Ein "kurzes" Résumé zum Bachelor Maschinenbau an der RUB

Direkt mal vorweg: Im Gegensatz zu manch anderem Erfahrungsbericht hier werde ich nur auf das Wesentliche, nämlich die Lehre samt Klausuren, Organisation, usw. eingehen. Zur Parksituation und dem Partyleben haben andere schon genug geschrieben.
Generell ist es mir noch unebgreiflich, dass Leute hier schon in den ersten Semestern die Uni bewerten. Solche "Erfahrungs-"berichte würde ich schon mal mit Vorsicht genießen. Meinen Bericht natürlich ebenso, denn bei aller Objektivität bleibt ein subjektiver Anteil nie aus.
Und bevor es heißt, ich wäre einer der faulen Kandidaten und würde die Uni deshalb schlecht bewerten: Nein, ich habe alle Klausuren beim 1. Versuch bestanden, alle Praktika absolviert und liege voll in der Regelstudienzeit. Wäre das soweit geklärt. Kommen wir zum Interessanten.

Studieninhalte und Dozenten:
Hier besteht eine gewisse Diskrepanz zwischen den ersten 4 Semestern (Grundlagenteil) und dem 5. und 6. Semester (Schwerpunktwahl). In den ersten 4 Semestern hakt man 2 Jahre lang ein trockenes Fach nach dem anderen ab. Die Dozenten wirken dabei einfach nur genervt und viele können einem ohne ihre Musterlösungen überhaupt nicht weiterhelfen. Das ist für mich Inkompetenz. Bei Fragen wird man abgewimmelt, auf Mails wird meist prinzipiell nicht geantwortet und man bekommt schnell das Gefühl unerwünscht zu sein.
Ändert sich das ab dem 4. Semester? Nur teilweise. Die meisten Fächer bleiben trocken und die Dozenten sind weitenteils die gleichen wie in den ersten Semestern. Das hängt aber natürlich von den gewählten Fächern ab.

Lehrveranstaltungen:
Es ist mir ein absolutes Rätsel wie man hier mehr als 2-3 Punkte geben kann. Ja, die Lehrveranstaltungen werden angeboten, es wird mehr oder weniger strukturiert durch den Lehrplan gegangen, aber in den meisten Veranstaltungen lernt man nichts, gar nichts. Damit verfehlen sie ihr Ziel. Warum? Weil die Dozenten einfach nur die Lösung an die Tafel schreiben und Fragen die darüber hinaus gehen oftmals gar nicht beantworten können. Bestes Beispiel ist Konstruktionstechnik bei Herr T. Hier wurden total stumpf Hunderte Seiten Berechnungen in Mathcad durchgegangen.
Für mich war es viel effizienter mit Hilfe der hochgeladenen Lösungen (wenn sie denn hochgeladen werden) selber die Aufgaben zu lösen, als stumpf von der Tafel abzuschreiben. Die Inhalte aus den Vorlesungen sind teilweise außerdem völlig irrelevant für die Klausur (Beispiel Elektrotechnik).

Organisation:
Hier fällt der Ingenieurbereich knallhart durch, vor allem im Vergleich zu anderen Fakultäten, die man zB in BWL, Rechnungswesen, Management, etc kennenlernt.
In Fächern wie Strömungsmechanik und Regelungstechnik wurden zB kurz vor der Klausur einfach noch Übungen hochgeladen. Altklausuren werden nur sporadisch zur Verfügung gestellt, dann aber meistens nur eine aktuelle und solche die 5+ Jahre alt sind. Ankündigungen zu Übungen werden oft 15 Minuten vor Beginn der Übung gemacht.
Dann werden Skripte teilweise hochgeladen und teilweise auch nicht. Auf Übungs- und Vorlesungsunterlagen wartet man teilweise Wochen und muss dann extra zu denen ins Büro damit sie die hochladen (auf Mails wird ja meist nicht reagiert). Die Liste ist lang.
Absolutes Highlight war aber Entwicklung mechatronischer Systeme im 6. Semester. Ein Praxisseminar für das es keine Punkte/Note gab und das auch für die Klausur keine Relevanz hatte. Ankündigungen 5 Minuten vor Übungsbeginn, wochenlanges Warten auf die Unterlagen und überhaupt keine Transparenz wie die Klausur und deren Benotung eig aussieht.

Ein paar Worte zum Studienverlaufsplan:
Im 5. und 6. soll man 3 Wahlprofilmodule machen. Je nach Vertiefung hat man im 5. zwischen 6-8 und im 6. zwischen 3-5 Fächer zur Auswahl. Im 5. hat man aber schon von vornherein 5 Fächer. So ist man je nachdem gezwungen die 3 Fächer im 6. zu machen. Hat man dann aber nur 3 Fächer im 6. zur Auswahl, hat man keine Auswahl.
Zur Anmeldung der Bachelorarbeit darf man nur 30 Punkte (min. 180 von 210CP) vom Abschluss entfernt sein. Laut manchem offiziellen Vertiefungsplan soll man im 7. Semester aber neben der Bachelorarbeit (12 CP) auch Fachpraktikum (14CP) und ein Fach von 6CP machen. Man wäre also noch 32Cp entfernt...

Jetzt kommen wir zu dem wichtigsten Thema, den Klausuren:
Abgesehen von der grausigen Organisation und den schlechten Lehrveranstaltungen ist das für mich der Hauptgrund das Studium hier nicht zu empfehlen. Wenn man sich Altklausuren anguckt, ist mir und allen Kommilitonen die ich persönlich kenne, immer wieder eines aufgefallen: Ab 2013-2014 ist ein ziemlich Sprung in der Schwierigkeit der Klausuren zu beobachten. Soll heißen, dass bspw mehr Aufgaben dazugekommen sind oder plötzlich zwei Themenbereiche in einer Aufgabe kombiniert sind. Fast in jeder Klausur gab es so kleine Schikanen, oftmals Kleinigkeiten die aber so oft dazu führen können, dass man 0 Pkt bekommt. Die Vergabe von Folgefehlern ist völlig willkürlich, bei Multiple Choice geben manche Minuspunkte, andere wieder nicht.
Dann gibt es zB den Fall Virtuelle Produktentwicklung und Entwicklung mechatronischer Systeme. Hier waren die Klausuren zweigeteilt, einmal 75-25% und einmal 70-30%. Statt der Punkte wurden aber die Noten zusammengerechnet, was dazu führt, dass manche mit 24-27% bestanden haben und andere wiederum mit 50-61% durchgefallen sind (kann man selber mit Gesamtnote=Note1*Gewichtung + Note2*Gewichtung nachrechnen!).

Das Hauptproblem an dem Ganzen sind dann aber die Noten. Die sind nämlich größtenteils relativ schlecht. Ich spreche hier nicht von meinen Noten sondern den Statistiken aus den Klausuren. Das wäre alles nicht weiter schlimm jedoch gibt es an der RUB seit diesem Jahr einen NC von 2,5 auf den Master Maschinenbau. Und jetzt bloß nicht mit den Notenvorstellungen aus der Schule hier drangehen. Hat man die 2.5 nicht kann man hier seinen Master nicht machen. Entweder man hat die 2.5 oder nicht. Punkt.
Da interessiert es auch nicht ob jetzt ein Umwelttechniker (oder UTRM´ler) mit na 2,5 und ein Maschinenbauer mit bspw. einer 2,6 zur Auswahl stehen. Der Umwelttechniker würde hier für den Master Maschinenbau den Platz bekommen.

Als ich mich vor über 3 Jahren für die RUB und gegen die RWTH Aachen entschied, dachte ich, dass es eine gute Entscheidung wäre. Kommilitonen die sich für die RWTH Aachen entschieden haben, haben mich eines besseren belehrt. Ein guter Ruf ist nicht gleichzusetzen mit unschaffbaren Klausuren und extrem hohen Anforderungen.
Und leider ist der Ruf der RUB in der freien Wirtschaft auch (noch) nicht sonderlich gut. Das merkt man sogar bei Vorstellungsgesprächen für Praktikumsplätze (Firmennamen nenn ich hier bewusst nicht).
Hier auf alle Details einzugehen würde deutlich den Rahmen sprengen, letztlich kann ich den B.Sc Maschinenbau an der RUB derzeit aber nur Leuten empfehlen, die nur einen Bachelor machen wollen oder sich sicher sind, dass sie die 2.5 erreichen.