Gute Lehre bei schlechten Bedingungen

Die theologische Fakultät der Universität Leipzig wird von Seiten der Universität geringgeschätzt, was sich auch in der Behandlung der Theolog_Innen widerspriegelt. So ist die Fakultät seit Jahren in Interimslösungen untergebracht, die so lange gemietet werden bis die Zustände (Toiletten) unhaltbar werden. Diese Interimslösungen werden sich aufgrund der sächsischen Landesfinanzpolitik auch noch einige Jahre hinziehen.
Das Studium insgesamt ist durchdacht und gut gegliedert. Die Anforderungen im Sprachbereich sind an der Theologischen Fakultät sehr hoch (90% erforderlich um bestanden zu haben), wesentlich höher als für die staatl. Ergänzungsprüfungen zum Abitur. Das Grundstudium vermittelt die wichtigsten Kenntnisse, leider mitunter zu wenig im Überblick, sondern eher anhand konkreter Beispiele, was die Einordnung in einen größeren Kontext erschwert und von viel Eigeninitiative abhängig macht.
Problematisch ist der Ausfall einer Professorin im AT, der sich quasi über mein ganzes Studium (6 Jahre) erstreckte und die Gesamtqualität der Lehre massiv beeinflusste. Insgesamt gibt es allerdings im Lehrkörper gerade einen Generationenwechsel, der die Richtung der weiteren Entwicklung unabschätzbar macht ebenso wie die massiven Stellenkürzungen des Freistaates Sachsen.
Die Seminarangebote und -größe ist sehr gut und thematisch entsprechend breit gefächert. Als besonders gut zu beurteilen ist die Kirchengeschichte, die einen der letzten Lehrstühle für Zeitgenössische Kirchengeschichte (19./20.Jh.) bietet, ebenso die Systematik, die sich zunehmend politisch aufstellt.
Das Studium in Leipzig erfordert eine hohe Eigendisziplin ist aber von einem hervorragenden Miteinander zwischen Lehrenden und Lernenden geprägt. Die Anbindung der Theolog_Innen an das sonstige Campusleben ist eher gering, da diese stets belächelt werden. Auch die studentische Vertretung an der Universität Leipzig (StuRa) profiliert sich lieber mit Polemik gegen Theologen und Ideologiedebatten als über inhaltliche Arbeit und Vorschläge zur Verbesserung der Studiensituation.