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Insgesamt top, Digitalisierung aber ausbaufähig

Pharmazie (Staatsexamen)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    5.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Digitales Studieren
    1.0
  • Gesamtbewertung
    3.6
Dass Pharmazie ein sehr forderndes Studienfach sein kann, ist glaube ich allgemein bekannt. Das Grundstudium ist durchaus zeitintensiv, mit Vorlesungen, Seminaren und Praktika oft vom Morgen bis 18 Uhr und evtl. Vor- und Nachbereitung. Arbeiten während des Studiums wird also unter der Woche schwierig. Das Hauptstudium ist etwas entspannter, aber es füllt den Terminplan unter der Woche durchaus.

Der im Studium vermittelte Stoff bereitet einen nicht nur auf die Apotheke, sondern vermehrt auch auf die Arbeit in der Industrie vor, was ich persönlich sehr gut finde. Chemie und besonders die Analytik werden sehr umfangreich gelehrt. Bio und Physik kommen dabei etwas kurz; das hat man beim 1. Stex durchaus gemerkt. Durch die Regelstudienzeit von 8 Semestern muss allerdings sehr viel Stoff in kurzer Zeit vermittelt werden, was eine große Belastungsprobe darstellt. Das ist aber nicht die Schuld der FU Berlin, sondern der deutschen Approbationsordnung. Was bei mir dagegen auf Unverständnis stößt ist die Regelung, dass man bei Nichtbestehen von Haupt- und Nachklausur "trocknen", sprich das Semester wiederholen muss. Im Prinzip sitzt man nur 6 Monate rum und wartet auf den nächsten Klausurtermin. Das ist in Nicht-Staatsexamens-Studiengängen auch an der FU besser geregelt.

Die Dozenten vermitteln den Stoff meist gut, wirklich schwarze Schafe gibt es meiner Meinung nach nicht. Man kann sich auch außerhalb der Lehrveranstaltungen an sie wenden und sie sind meist hilfsbereit und bestrebt, einem das Wissen vernünftig zu vermitteln.

Die Labor-Ausstattung im Praktikum ist im Pharmazie-Institut tip top. Neue Labore, umfangreiches Arbeitsmaterial und bei Bedarf kann man im Institut zusätzliche Laborgeräte erwerben. Die früher fällige Praktikumsgebühr von €55,– pro Semester wurde mittlerweile abgeschafft. Die Praktika finde ich meist spannend, aber manchmal unorganisiert. Die Assistenten sind meist hilfsbereit, aber dort gab es durchaus welche, die für diesen Job meiner Meinung nach nicht geeignet waren. Einige wenige schienen persönlichen Frust an den Studenten auszulassen und waren an manchen Tagen sehr unhöflich und nicht hilfsbereit. Laut Dozent ist Fachkompetenz deutlich wichtiger als Sozialkompetenz; das sehe ich nicht so. Zu beachten ist außerdem, dass die Räume im Institut nicht klimatisiert sind und im Sommer sehr warm werden können. Bspw muss im OC-Praktikum der Diethylether im SoSe am besten gekühlt gelagert werden, damit er nicht zu sieden beginnt.
Auch wenn es hier einiges zu schimpfen gab, habe ich die Praktika bisher sehr gern gemacht.

Da das Institut – direkt neben dem Botanischen Garten – etwas abgelegen vom Rest des Campus ist, ist der Weg zur Haupt-Mensa und zur Bibliothek doch recht weit und zB innerhalb einer einstündigen Pause kaum zu bewältigen. Das Institut hat jedoch eine eigene Cafeteria mit einem zwar verkleinerten, trotzdem abwechslungsreichen Angebot. Auch Angebote für vegetarische oder vegane Ernährung sind täglich vorhanden.

Das Klima unter den Kommilitonen ist eigentlich immer entspannt und recht offen. Die sonst typische "Grüppchenbildung" gibt es hier auch, aber ich empfinde sie als weniger ausgeprägt als in meinem vorigen Studiengang (Chemie). Wirklich lang haltende Freundschaften sind jedoch bisher nicht entstanden. Ein Grund dafür ist die vorhin genannte Regelung zum "Trocknen". Wenn man selbst oder eigene Freunde trocknen, wird das soziale Gefüge auseinandergerissen. In neuen Semestern hab ich zwar neue Freunde gefunden, aber Schwierigkeiten gehabt, mich fester einzufügen. Der Großteil des Semesters kannte sich halt dann schon fast zwei Jahre. Weiterhin habe ich oft das Gefühl, dass wenig Interesse besteht, außerhalb der Uni mehr zu unternehmen. Das ist aber oft dem großen Zeitumfang der Vorlesungs- und Praktikumstage geschuldet.

Im Institut steht ein PC-Raum mit modernen Desktopcomputern und Druckern zur Verfügung. Das WLAN in der Uni (eduroam) ist immer erreichbar und schnell.

Abseits davon muss Digitalisierung in der Pharmazie dringend ausgebaut und gefördert werden. Klausurergebnisse werden nur von wenigen Dozenten online veröffentlicht, sondern meistens in einem Kasten im Institut ausgehängt. Die Möglichkeiten der digitalen Präsentation (PDF, PowerPoint) werden eher mangelhaft genutzt, von manchen Dozenten überhaupt nicht. Einige schützen ihre PDFs mit Passwörtern und machen das Bearbeiten unmöglich, wodurch man Notizen extra anfertigen muss. Bei der Diskussion Urheberrecht vs. Barrierefreiheit gebe ich Letzterer definitiv den Vorrang, wenn es um Lehrveranstaltungen geht. Ich persönlich arbeite mit Laptop und bin zwar selten an der Arbeit gehindert, aber wenn dann richtig. Paradebeispiel war das AFL-Praktikum, als die Arbeitsschutzaufsicht des Landes Berlin zu Besuch war. Mein Laptop sowie Tablets durften nicht ins Labor, da die Lithium-Akkus eine Brandgefahr darstellten. Die 50 losen Blätter meines Banknachbarn aber scheinbar nicht. (Auch hier liegt die Verantwortung nicht bei der FU, sondern in veralteten Gesetzen, die eher ein gesamtdeutsches Problem sind.)

Es wäre dringend ratsam, im ersten Semester einen Kurs zu den Office-Programmen, besonders Excel, anzubieten. Der Umgang mit MS Excel oder vergleichbaren Programmen ist zwar selten Pflicht, aber erleichtert das Auswerten der Daten im Praktikum extrem.
Für Präsentationen ist entweder ein VGA-Adapter (Hallo, 1990er!) anzuschaffen (einer pro Semester reicht) oder man lässt sie per Stick abspielen und hofft, dass der bereitgestellte Computer nicht die Mücke macht.

Allgemein kann ich das Studium unter ein paar Vorbehalten definitiv weiterempfehlen:
* Man muss Pharmazie und die Naturwissenschaften interdisziplinär mögen.
* Bringt v i e l Zeit und etwas finanzielle Rücklage mit ins Studium.
* Digital arbeiten ist durchaus möglich, aber es ist mit Steinen im Weg zu rechnen.
  • Kompetente und hilfsbereite Dozenten, eigene Versorgung, interessante und lehrreiche Praktika
  • Digitalisierung befriedigend bis mangelhaft, Labor-Assistenten sind eine sehr bunte Mischung

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.9
Sara , 12.04.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.0
Ehab Alshaar , 11.04.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.6
Lara , 19.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.3
Johann , 19.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
2.4
Ghieth , 18.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.7
Mila , 10.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.3
Merle , 10.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.3
Julian , 04.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.3
Mimi , 03.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.4
Marwa , 31.01.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)

Über Valle

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 5
  • Studienbeginn: 2017
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Berlin
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 1,6
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 18.06.2020
  • Veröffentlicht am: 01.07.2020