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Anspruchsvolles Studium mit viel Eigeninitiative

Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Gesamtbewertung
    4.0
Ich befinde mich nun im 6. Semester des Bachelor Elektrotechnik und Informationstechnik und arbeite gerade an meiner Bachelorarbeit. Daher ein Fazit zum Studium.

Dass man mit der Wahl zum Elektrotechnikstudium an der TUM nicht unbedingt den leichten Weg gegangen ist, sollte einem bewusst sein.
Die Leute, die hier in den höheren Semestern sitzen waren fast ausschließlich diejenigen, die stark in Mathe und Physik, Programmieren etc. im Abi waren. Ein großes Interesse und Begabung an diesen Fächern sind meiner Meinung nach unverzichtbar. Ansonsten wird einem das Studium hier nicht lange Spaß machen.

Zum ersten Studienjahr:
Ja, die ersten zwei Semester sind hart. In der sog. Grundlagen-Orientierungsprüfung fallen hier gerne mal 40% durch und müssen sich aufgrund der strengen Regularien nach einem anderen Studiengang umsehen.
Anders als die meisten das sehen, wird in der GOP aber nicht durch bewusst zu schwierige Klausuren "ausgesiebt". Die Prüfungen im späteren Studium werden nämlich keinesfalls einfacher; selbst die wirklich guten Studenten aus den ersten Semestern stoßen bei den Wahlmodulen im Hauptstudium dann auch an ihre Grenzen. Die Schwierigkeit des ersten Jahres ist daher nicht aus Boshaftigkeit so hoch angesetzt, sondern weil das Studium dieses Schwierigkeitsniveau konstant beibehält. Man muss sogesehen schon eine Schraube locker haben, wenn man sich das über Jahre hinweg antut :D

Die Wahlmodule sind allerdings deutlich interessanter als das, was man im ersten Studienjahr vorgesetzt bekommt. Sind die mathematischen Grundlagen erst einmal drin, kann man sich vollkommen auf die Dinge konzentrieren, weshalb man sich ursprünglich für Etechnik entschieden hat. Elektrische Maschinen, Digitaler Schaltungsentwurf, Regelungs- und Steuerungstechnik, um nur ein paar zu nennen. Ja, man vergisst vieles aus Analysis 1-3, Linearer Algebra, numerischer und diskreter Mathematik wieder, aber die Konzepte bleiben im Kopf und bilden eine wichtige Grundlage, um den Vorlesungen später folgen zu können.

Zur Organisation:
Wirklich alles läuft hier über das Online-Portal der Universität. Anmeldung zu Klausuren und Vorlesungen, Notenbekanntgabe, Dokumente für Behörden oder ein Ausdruck der aktuellen Noten etc. Darüber bin ich wirklich froh, denn man spart sich nervige Gänge zum Dekanat o.Ä.

Die Fachschaft liefert für die meisten Fächer Skripten und Aufgabensammlungen zu einem fairen Preis. Vor allem im Grundstudium ist das sehr hilfreich.

Für das spätere Studium gibt es viele Möglichkeiten ins Ausland zu gehen. Nicht nur das häufig belächelte ERASMUS, sondern auch Doppelabschlüsse mit Partnerunis und andere Auslandsaufenthalte auf der ganzen Welt sind hier möglich. Die Anmeldung erfolgt ebenfalls über ein Online-Portal. Wer hier wirklich ins Ausland will, kommt auch sicher irgendwo unter, egal wie gut oder schlecht die Noten sind. Wichtig ist die Motivation.

Negativ empfunden habe ich einzig, dass man während des gesamten Studiums quasi alleine dasteht und einen enormen Aufwand betreiben muss, um alles in 6 Semester Regelstudienzeit packen zu können (aus dem näheren Umfeld bin ich einer von wenigen, die das hinbekommen werden). Gründe sind Prüfungen, die wiederholt werden müssen, Probleme bei der Suche nach einem Praktikum oder Probleme bei der Suche nach einer geeigneten Bachelorarbeit (Anforderungen der Lehrstühle an Studenten sind teilweise zu hoch). Ich muss zugeben, dass ich häufig einfach Glück hatte in Prüfungen und bei der Stellensuche. Ohne das Quäntchen Glück wäre ich wohl auch über 6 Semester hinausgekommen.

Für die 9 Wochen Pflichtpraktikum wird einem übrigens keine Zeit im Semester eingeräumt. Das heißt entweder gehen die Sommerferien komplett drauf (war bei mir der Fall) oder man muss sich die Zeit während des Semesters einfach nehmen. Weil viele Betriebe zudem keine Praktikanten für nur 9 Wochen, sondern für 6 Monate wollen, "verschwendet" man gerne mal das ganze 5. Semester oder lernt nach der Arbeit für die Klausuren. 30 Credits schafft dabei aber niemand wirklich bei einem Vollzeitpraktikum mit anschließendem schriftlichen Bericht und Präsentation am Lehrstuhl.

Zum späteren Studium:
Nach der GOP folgt ein weiteres Jahr mit ausschließlich Pflichtmodulen, in dem je Semester 30 Credits erzielt werden sollen. Die Anmeldung zur Prüfung ist hier nicht mehr verpflichtend und auch erfolgt nicht mehr automatisch.

Das dritte Semester ist wegen des vollen Stundenplans und der harten Prüfungen relativ anstrengend. Allerdings wurden hier einige Konzepte vorgestellt, die in der Elektrotechnik enorm wichtig sind, etwa Transformationen vom Zeit- in den Frequenzbereich, das Prinzip der Abtastung, aber auch Theorie stochastischer bzw. deterministischer Signale und allgemeine Systemtheorie.

Als kleinen Ausgleich sind dann die Prüfungen im vierten Semester etwas einfacher (Ausnahmen kommen leider vor), auch wenn man nun plötzlich 6 statt 5 Fächer im Stundenplan hat. Ist aber machbar, weil die Prüfungen tendenziell leichter sind und es weniger bis keine Tutorien mehr gibt.

Im 5. Semester beginnt dann der interessante Teil: Wahlmodule und Studienrichtungen. Im besten Fall hat sich über die letzten 2 Jahre herauskristallisiert, welche Richtung man später einschlagen möchte. TUM EI bietet hierzu 11 Studienrichtungen mit Vorlesungen und Praktika an, die allesamt interessant sind und beliebig gewählt werden können. Man kann auch verschiedene Richtungen je nach Interesse kombinieren. Oft findet man sich dann in ungewohnt kleinen Hörsälen mit wenigen Studenten wieder. Teilweise befanden sich nur noch 30 Leute in der Zentralübung, was ich am Anfang des Studiums nie für möglich gehalten hätte :D
Die Dozenten scheinen dann auch deutlich mehr Bock auf die VL zu haben, da es sich ja im besten Fall um ihr eigenes Fachgebiet handelt (z.B. Professor für Medientechnik hält die Vorlesung "Medientechnik"). Die Profs sind zunehmend offener für Fragen während oder nach der Vorlesung, und es findet alles auf einer persönlicheren Atmosphäre statt. Hier hat man dann auch die Möglichkeit, Kontakt mit den Dozenten zu knüpfen, was für die Bachelorarbeit später hilfreich sein kann.
Es muss allerdings gesagt werden, dass die Prüfungen der Wahlmodule noch schwieriger sind als im Grundstudium. Daher noch einmal der Hinweis, dass die GOP sicherlich nicht nur so schwierig sind, weil man den dummen Erstis eins auswischen will. Das Niveau wird zu keiner Zeit geringer; es steigt eher an, je weiter man voranschreitet. Ob Prüfungen im 5. Semester wirklich so schwer und mathematiklastig sein müssen, ist eine andere Frage.
Das 5. Semester war für mich letztlich aber viel entspannter als die vorherigen. Weil es keine Tutorübungen mehr gibt, ist der Stundenplan deutlich schlanker. Man hat auch ein besseres Gefühl, welche Vorlesungen man besuchen sollte und wo man es sich sparen kann. Auch in der Prüfungsvorbereitung hatte ich weniger Stress und Angst vor Versagen als sonst. Ich vermute, es liegt auch daran, dass man nun nur noch die Fächer belegen kann, die einen interessieren. Da kann man auch mal Module wählen, die weniger Mathematik beinhalten, wenn man damit Schwierigkeiten hat. Oder ein, zwei Laborpraktika, die zeitaufwändig, aber dafür interessant und spaßig sind.

Von daher ein dickes Plus für die riesige Auswahl an Fachrichtungen, die man so wohl nur an großen Unis wie der TU München bekommt!

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich nach wie vor eine tolle Zeit an der TUM habe und viele interessante Dinge lernen durfte, auch wenn es seit Tag 1 extrem anstrengend ist. Man lernt, mit der hohen Belastung umzugehen und erfährt, wozu man selbst in der Lage ist.

Das Studium der Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU München ist wahrscheinlich eines der schwierigsten in Deutschland. Wer aber viel Fleiß und Eigeninitiative mitbringt, wird feststellen, dass trotzdem oft genug Zeit zum Feiern mit den Kommilitonen bleibt und dass am Klischee vom sozial inkompetenten E-Tech-Nerd gar nicht so viel dran ist.

Ich bin gerne hier und freue mich eigentlich nur noch auf den anschließenden Master :D
  • Viele Fachrichtungen, Lehre durch Experten, Auslandsaufenthalte
  • Regelstudienzeit schwer machbar, Bibliothek überfüllt, Ausstattung alt

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.6
Hamza , 10.04.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
3.9
Florian , 24.03.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
4.3
Manuel , 14.03.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
4.6
Ilias , 12.03.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
4.1
Max , 12.03.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
3.7
Daniel , 11.03.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
4.3
Josia , 10.03.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
4.3
Tobias , 27.02.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
3.4
franzi , 24.02.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)
3.4
Nic , 02.02.2024 - Elektrotechnik und Informationstechnik (B.Sc.)

Über Georg

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 6
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort München
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 1,1
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 03.03.2019
  • Veröffentlicht am: 06.03.2019