
Zusammenfassend kann ich jedem das Studium Angewandte Physik empfehlen, der eine breit gefächerte Natur- und Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung bei hervorragender Betreuung sucht.