Größte Fehlentscheidung meines Lebens

Mechatronik (B.Eng.)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    1.0
  • Organisation
    1.0
  • Digitales Studieren
    1.0
  • Gesamtbewertung
    1.5
„Man hat mir einen Porsche versprochen, aber ich habe einen VW-Käfer vorgefunden“ [1], so äußerte sich der ehemalige Rektor der DHBW Stuttgart, kurz vor Ende seiner Amtszeit über die Hochschule. Mir ging es ähnlich, sehr hohe Erwartungen und große Freude auf das Studium, wie auf einen Porsche eben. Doch die Realität sah anders aus, wahrscheinlich sogar weit schlechter als ein VW-Käfer.

Im Oktober 2019 nach einer eher langweiligen Schulzeit begann es endlich: Das duale Studium im Fach Mechatronik an der DHBW Stuttgart. Doch enttäuscht wurde ich seit der ersten Vorlesungswoche. Im Stundenplan stehen fast täglich Vorlesungen von 08:15 bis 18:45 Uhr, danach kommt man fertig und mit einem sehr vollen Kopf von einem stressigen Tag nach Hause. Doch von Feierabend ist noch lange nicht die Rede, erst einmal sind die Vorlesungen nachzuarbeiten und etliche zusätzliche Aufgaben wie Konstruktionsentwürfe, Laborberichte und Hausarbeiten zu erledigen. Und am nächsten Tag? Selber Tagesablauf. Dabei gibt es zu beachten, dass man als Abiturient vom Lerntempo hier erstmal ordentlich überrollt wird. Darüber möchte ich aber nicht weiter urteilen, da dies zu Beginn eines jeden Studiums der Falls ist.

Unter der Woche wird man in den seltensten Fällen mit allen von der DHBW geforderten Aufgaben fertig, eigentlich war es bei mir üblich auch den Samstag und Sonntag fast pausenlos am Schreibtisch zu verbringen. Das war auch bitter nötig, denn sonst wird man sehr schnell abgehängt. Falls man ein Bedürfnis auf Freizeit oder Wochenende hat, ist man in diesem Studium fehl am Platz! Das soziale Leben litt äußerst stark darunter, wer das nicht aushält, studiert lieber woanders. Auch von einem Studentenleben kann man nur träumen!

Wer nun denkt er würde in der Zeit von 08:15 bis 18:45 Uhr von coolen und didaktisch vorbildlichen Professoren und Dozenten spannenden Vorlesungen genießen dürfen, verschätzt sich leider. Die Realität ist weit grauer, coole und didaktisch hervorragenden Lehrpersonen kann man im Studium an der DHBW Stuttgart an einer Hand abzählen. Aber wenn der Kurs glücklicherweise solch eine Lehrperson erwischt, hat man eine wirklich gute und interessante Vorlesung mit einer motivierenden Lehrperson. Die Mehrheit der Lehrenden behandelt die Studenten meiner Meinung nach unfair. Für manche Dozenten gehört es zum guten Ton sich in jeder Vorlesung mit den hohen Durchfallquoten in ihren Klausuren zu profilieren. Doch da das noch nicht genug ist wird bei jedem behandelten Sachverhalt erklärt, wer diesen nicht in Perfektion beherrsche, werden in der Prüfung durchfallen. Diese Vorlesungen folgen zudem keinem logischen Aufbau, blickt man auf diese Vorlesungen zurück, wurde einem mit komplexen elektrotechnischen Schaltungen nur Angst eingejagt. Dies ist ein unfaires und didaktisch nicht voranbringendes Verhalten eines Dozenten.
Aufgrund mangelnder Didaktik wurden die meisten Vorlesungsinhalte zuhause im Selbststudium verinnerlicht und erlernt, dies ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, welche ich in dem Studium erlernte.
Die erste Klausur (nach ca. 6 Wochen) im Studium ist von einem Bewertungsmaßstab geprägt, welcher einem auch nur Angst machen soll. Nur wenige Studenten haben über 50% erreicht.

Die Organisation in den ersten beiden Semestern war von grundsätzlich verspäteten Informationen geprägt. Nichtsdestotrotz ist an die Sekretärin ein Lob auszusprechen, da diese sich mit großer Herzlichkeit um alle Anliegen der Studenten kümmerte. Doch leider drang ihre Herzlichkeit nicht bis zur Studiengangsleitung durch bzw. prallt dort ab. Diese handelt undurchsichtig und Informationen werden manchmal verschleiert.

Die Laborausstattung allgemein an der DHBW ist stark verbesserungswürdig. Auch ein Tageslichtprojektor hat im 21. Jahrhundert (in Zeiten von Digitalisierung, PowerPoint und OneNote) nichts mehr in einem Vorlesungssaal verloren.

Mit Corona kam erst der große Prüfungshammer im Studium. Vom einen Tag auf den anderen wurden kurzfristig die Prüfungen vom ersten Semester abgesagt. Wann und wie diese geschrieben werden, war lange Zeit unklar, hier hätte man sich etwas mehr Infos von der Studiengangsleitung wünschen können. Vorlesungen waren 100% online, der Umstieg lief reibungslos, meiner Ansicht nach gab es fast keine Verschlechterung der Lehrqualität dadurch. Die Qualität der Vorlesungen war aber umso mehr vom Alter und den technischen Fähigkeiten der Dozenten (eines technischen Studiengangs…) abhängig. Jeden Tag der Onlinevorlesungen war ich froh, nicht nach Stuttgart an die DH fahren zu müssen.
Dann kam der Schock, die Prüfungen vom ersten und zweiten Semester werden zusammen am Ende des zweiten Semesters abgelegt! Konkret: 13 Prüfungen in 3 Wochen! Die Bitte, eingereicht beim Studiengangsleiter, für etwas Entzerrung zu sorgen stieß auf wenig Beachtung und hatte lediglich eine Klausurverschiebung zur Folge. Die Lernphase waren harte Monate, gelernt hat man nur für die Prüfung, für die Zukunft blieb nichts hängen, war einfach zu stressig. Aus diesem Grund waren einige Kommilitonen auf dem besten Weg zu einem Burnout. Die Lerninhalte waren (einem Grundstudium entsprechend) interessant.
Dieser Prüfungssituation entsprechend wurden viele Kommilitonen meines Kurses rausgeprüft. Einige haben sich selbst für den Abbruch des Studiums entschieden.

Im zweiten Studienjahr (sprich Semester 3 und 4) wurde die Organisation besser. An dieser Stelle ist ein Lob and den Studiengangsleiter auszusprechen. Die Vorlesungen fanden nun hybrid per Teams statt. Teilnehmer vor Ort trugen eine Maske. Das hybride Modell hat Potential für die Zukunft, auch da jeder Student selbst entscheiden kann, von wo er die Vorlesung besucht. Dadurch kann jeder seinem Lerntyp entsprechen lernen. Da ich (wie oben geschildert) sowieso alles im Selbststudium lerne, war ich fast nie vor Ort, dadurch hatte ich keinen Nachteil. Meine Noten wurden sogar besser.... Diese Semester waren von der Lernmenge näher an dem akzeptablen Bereich, nicht ohne war es trotzdem. Man muss aber hervorheben, dass manche Lehrinhalte, vor allem von Dozenten aus der Praxis, sehr interessant waren.

Im dritten Studienjahr (sprich Semester 5 und 6) bekam der Studiengang Mechatronik Zuwachs, in Form einer neuen Professorin für Regelungstechnik. Die Allgemeine Organisation des Studienablaufes war geprägt von einer „Minimalprinzip“-Herangehensweise. Aus studentischer Sicht war dies für mich sehr störend, da die raren Informationen meist zu spät kamen oder Einreichungen plötzlich „gleich morgen“ eingereicht werden sollten. Auch auf der Seite des Sekretariats wurden Mails meistens ignoriert. Nur telefonische Anfragen bewirkten hier etwas, doch auch das war eher schleppend. Im dritten Studienjahr hätte ich mir eine offener und aktivere Organisation gewünscht.

Aus dieser Minimalprinzip-Organisation heraus erkläre ich mir auch, wieso im 5. und 6. Semester von Hochschulseite keine Hybridvorlesungen angeboten wurden (trotz hohen Inzidenzzahlen im Winter 2021). Es wäre ja schließlich (maximal 4 stündiger) Aufwand gewesen den Stundeten, das eigentlich vorhandene, Equipment zu Verfügung zu stellen und die Erlaubnis zum streamen zu erteilen. Aus diesem Grund durften im 5. Semester dann alle Studenten des Kurses antanzen und im einem kleinen Raum den Vorlesungen beiwohnen. Im 6. Semester, als man verstand, wie der Hase läuft, wurde von studentischer Seite her ein hybrides Konzept erarbeitet und durchgeführt, dies funktionierte, im Einverständnis der Lehrenden, sehr gut.

Die Vorlesungsqualität im dritten Stundenjahr war durchwachsen, man hatte sehr gute fahrzeugbezogene Vorlesungen, zum Beispiel zu Assistenzsystemen, aber auch noch wenige Grundlagenvorlesungen. Es gab für mich auch langweilige Vorlesungen, zum Beispiel eine einsemestrige Monolog-Vorlesung über die ISO 26262. Positiv war eine Vorlesung zum Wärmemanagement in der Elektronik, normalerweise hätte mich das glaube ich nicht interessiert, aber der Professor konnte so gut und mitreisend lehren, dass es wirklich richtig gut war. Er hat den Landeslehrpreis 2015 wahrlich verdient! Die Dozenten kamen teilweise aus der Praxis und konnten interessante Beispiele einfließen lassen. Im Fach Regelungstechnik (MTS3 und MTS4) wurde nur mit mäßigen didaktischen Fähigkeiten gelehrt. Die Lehrperson war der Regelungstechnik leider fachfremd und konnte (zumindest mir) nichts Sinnvolles vermitteln. Die Lehrunterlagen und Klausuren stammten von einem anderen Dozenten. Bis heute ist mir unklar welche Anforderungen an die Professorenstelle gegolten haben, eventuell hatte die Geschlechterquote auch einen kleinen Einfluss bei der Stellenbesetzung.

Praxisphasen: Da die Praxisphasen vom jeweiligen Kooperationsunternehmen durchgeführt kann keine allgemeine Bewertung abgegeben werden. Da ich in einem großen Unternehmen war konnte ich mir meine Versetzungsstellen selbst aussuchen, das war wirklich klasse, da man genau dorthin kann wo seine Interessen und Stärken liegen. Bei mir jedenfalls waren alle Abteilungen, welche ich durchlaufen hatte, sehr gut. Mir wurde als Student sehr viel Verantwortung übertragen und man konnte in aktuellen Projekten mitarbeiten oder selbständig Projekte realisieren, nichts mit Praktikantenarbeit oder Ähnlichem. Meine erzielten Arbeitsergebnisse werden heute noch den Abteilungen verwendet und sind nicht in einer Schublade verschwunden! Hier wurde man richtig aufs Berufsleben vorbereitet. Zudem baut man ein großes Netzwerk auf.

All in All: Ich würde dieses Studium an dieser Hochschule aus oben genannten Gründen auf keinen Fall wieder antreten, auch die Hochschule würde ich niemandem weiterempfehlen. Ich muss aber sagen, dass der praktische Teil im Unternehmen bei mir sehr gut war.

[1] https://www.yumpu.com/news/de/ausgabe/114545-stuttgarter-zeitung-2021-10-30, aufgerufen 02.09.2022
  • Eigener Verdienst; Wenige motivierende praxisnahe Dozenten; Hybrides Vorlesungsmodell
  • Anstregende Lehrpersonen und Studiengangsleitung; schlechte und verspätete Organisation; keine Freizeit; kein Wochenende; kein Sozialleben; miserable Laborausstattung; Stundenplan maximal voll

Johannes hat 18 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
  • Gibt es ausreichend Sitzplätze in den Hörsälen?
    Ich habe nie ein Problem damit, einen Sitzplatz im Hörsaal zu finden.
    Auch 87% meiner Kommilitonen haben keine Probleme, einen freien Sitzplatz im Hörsaal zu finden.
  • Wie gepflegt sind die Toiletten?
    Die Sauberkeit der Toiletten bewerte ich als ok.
    62% meiner Kommilitonen freuen sich über sehr saubere Toiletten.
  • Sind die Öffnungszeiten des Sekretariats in Ordnung?
    Ich habe angegeben, dass das Sekretariat ausreichend geöffnet ist.
    50% meiner Kommilitonen sind sehr zufrieden mit den Öffnungszeiten des Sekretariats.
  • Wie schätzt Du den Ruf Deiner Hochschule ein?
    Für mich ist der Ruf unserer Hochschule ganz okay.
    Auch für 75% meiner Kommilitonen ist der Ruf der Hochschule ganz in Ordnung.
  • Wie kommst Du mit Deinen Kommilitonen zurecht?
    Ich finde, an unserer Hochschule herrscht eine Ellbogengesellschaft.
    81% meiner Kommilitonen haben hier ihre Leute gefunden, mit denen sie gut zurecht kommen.
  • Fährst Du mit dem Fahrrad zur Hochschule?
    Mit dem Fahrrad fahre ich eigentlich nie zur Hochschule.
    Auch 91% meiner Kommilitonen fahren eigentlich nie mit dem Fahrrad zur Hochschule.
  • Wie oft gehst Du pro Woche feiern?
    Auch wenn ich Student bin, gehe ich nicht jede Woche feiern.
    Auch 86% meiner Kommilitonen gehen seltener als einmal pro Woche feiern.
  • Wie sind Deine Berufsaussichten nach dem Studium?
    Ich rechne mit traumhaften Berufsaussichten nach dem Studium.
    Auch 70% meiner Kommilitonen rechnen mit traumhaften Berufsaussichten.
  • Fühlst Du Dich während Deines Studiums gut betreut?
    Ich fühle mich während des Studiums alleingelassen.
    für 47% meiner Kommilitonen ist die Betreuung während des Studiums ok.
  • Ist die Studiengangsleitung gut erreichbar?
    Ich bin mit der schlechten Erreichbarkeit der Studiengangsleitung unzufrieden.
    58% meiner Kommilitonen beurteilen die Erreichbarkeit der Studiengangsleitung als sehr gut.
  • Hast Du während der Studienzeit ein Praktikum gemacht oder geplant?
    Ich habe während der Studienzeit ein Praktikum gemacht oder geplant.
    66% meiner Kommilitonen haben während der Studienzeit kein Praktikum gemacht oder geplant.
  • Würdest Du diesen Studiengang nochmal wählen, wenn Du eine Zeitmaschine hättest?
    Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich diesen Studiengang nicht nochmal wählen.
    39% meiner Kommilitonen sind sich unsicher, ob es der richtige Studiengang für sie ist.
  • Hast Du schonmal erlebt, dass Ausländer an Deiner Hochschule diskriminiert wurden?
    Ich habe es noch nie miterlebt, dass Ausländer an meiner Hochschule diskriminiert wurden.
    Auch 92% meiner Kommilitonen haben es noch nie miterlebt, dass Ausländer an ihrer Hochschule diskriminiert wurden.
  • Bist Du Vegetarier oder Veganer?
    Ich bin kein Vegetarier oder Veganer.
    Auch 86% meiner Kommilitonen essen gerne Fleisch.
  • Haben Deine Eltern auch studiert?
    Meine Eltern haben nicht studiert.
    Auch 52% meiner Kommilitonen geben an, dass ihre Eltern nicht studiert haben.
  • Hast Du bereits ein Auslandssemester absolviert?
    Ich habe kein Auslandssemester absolviert oder geplant.
    Auch 81% meiner Kommilitonen haben kein Auslandssemester absolviert oder geplant.
  • Hast Du das Gefühl, das Dich Dein Studium gut auf das Berufsleben vorbereitet?
    Ich fühle mich durch mein Studium gut auf das Berufsleben vorbereitet.
    Auch 63% meiner Kommilitonen fühlen sich durch ihr Studium gut auf das Berufsleben vorbereitet.
  • Wann fängst Du meistens mit dem Lernen für Klausuren an?
    Meistens fange ich mindestens 3-4 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
    Auch 53% meiner Kommilitonen fangen mindestens 3-4 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
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Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.6
Philipp , 02.05.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
3.9
Maxine , 15.04.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
3.6
Leo , 02.04.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
3.7
Florian , 28.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
2.7
Mit , 26.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
3.0
Lars , 24.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
4.1
Lukas , 20.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
4.3
Moritz , 19.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
4.0
Simon , 09.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)
3.0
Maximilian , 08.03.2024 - Mechatronik (B.Eng.)

Über Johannes

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 6 Semester
  • Studienbeginn: 2019
  • Studienform: Fahrzeugsystemtechnik und Elektromobilität (EM)
  • Standort: Standort Stuttgart
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 12.09.2022
  • Veröffentlicht am: 14.09.2022