Ein besonderer Hybrid, nicht für Jeden

Ich wünschte, mir hätte jemand die Dinge mitgeteilt, welche Sie in den folgenden Zeilen lesen können. Vielleicht wirke ich für Sie etwas pessimistisch. Allerdings finde ich diese Sichtweise angemessen, wenn Ihnen oder Ihrem Kind eine so wichtige Entscheidung wie die Wahl eines Studiengangs bevorsteht. Schließlich stellt ein Studium eine Investition dar - eine Investition der wichtigsten Ressource , die uns Menschen zur Verfügung steht: Unsere Zeit. Genauer gesagt 3,5 Jahre, 7 Semester.

Am Anfang des Studiengangs wird an die Erstis appelliert: Man solle sich "eine eigene Antwort auf die Frage überlegen, was MKD denn eigentlich sei und was man da studiere" - spätestens hier sollte der Alarm angehen, wenn das nicht schon vorher beim Durchlesen von Marketing-Materialien (Website, Flyer, o.Ä.) geschehen ist: Lauter knallige Schlagwörter. "Breit gefächert" könnte man dabei auch als "wenig wertvoller Allrounder" interpretieren, und was sich als "Erwerben von Sprachkompetenz" so toll liest, entpuppt sich in Realität als drei unterschiedliche Fächer Deutsch (!) in einem Semester (!!).

Daher folgt nun eine vom Hochschul-Marketing bereinigte Antwort darauf, was man mit dem Studiengang später einmal machen kann, denn schlecht ist er keineswegs. Die Antwort besteht aus zwei Teilen:

1. Technische Redaktion
2. Marketing

Wer technische Redaktion wirklich will, für den gibt es meiner Meinung nach keinen besseren Studiengang als MKD. Die technische Dokumentation ist eine extrem wichtige Aufgabe, auch wenn ihr der Ruf des "Bleistiftspitzers" nachgesagt wird. Stark vereinfacht sind das die Personen, die Bedienungsanleitungen schreiben. Hört sich langweilig an, aber ist in der Praxis cooler als man denkt, da man für die Sicherheit & Gesundheit von anderen Menschen sorgt & eine Art "Lehrer" sein darf. Außerdem ist einem jeder im Ingenieurbüro dankbar, dass man diese für viele Menschen leidige Aufgabe übernimmt. Man muss halt einfach der Typ dafür sein, und das findet man nur durch vorherige Praktika heraus.

Für das Feld der Kommunikation (Teilbereich des Marketings) bekommt man vor allem in späteren Semestern gutes Rüstzeug, aber eben nicht ausreichend. Tatsächlich reicht es bei den Absolventen nicht für ein Anschluss-Masterstudium im Marketingbereich aufgrund mangelnder ECTS. Mein persönlicher Tipp: Lieber ein normales Marketing-Studium, sogar wenn es nur als Fernstudium geht. Und so früh wie möglich rein in die Agenturen für die Erfahrung (sicher nicht für das Gehalt...).

Zwei mögliche Laufbahnen, hört sich doch cool an. Aber hören Sie sich bitte das folgende Argument an, vielleicht klingt es für Sie plausibel:

Wenn man sich für eine der beiden Laufbahnen entschließt, wird in MKD plötzlich ein so hohes Maß an Eigenstudie notwendig, dass man sich den Studiengang eigentlich gleich sparen kann und die Zeit besser investiert.
Warum? Die Disziplinen "Marketing" und "Technische Redaktion" sind in ihrem Wesen einfach komplett gegensätzlich. Hier ein Beispiel: Im Marketing wird hauptsächlich emotional kommuniziert und eine Gefühlswelt angesteuert, während die Betriebsanleitung eines technischen Redakteurs so breitengängig, klar und sachlich formuliert sein muss wie möglich. Im Marketing werden Zielgruppen anvisiert, welche so "spitz" (trennscharf) wie möglich sein sollen, während in der technischen Redaktion für den sog. "DAB" (dümmsten anzunehmenden Benutzer) geschrieben wird. Die Disziplinen verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser, aber vielleicht gibt es Berufe, die sie kombinieren? Mir fällt keiner ein. Vielleicht sind Sie kreativer.

Für viele wirkt MKD wie ein Studiengang, der gut für Leute ist, die nicht wissen, was sie genau wollen. "Lieber das, als ein Jahr Travel & Work in Australien", denken sich manche Eltern vielleicht. Vor diesem Kurzschlussgedanken möchte ich Sie höflichst warnen: In meinem Fall hat es die Orientierungslosigkeit lediglich vertagt, bis daraus schließlich eine Sinnkrise wurde - "Pre-Life Crisis" wäre ein angebrachtes Wording.

Nun wissen Sie hoffentlich, wo Sie bei diesem Studiengang stehen. Befreit von der rosaroten Brille. Als ich die anderen Rezensionen hier las, sah ich einfach zu viel Schönrederei. Aktuell arbeitet die Hochschule an Verbesserungen, was den Studiengang angeht - allein das gibt meiner Kritik eine Daseinsberechtigung. Sie mag harsch geschrieben sein, aber ich halte nichts von Weichmachern.
Zum Schluss möchte ich doch noch einmal optimistisch sein: Die Professoren sind größtenteils absolut fantastisch. Wirklich intelligente Charaktere, denen man viel abgewinnen kann. Daher bin ich mir sicher, dass dieser Studiengang in Zukunft großartig sein wird. Aktuell ist er jedoch noch ein ein besonderer Hybrid, nicht für jeden.

Viele Grüße.